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Recht: Es wird kommen, wie Gott es will. (Telescvp.) Vom treuen König. Won Uffo Horn.') In Kbnig Wenzel's Tagen War eine lust'gc Zeit, Da ward gespielt, geschlagen, Gesungen und gefreit. Vom Toben ist erklungen Das alte Schloß zu Prag, Da ward gegeigt, gesprungen Bis an den Hellen Tag. Die Nacht hat schnelle Flügel; Bald war es laut im Schloß, Der Knappe hielt den Bügel, Der Kbnig stieg zu Roß; Arg hat es auf den Steinen Vor Ungeduld gehaust. ,,Die Hunde an die Leinen, Die Falken auf die Faust!" Und wie der Zug zu Walde Gegangen in's Revier, Da traf er auch gar balde Ein scheues Edellhier. Die Silberhörner schmettern, Die Bäume, dicht belaubt, Wehn Lhau von ihren Blättern Den Jägern auf das Haupt. Der König greift zur Seiten Und macht den Bogen los, Und sendet nun im Reiten Das tödtende Geschoß. Er saget in den Büschen Dem Wilde hinterdrein, Und hält nun in der frischen Waldeinsamkeit allein. Die Wangen sind entzündet, Die Haare thaubenäßt. So springt er ab und bindet Den müden Renner fest, Und ruht nun aus im weichen, Besonnten Haidegras, Wo unweit unter Sträuchen Die Schäfrrdirne saß. Die Maide sieht ihn strecken Sich auf dem Wiesenplan Und luget durch die Hecken Den schönen Ritter an. Er liegt so wie in süßen Holdsel'gen Träumen da, Als schien er nicht zu wissen, Daß ihm die Schöne nah. Wie reich sein Haar und lose, Als wär's gesponnen Gold Hin über Stein und Moose In langen Locken rollt! Die frischen Wangen röchen Wie Rosen sich im Grün — Da muß sie näher treten Und beugt sich über ihn. ') Probe aus den nächstens erscheinenden gesammelt ten Gedichten dieses genialen vaterländischen Dichters Auf springt er — ach erschrocken Hebt sie das Auge nicht! Er aber streicht die Locken Ihr aus dem Angesicht, Und küßt die blöden Wangen Und schließt sie an die Brust. Sie hat mit Freuden hangen An seiner Brust gemußt! Da thut das Roß sich bäumen Und streckt die Glieder lang Und zerret an den Zäunen, Weil fern ein Horn erklang. Der König springt zu Bügel Und sprengt zum Wald hinein, Die Schäs'rin schaut vom Hügel Laut weinend hinterdrein. Es war kein lustig Toben Im Prager Schlosse mehr, Der Gäste Schwarm zerstoben, Die Hallen öd und leer. Es war mit Spiel und Jagen Mit lust'gem Lanz vorbei! Vom König hört man sagen, Daß er zu Felde sei. Er mußte sich bequemen Von dannen gleich zu ziehn, Und könnt nicht Abschied nehmen Von seiner Schäferin. Die harrt voll Lieb und Sehnen In jeder Morgenstund'. Die Augen voller Thränen Und ringt die Hände wund! So schwanden Tag um Tage, Und saß am Waldesrain Mit ihrer Seelenplage Die arme Maid allein. Wer denkt im Rausch der Liebe, Daß von dem Freudenwein Die Neige, die da bliebe, So bitter würde sein! Ein Fleck, ein rother, lichter, War stets ihm Aufenthalt, Ringsum ein Kreis, ein dichter, Von Blumen mannigfalt. Da lag ihr Kind zu Grunde An selber Stelle tief, Wo einst in böser Stunde Der schöne Ritter schlief. Es kam nach einem Jahre Herr Wenzel aus dem Krieg. Ein Krönlein mehr im Haare, Und vor ihm flog der Sieg. Er schleudert Helm und. Schiene Gar flüchtig in den Schrein Und schlüpfet dann in's grüne Betreßte Wamms hinein! Den Jagdhund an der Leine, Am Hut den Fedcrstrauß, So reitet er alleine Zum Thor der Burg hinaus. Es pocht sein Herz und brennen Die Wangen wie ein Strahl. Flink muß der Schecke rennen Wohl über Berg und Thal.