304 Werfen wir einen Blick auf das in der vorstehenden und einer früheren an diesem Orte mitgetheilten (die Aufnahme der gelösten Nahrungs- stoffe in die Pflanze — Heft 9) Abhandlung Gesagte zurück, so taffen sich die Hauptpunkte einer Theorie der Aufnahme der mineralischen Nahrungsstoffe in den folgenden kurzen Sätzen präcisiren. 1) Die Pflanze nimmt ihre anorganischen Nahrungsstvffe entweder aus einer Lösung, oder direct von den Bodentheilchen oder auf beiden Wegen zugleich. 2) Die alleinige Aufnahme aus einer Lösung kommt nur bei Pflanzen vor, welche im Wasser oder in einem von Wasser vollständig durchtränkten Boden vegetiren. 3) Die alleinige Aufnahme von den Bodentheilchen kann unr bei solche» Pflanzen stattfinden, deren Wurzeln oder aufnehmende Zellen nicht von einer wässrigen Lösung umgeben sind und ohne solche existiren können, wie bei den Flechten. 4) Die eigentlichen Bodenpflanzen, wozu unsere Culturpflanzen ebenfalls gehören, nehmen die anorganischen Nahrungsstoffe, sowohl aus Lösung, als auch direct von den Bodentheilchen auf. 5) Die Bodenpflauzen besitzen Wasscrwurzeln, welche sich in den mit Wasser gefüllten Capillarräumen befinden, und Luftwurzeln, die in die wasserfreien Eapillarräume eindriugen und sich mit ihren Wurzek- tärchen zum Theil an die Wandung des Capillarraumes anlegen. Die elfteren dienen der Aufnahme aus der Lösung, die letzteren der directen Aufnahme von den Bodentheilchen. 6) Die Wasserwurzeln können die anorganischen Nahrungsstofse nicht direct von den Bodentheilchen aufnehmen. 7) Eine Aufnahme der mineralischen Nahrungsstoffe bei unfern Bodenpflanzen, die ohne Gegenwart von Wasser im Boden nicht existiren können, durch die Bodenluftwurzeln kann der Pflanze nur daun von Vortheil sein, wenn die Wasserwurzcln sich in einer Lösung befinden, welche die von den Luftwurzeln aufgeuommeneu Nahrungsstoffe auch enthält. Ohne diese Bedingung wäre die Ernährung der Bodenpflanze nicht möglich oder doch höchst unvollkommen, da nur wenige oder gar keine Stoffe in die höheren Pflanzeutheilc hinein gelangen könnten. 8) Die Concentration der Bodenlösung und die Concentratiou der Zellflüssigkeit in den hauptsächlichsten Saft- oder Diffusionswegen (Wurzel und Cambium) muß in Bezug auf die gelösten Nahrungsstosfe gleich sein.