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theilten zum Richtplatze geleitete, an der Pforte des Klosters vorbei, in welchem er so viele Jahre hindurch gelebt hatte, hier bat er einen Augen blick verweilen zu dürfen, seine Bitte wurde ihm bewilligt; er kniete nieder, warf sich mit dem Ge sicht auf die Erde und sprach mit lauter, vernehm licher Stimme: — »Ich flehe Gott und die Menschen im Allge meinen, besonders aber Euch meine Brüder wegen des schrecklichen Verbrechens, welches ich began gen, deßgleichen wegen des großen Aergernisses, das ich dadurch veranlaßt, um Vergebung an! ... Es ist Zeit, zu gestehen, daß ich nicht der ein zige Schuldige bin; der Plan zu dem Verbrechen rührt von Gayraud her; die beiden Studenten, Can do las und Esbaldit haben es ausge führt ... und nunmehr mag die Gerechtigkeit ih ren Lauf nehmen, und Gott möge sich meiner ar men Seele erbarmen!« Eine halbe Stunde darauf siel das Haupt des Unglücklichen. Die beiden Studenten waren, anstatt sich nach Spanien zu flüchten, in Toulouse geblieben und hatten den empfangenen Blutlohn in Wohlleben verpraßt; sie wurden bald ergriffen und, eben so wie der Staatsrath Gayraud, in's Gefäng- niß geworfen, wo sie kurz darauf die wohlver diente Strafe ereilte: sie wurden ebenfalls zum Tode verurtheilt. Am standhaftesten zeigte sich Gayraud, er suchte auf jede Weise dem Sturme Trotz zu bieten; mit einer ungewöhnlichen Energie begabt, erlitt er die Folter, ohne sich für schuldig zu bekennen. Die Knochen wurden ihm zerbrochen, die fürchter lichsten Martern wurden an ihm verübt; sein Le ben hing nur noch an einem Faden, und doch ent schlüpfte ihm kein unvorsichtiges, unüberlegtes Wort. »Wohl denn!« sprach der Richter, »wir ver langen, daß die vornehmsten Glieder seiner Fa milie der Folter unterworfen werden; dec Zweck muß hier das Mittel rechtfertigen.« Der Staatsrath, dem Tode schon verfallen, fuhr von der Tragbahre empor, auf die man ihn gelegt hatte- Das, was die furchtbarsten Martern nicht vermocht hatten, bewirkte die Liebe zu seiner Familie. »Ich will reden,« lispelte er mit schwacher Stimme. Und er erzählte alle Einzelnheiten des Verbre chens. Acht Tage spater wurde er nebst den bei den Studenten hingerichtet. Jedenfalls war Violante du Chateau keine reine und fleckenlose Gattin; aber es scheint uns sehr zweifelhaft, ob sie an der Ermordung ihres Gemahls Theil gehabt, und ob sie über haupt darum gewußt; nichts desto weniger wurde auch ihr der Prozeß gemacht, und sie hatte das nämliche Schicksal wie ihre beiden bejahrten Lieb haber. »Mein Gott!« rief sie aus, als sie ihr Ur- theil vernahm, »Sie wissen ja, daß ich an dem Verbrechen, dessen man mich zeihet, unschuldig bin; aber ich beklage mich nicht: was soll ich lan ger auf dieser Erde weilen, da sie nicht mehr sind.« Die, welche sie meinte, waren fast siebzigjäh rige Männer und die Unglückliche zählte noch nicht zweiundzwanzig Jahre! Herren-Trachten. Ueberziehröcke: Einer der elegantesten davon ist von leichtem Tuche in aschgrauer Farbe. Dem Schnitte nach hat er im Rücken die Form eines Gi- bun; vorn hat er einen Shawlkragen, geht überein ander und wird durch Patten zugemacht. Im Allge meinen trägt man dieses Kleidungsstück selten oder wenig geschlossen, sondern läßt cs vielmehr auf den Achseln zurückfallen, da man darunter einen ganz zu geknöpften Frack trägt. — Ein anderer ebenfalls sehr modischer ist von Heller Farbe, wie gelblich, grau, braun. Er hat mehre Taschen und ist da gesteppt, wie man überhaupt die Stepperei jetzt überall an bringt, weil die Bortenbesetzung nicht mehr modisch ist. — Im Allgemeinen können wir von der Herren tracht sagen, daß die Röcke im Körver lang, dagegen in den Schößen kurz sind. — Der Frack hat Revers, welche sich mit dem Kragen shawlartig zurunden; die Schößen sind kurz und stark e» geschnitten; die Taille ist lang und die Farbe des Tuches braun oder schwarz. — Auch der Rock hat eine lange Taille mit Revers in derselben Form wie am Frack; der Schooß ist kür zer und namentlich nach hinten zu sehr weit. Die Lieblingsfarbe ist schwarz oder blau mit violettem Wie- dcrscheine. — Die Beinkleider sind von mittlerer Weite, unten besonders weit, so daß sie den Fuß umfassen. Die Stoffe sind hellfarbig mit großen Carreaur oder feinen Längenstreifen. — Der Hut ist ziemlich hoch. — Man trägt auch Cabans, d. h. Ueberziehröcke mit Kapuze. Sie sind meist in dunkelerer Farbe als die oben erwähnten Ueberröcke. — Die Westen, welche man des Bormittags trägt, gehen meist übereinander; die Putzwesten sind sehr lang mit einer Schneppe. — Die Cravaten sind meist bunt in lebhaften Farben, wie kirschroth und weiß, maisfarbig und weiß, oder auch dunkelblau und schwarz, violett und schwarz.—