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46 weiter unten zu besprechende Gehalt von Mineralstoffen. Diese Daten beweisen vielmehr, daß der Saft jedes einzelnen Organes ein durchaus von den anderen verschiedener ist. Ich werde später Gelegenheit haben, auf diese Verhältnisse specieller einzugehcn, und füge deshalb hier nur noch anhangsweise eine Beobach tung an, die mehr die Saftmenge der Pflanze im Allgemeinen betrifft. Wenn man in der heißen Jahreszeit an einem Kleefeld vorbeigeht, so kann man nach langer, anhaltender Trockenheit bemerken, wie von Mittag bis Abend, erst auf einzelnen Stellen, später über das ganze Feld, die Pflanzen glanzlos, zusammengefallen und welk aussehen, mit Einbruch der Nacht richten dieselben sich wieder auf, erscheinen frisch und straff und können diesen Wechsel lange ertragen, ohne zu leiden und zu Grunde zu gehen. Bisweilen, nach thaulosen Nächten, tritt dieser Zustand schon früh morgens kurz nach Sonnenaufgang ein. Die Physiologen erklären uns diesen Vorgang wie folgt: Die Saft- zuströmung in die Pflanze wird durch zwei Factoren, — einmal durch die größere oder geringere Verdunstung der Blätter, — dann aber auch durch eine besondere und zwar von dieser ganz unabhängige Thätigkeit der Wurzeln regulirt. Die letzteren Organe pressen die von ihnen anf- genommene Bodenfeuchtigkeit mit einer gewissen Kraft nach oben in den Stengel, die Blattstiele, die Blätter, und dadurch wird in dem ganzen Zellensystcme der Pflanze ein Grad von Spannung erzeugt, welcher die selbe frisch und turgescent erhält. Diese Spannung kann natürlich nur so lange dauern, als der durch die Verdunstung der Blätter bewirkte Wasscrverlust immer durch die von den Wurzeln aufwärts getriebene Bodenfeuchtigkeit ersetzt wird. Wird die Verdunstung durch hohe Tem peraturgrade sehr gesteigert und die Bodenfeuchtigkeit durch Austrocknung zugleich stark herabgcdrückt, so ist das Gleichgewicht gestört und die Pflanze welkt*). *) lieber diese selbstständige Krast der Wurzeln, Flüssigkeit nach oben zu treiben, lieferte mir eine andere Arbeit dieses Sommers interessante Resultate. Behufs einer Untersuchung über den aussteigenden Saft wurden Sonnenrosen, Tabak und Kartoffel» noch unterhalb der ersten Blätter abgeschnitten und der freiwillig aus dem Stammstnmpse abfließende Saft in aufgekitteten Glarröhren gesammelt. So lange der Boden sencht war, bluteten die Stumpfe lustig; im günstigsten Falle lieferte so z. B. eine einzige Sonnenrose während 24 Stunden mehr als 300 Cnb.-Cent. Saft. Sobald aber der Boden bis auf einen gewissen Grad ausgetrocknet war, ließ sich kein Tropfen Saft mehr gewinnen. Ob sich dieses starke Bluten mit Hülse der Diffussiou oder Endosmose genügend erkläre» lasse, ist mir aus mehreren Gründen sehr zweifelhaft. " W«- v