318 Neber das Chlor als specifischen Nährstoff der Bnchweizenpflanze von Friedrich Robbe und Theodor Siegelt. I. Die empirische Thatsache, daß verschiedene Sorten käuflichen Abraum- salzes sehr ungleiche, bisweilen entgegengesetzte Wirkungen aus die Vege tation der Culturpstanzen zu äußern pflegen und daß diese Erscheinungen mit dem sehr wechselnden Gehalte jenes Salzes an Chlorkalium, Chlor natrium, Chlormagnesium und Chlorcalcium offenbar im Zusammenhänge gehen, i>t der Ausgangspunkt unserer nachfolgenden Untersuchung gewesen. Es können diese Wirkungen entweder fpecifische Wirkungen der un mittelbar in die Pflanze eingedrungenen Chlorverbindungen sein, oder dieselben können ihre Begründung finden in den Zersetzungen, Umbil dungen oder Lösungen, welche die Chloride im Ackerboden Hervorrufen. Für die Erörterung des ersteren Gesichtspunktes, welche wir uns vorgesetzt, erschien es angemessen, die Wirkung der einzelnen in wech selnder Menge zugeführten Chloride auf die Entwickelung irgend einer Pslanzenspecies zu studiren. Zu diesem Zwecke bot sich die Zucht dieser Pflanzen in wässrigen Nährstofflösungen und eine planmäßige Vergleichung ihres Entwicklungsganges sowohl unter einander, als mit dem Ent wicklungsgänge von Pflanzen derselben Art, welche gleichzeitig im festen Boden des freien Feldes nach gewöhnlicher Culturmethode gezogen wur den, als der geeignetste Weg dar. Wiewohl es noch Gegenstand der Controverse ist, ob die Ernäh rung der Landpflanzen nach der vielbesprochenen Culturmethode in flüssigen Medien als eine normale auszufassen sei, so kann diese Controverse sich füglich nur auf das Berhältniß des Wnrzel-Epiblema zu den von außen gebotenen Nährstoffen beziehen; denn daß manche Gattungen von Landpflanzen in wässrigen Nährstofflösniigen aus den (wie auch immerhin aufgenommenen) Nährstoffen ihre organologischen Gebilde normal zu gestalten vermögen, ist nach den von uns und An deren gewonnene» Erfahrungen für uns nicht zweifelhaft.