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<>6 Zum Gelingen der Begetationsversuche — wenigstens beim Mais — ist nichts erforderlich, als daß den Pflanzen sämmtliche Nährstoffe, also Kali, Natron, Kalk, Magnesia, Eisenoxyd, Phosphorsäure, Schwefelsäure, Chlor, Kieselsäure, Salpetersäure, Ammoniak, in einer schwachsauren Lösung gegeben werden, die auf lOOO Th. Wasser 3 Th. wasserfreie Salze enthält. Man hat dann nur darauf zu achten, daß die Lösung stets sauer bleibe, vr. Knop beobachtete diesen Sommer, daß neutrale Lösungen durch die Lebensthätigkeit der Pflanze alkalisch werden. Ich habe gleichzeitig und ehe ich von Knop's Erfahrung benachrichtigt war, beobachtet, daß sogar saure Lösungen alkalisch werden, sobald eine Mais pflanze einige Zeit darin vegetirt hat. Man muß daher während des Wachsthnms der Pflanzen die Reaction der Lösung fortwährend unter suchen und entweder sofort frische Lösung geben, oder durch Zasatz einiger Tropfen verdünnter Phosphorfäure nachhelfen, sobald man eine neutrale Reaction bemerkt. Versäumt man dieses nicht, so braucht man nie die Bildung von Schwefeleisen, die so manche der Sachs'schen Pflanzen zn Grunde richtete, zu fürchten. Berücksichtigt man dieses, so ist nichts leichter, als Pflanzen in wässrigen Lösungen zu ziehen. Es bedarf dazu weder besonderer Kunst griffe, noch gärtnerischer Geschicklichkeit, noch Erfahrung in der Behand lung von Pflanzen. Zeder Chemiker, der die Lösung zu bereiten ver steht, kann auch eine Maispflanze vom Samen bis zur reifen Frucht in wässrigen Lösungen ziehen. Eine ganz andere Frage ist es aber, ob man aus dem Gelingen solcher Versuche den Schluß ziehen kann, daß die Pflanzen normal ernährt werden, wenn sie ihre Nährstoffe direct aus Lösungen empfan gen. Dieses glaube ich durchaus verneinen zu müssen. Vergleicht man die Wurzelbildungen, so findet nian bei den im Boden gewachsenen Pflanzen ganz vorzugsweise starke, holzige, finger förmige Wurzeln, die nur in größeren Entfernungen mit Faserwurzeln besetzt sind. Allen in Wasser gewachsenen Maispflanzen fehlen diese starken Wurzeln fast ganz, sie bilden dagegen ein dichtes Geflecht von feinen Faserwurzeln, die mitunter eine bedeutende Länge erreichen. Eine Maispflanze, die ohne allen Zusatz von stickstoffhaltigen Nährstoffen gezogen war, erreichte eine Höhe von 24 C. M., ihre Faserwurzeln waren 110 C. M. lang.