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28<» Jllustrirtes Magazin. junge Person kam von Lissabon; sie gab sich für eine Portugiesin aus und führte den Namen Vio- lante du Chateau, ein Name, der allerdings nicht portugiesich klingt; indeß war dieß eine Eigenthümlichkeit, welche diejenigen, denen die Fremde Zutritt in ihr Haus «erstattete, nicht lange bekümmerte. Violante war eine reizende Brü nette, deren große schwarze Augen etwas unwi derstehlich Anziehendes hatten. Sie zählte kaum zwanzig Jahre und war mit ausgezeichneten Ver- standesfähigkeiten begabt, welche eine treffliche Erziehung noch erhöht hatten, damit verband sie ein vornehmes edles Ansehn, welches ihre Worte und ihr Benehmen auch keineswegs Lügen straften. Was in aller Welt mochte sie in Toulouse vorha ben? Niemand wußte es, oder fragte danach: es genügte, sie zu sehen, sie sprechen zu hören, zu bewundern, zu lieben, und wenn man in ihrer Nähe war, hatte man damit genug zu thun, um an etwas Anders denken zu können. Wie man sich leicht vorstellen kann, fehlte es der schönen Portugiesin nicht an Anbetern. Violante bedurfte eines Beichtvaters, ihre Wahl siel auf den würdigen Bürdens, und bald darauf brachte sie ein unbedeutender Rechtshandel auch mit dem Staatsrath Gay raud in nähere Berührung. Der unglückliche Theologe erkannte jetzt, daß es noch weit schrecklichere Qualen giebt, als diejenigen, welche er seit beinahe fünfzig Jah ren erduldet hatte. Violante hatte gleich an fangs den lebhaftesten Eindruck aus ihn gemacht; er glaubte in ihr das Weib wieder zu sehen, wel ches er so sehr geliebt, er zitterte, wenn er sie an redete; das Wort versagte ihm oft, wenn er auf die Fragen antworten sollte, die sie an ihn richtete, und nur mit grenzenloser Anstrengung gelang es ihm, die Seufzer zu ersticken, welche sich in sei ner Brust empordrängten. Eines Tages war die junge Portugiesin allein zu Hause, als ihr Beichtvater bei ihr eintrat; sie war traurig und nachdenkend. »Was fehlt Ihnen, liebes Kind?« fragte der fromme Bürdens. »Mein Vater, ich dachte an Sie,« lautete die Antwort. Bürdens fühlte sich furchtbar aufgeregt und ein heftiger Sturm erhob sich in seinem Innern. »Ich beschäftigte Ihre Gedanken, liebe Toch ter?« sprach er, ihre Hand ergreifend; »und ich, Violante, ich — ich kann fortwährend nur an Sie denken. ...« Erschrocken über das, was er so eben gesagt, ließ er indeß ihre Hand, die er krampfhaft gedrückt, sogleich wieder los, und trat einige Schritte zu rück. Violante betrachtete ihn lebhaften Blicks und ohne überrascht zu erscheinen, endlich sagte sie zu ihm mit einem Lächeln, worin sich eine unbe schreibliche Melancholie abspiegelte. »Warum entfernen Sie sich von mir, mein Vater? es ist keineswegs natürlich, daß man die Leute flieht, welche man liebt.« (Fortsetzung folgt.) M i s c e l l e. Schlangen in Australien.) Ich bin auf versunkene Schlangen gestoßen, erzählt ein Reifen der, u d von manchem wunderbaren und kaum Haar breiten 'ntkommen aus ihrem gefährlichen Bereich Zeuge gen-sen. Ein Freund von mir, der eben von der Jagd hsmgekehrt war, wollte sich ohne weiteres aus eine shölz^ne Pritsche niederlegen, als ihn ein Nebenstehender juvcll zurückriß; eine giftige braune Schlange wand sich seinem Opossum-Mantel hin auf; hatte er sich nieo-Mxgt, f» wäre er verloren gewesen; für dießmal kau. -x mit dem Schreck davon. Die Schlange wurde alsbcn. qetödtet. Ein anderer meiner Freunde pflegte sich w<,„nd seiner Wande rung seines Sattels als Kopfkissi für die Nacht zu bedienen, als er eines Morgens du Satteldecke auf hob, gewahrte er eine taube Otter d.-unter, er ließ die Decke sogleich wieder fallen und tödtee^x Schlange. Als wir eines Tages unsere Pferde tränen, erblickte mein Vetter eine schwarze Schlange halb . und halb außer dem Wasser; er erschoß sie und legte Leich nam auf einen Ameisenhügel, um die Ameise, daran arbeiten zu sehen; einige Augenblicke darauf gll. die männliche Schlange in großer Aufregung über .ei nen Fuß weg, sie wurde ebenfalls erlegt. Währ, d der Passage über die Illain llang« (Hügel-Kette) si. hen wir eine taube Otter auf eine arme Wachtel zu kriechen, die sich, wie bezaubert, ängstlich auf den Boden niederduckte. Wir ließen die Schlange ihr Opfer ergreifen und führten dann einen Schlag gegen sie, aber erfolglos, und das gereizte Thier sprang drei Fuß hoch nach meinem Gefährten empor, der ihr jedoch glücklich entging und sie gleich daraus nieder schlug. Ein andermal, als wir auf derselben Hügel kette lagerten, mußte ich bergab nach einem kleinen Wasserlache steigen, um Wasser zum Theekochen zu holen; kaum hatte ich mich über die Wasserfläche ge bückt, so schoß eine schwarze Schlange von ungeheu rer Größe unter Zischen und Quäken das Ufer herab; ehe ich mich noch von meinem Schrecken erholen konnte, war sie hurtig über meinen Arm nach dem entgegengesetzten Ufer geschlüpft. Ich war zu sehr außer Fassung gerathen, um auf sie Feuer zu geben, ob ich gleich mein Gewehr bei mir hatte. Noch einige Bei spiele werden genügen: Ein kleines Mädchen, die Tochter eines Freundes von mir, welche auf der Ve- randah spielte, war in Begriff, einen Gegenstand, den sie für ein lackirtes Stück Holz hielt, so glatt und gerade lag er da, in die Hand zu nehmen, als ihr Vater sic zurückrief. Die Schlange, denn als eine solche erwies sich das vermeintliche Stück Holz, war eine Diamantschlange von ungefähr neun Fuß Länge,' — Eines Abends, nachdem die Kinder zu Bett gc , bracht worden waren, saß ich mit meiner Schwester allein in der Stube; wir hatten gehört, daß sich am'!