Zwickau im 13. Jh. und im Jahre 1118 151 Die Begründung dieses Verhältnisses geht in der Tat in die Zeit Markgraf Dietrichs des „Bedrängten" zurück. Im Jahre 1212 schloß dieser nach langdauernden Streitigkeiten einen Vergleich mit dem Abte von Bosau, demzufolge dieser zugunsten des Markgrafen gegen eine Zahlung von 250 Mark auf seine Rechte in Zwickau verzichtete; wir kommen hierauf zurück. Die Rechte des Klosters Bosau an Zwickau müssen nun wesent lich älter sein als diejenigen des Markgrafen, denn bereits 1118, als von Besitz des Markgrafen von Meißen in der Zwickauer Pflege noch nicht die Rede sein kann, vielmehr das ganze terri- torium Zwickau der Gräfin Bertha, der Schwiegertochter Wip- rechts von Groitzsch und Gemahlin des späteren Markgrafen Heinrich von der Lausitz gehörte, die diesen Besitz vermutlich aus väterlichem Erbe erlangt hatte, wurde die von Gräfin Bertha gestiftete Zwickauer Marienkirche x ) mit genau umschriebener großer Parochie dem Kloster Bosau inkorporiert. Zur Ausstat tung dieser Kirche gehörte außer zwei Hufen der „böhmische Zoll" in Zwickau, der damals 15 Pfund jährlich betrug * 2 ). Nicht um einen Marktzoll handelte es sich, sondern offensichtlich um einen Durchgangszoll. Er wurde anscheinend erhoben von den aus Böhmen eingeführten Waren, wie umgekehrt bereits 1057 in Leitmeritz von den auf der Elbe nach Böhmen eingeführten Waren Zoll erhoben wurde 3 ). Mit dieser Zollentrichtung stellten sich die Kaufleute unter den Schutz des Herrn, in dessen Gebiet sie eintraten. Zwickau war der erste bewohnte Platz diesseits des breiten Grenzwaldes, der Böhmen vom mitteldeutschen Marken gebiete trennte. Hier muß bereits 1118 bei der Zollstätte eine Siedlung bestanden haben, die die slawischen Dörfchen der Muldenaue an Bedeutung weit übertraf, wie allein schon die Kirchengründung erkennen läßt. Eine Burg wird gleichfalls vor handen gewesen sein. Es spricht für die Wichtigkeit der vorüber- der Stadt Zwickau, Mitt. d. Alt. Verf. f. Zw. 4, 1894, S. 4 Anm. 10. Dob. III Nr. 2658, 3407. *) Vgl. weiter unten. 2 ) ÜB. Naumburg I, Nr. 116. 3 ) Cod. d. r. Boh. I, Nr. 55.