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302 Jllustrirtes Magazin. Züge von Personen oder Ortschaften, oder die Formen von Thieren und Personen n. s. w., oder den Bau und das innere Getriebe von gemeinnützigen Anstalten, Ma schinen u. s. w. veranschaulichen. Die StHnellpost endlich brachte stets ausführliche und genaue Berichte über die neuesten Kleidcrtrachten in den großen, tonangebenden Städten, und den Abnehmern der colorirten Modenkupfer wurden auf den jeder Nummer beigelegten zwei Blättern Ansichten von den neuesten Kleider-Fapons und Pntzartikeln gegeben. Wir erlauben uns bei dieser Gelegenheit anzuzeigen, daß das Mnftrirte Magazin auch im folgenden Jahre — 1848 — in seiner bisherigen Form fortbcstehen wird, und daß sowohl Verlagshandlnng als Redaktion mit einander wetteifern werden, diesem nächsten Jahrgang durch Inhalt und Ausstattung den Vorzug vor seinen Vorgänger ' und somit den fortwährenden Beifall der geehrten Leser zu verschaffen. Die Redaktion und Verlagshandlnng. Silberblicke aus der deutschen Literatur und Journalistik. (Der Mörder und der Phrenolog. Nach dem Französischen des Dourille.) Mehre Zeitschriften enthielten vor Kurzem einen Aufsatz über die Phrenologie in Rücksicht auf die Crimi- naljustiz, in welchem der Autor zur Bekräftigung der von Spurzheim, Gall und Lavater aufgestellten Systeme der Phrenologie und Physiognomik ein vor mehrern Jahren zu Valence vorgefallenes Er- eigniß ansührt: es betrifft Robert Saint-Elair, Mitschuldigen von Daumas-Dupin, bei der Er mordung der jungen Eheleute von Montmorency. Im Allgemeinen ist die Sache wahr, doch finden sich in der Erzählung einige Ungenauigkeiten, welche ich um so mehr zu berichtigen wünsche, als ich nicht alles Schmeichelhafte, was sie für mich enthüllt, annehmen zu dürfen glaube. Ich bin der schwarze Herr, von welchem der Aufsatz spricht und welcher das Glück hat, dem durch seine phrenologischen Studien so bekannten Lyoner Arzte ähnlich zu sehen. Folgendes ist die treue Erzählung des Her ganges der erwähnten Sache, und so glaube ich, meinen Zweck am schnellsten und besten zu erreichen: Eines Abends (es war Ende August 1830) befand ich mich mit einigen meiner Bekannten in einem Kaffeehause von Valence. Man sprach über das System Lavaters, welches ich zu einem Haupt gegenstand meiner Studien gemacht hatte, und bewies durch Versuche an Leuten, welche ich da mals zum ersten Mal sah, wie sehr man Unrecht habe, wenn man es des Chnrlatanismus be schuldige. Am folgenden Tage war ich bei einem Diner zu Oranges-ies-Valcmco, in der Nähe von Va lence. Unter den Gästen befand sich ein Herr in blauem Ueberrock mst einem rothen Band im Knopfloch; er hatte den Weg von Montclimart nach Valence mit einem unserer Freunde gemacht, und dieser hatte ihn aus Höflichkeit zur Theil- nahme an dem Mittagessen veranlaßt. Gegen das Ende des' Mahles siel das Gespräch auf meine gestrigen Versuche und man drang in mich, sie zu erneuern; ich that es mit aller Vorsicht, welche der Anstand und die Sitte in solchen Fällen ver langt. Die Leute aus dem Hause und einige Mäd chen aus der Nachbarschaft, welche die Neugier herbeigelockt hatte, wollten ihrerseits gewahrsagt haben, wie sie es nannten; ich that es mit der größten Aufrichtigkeit. Das lebhafte Gespräch und Gelächter, welches meinen Bemerkungen folgte, bewieß, daß ich ziemlich das Rechte getroffen hatte. Wir wollten eben den Tisch verlaßen, als der Herr mit dem rothen Band, besten Benehmen mich nicht weniger betroffen hatte, als seine Ge sichtszüge, Lavater's Wissenschaft der Abgeschmackt heit beschuldigte; er behauptete, Niemand gleiche mehr einem Spitzbuben, als ein ehrlicher Mann, und man halte täglich rechtliche Leute für Schur ken. Ich ging in Einzelheiten ein, welche ich für geeignet hielt, seine Zweifel zu zerstören, jedoch ohne Erfolg, denn er bot mir vielmehr die Auf forderung, welche jecktc Aufsatz erwähnt. Gereizt durch seine Hartnäckigkeit, ersuchte ich ihn, seinen Hut, welchen er während der ganzen Zeit auf dem Kopfe behalten hatte, abzunehmen. Er folgte mei ner Aufforderung mit einer Art von Zwang, wel chen die Eile, mit welcher er ihr nachzukommen