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87 Humussaurcs Ammoniak, bei Gegenwart von Wasser, oxydirt sich, wie alle humussauren Alkalien, weit rascher, als der Humus sür sich, und das Eisenoxydhydrat, indem es zu Oxydulhydrat reducirt wird, wirkt verbrennend auf Ammoniak. Unter Mitwirkung dieser beiden chemischen Reactioneu verbrennt das vom Thon absorbirte Ammoniak unter dem Einflüsse der Flächenattraction des porösen Thons fortwährend und, wie wohl nicht zu bezweifeln, zu Salpetersäure. 7) Wir schreiben hiernach der Salpetersäure eine höhere Bedeutung als dem Ammoniak bei der Pflanzenernährung zu, und indem wir darauf Hinweisen, daß die fetzige Ammoniaktheorie sich lediglich auf die Thatsache stützt, daß Ammoniak im Boden vorkommt, heben wir hervor, daß u) die bisherigen Angaben über den Ammoniakgehalt der fruchtbaren Erde diesen Gehalt in Folge fehlerhafter Bestimmungsmethoden zu hoch gestellt haben; daß b) die Verbrennlichkeit des Ammoniaks nicht genug in Anschlag ge bracht worden ist. 8) Die Wirkung des Ammoniaks scheint uns, falls es nicht aus schließlich der Fall sein sollte, zum großen Theil darin begründet zu liegen, daß der vom Ammoniak durchdrungene Boden in sich eine aus dauernde Salpetersäurequelle enthält. Es bilden sich in demselben con- tinuirlich geringe Mengen Salpetersäure, welche als Lösungsmittel für das vom Boden absorbirte Kali, den Kalk, die Talkerde und die phos phorsauren Salze dienen mögen. 9) Die vorstehenden Thalsachen und Bemerkungen regen die Frage an: ist nicht etwa die Salpetersäure allein der Körper, der den Pflanzen ihren Stickstoffgehalt zuführt? Wäre dies der Fall, so käme man zudem einfachen Satze, die Pflanze ernährt sich nur durch Aufnahme vollkommen verbrannter Körper, denn Kohlensäure, Wasser, Salpetersäure und sämmt- liche Mineralkörper, die in die Pflanze aus dem Boden übergehen, sind Oxyde. Diese Frage kann aus allen bis jetzt bekannten Thatsachen nicht mit Sicherheit beantwortet werden; denn ob die äußerst geringe Menge Ammoniak, welche im Boden vorhanden ist, vor ihrem Uebergange in die Pflanze erst oxydirt wird, das ist der Beobachtung entzogen. Diese Frage aber läßt sich fortan durch Vcgetationsvcrsnche entscheiden. Die Ansicht aber, daß das Ammoniak mehr als Salpetersäure erzeugender Körper, als als Pflanzennahrungsmittel anzusehen sei, gewinnt einige Stützen in den Thatsachen: