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287 Diese Erörterungen haben uns gezeigt, mit welcher Aufmerksamkeit auch die geringsten Erscheinungen zu betrachten und zu studiren sind, che man die Schlüsse des Experimentes als vollgültig ansehen darf. Die Drainwalser-Analysen. Der Gehalt der Drainwäffer an anorganischen Stoffen ist es ganz vorzüglich, worauf von Liebig seine Ansichten glaubt stützen zu dürfen. „Die Drainwasser," so lesen wir bei ihm, „enthalten, alle Stoffe, welche das Regenwasser aus der Ackerkrume aufzulösen vermag, und ihre Zu sammensetzung giebt einen Begriff von der Menge derselben, welche eine Pflanze während ihrer Vegetationsperiode aus dieser Lösung möglicher Weise empfangen kann." Zunächst muß ich mir erlauben darauf hinzu weisen, daß Drainwasser nicht immer das durch den Boden sickernde Regenwasser, sondern häufiger noch, und besonders gilt das bei permanent fließenden Drains, Quellwasser ist. Wenn ich auch zugeben wollte, daß im Boden eine Lösung von derselben Concentuation vorhanden sei, wie sie sich in dem aus dem Boden abgesickerten Drainwasser findet, so ist doch aus dem Gehalte des Drainwassers auf den Gehalt des Bodens nicht zu schließen, weil das Drainwaffer immer nur ein Theil des Bodenwassers ist. Denken wir uns einen beständig fließenden Drain, dem also neben dem meteorischen Wasser auch Quellwasser zugeführt wird; wird dem Boden beständig soviel Wasser zugeführt, daß er ! Theile Wasser festhält, während be ständig l Theil abfließt, so enthält der Boden 10 mal mehr anor ganische Stoffe gelöst und zur Disposition der Pflanze, als im Drain wasser aus ihm fortgeführt worden; es ist das gar nicht anders als wenn ich aus einem Gesäße, welches lO Litres Wasser mit lO Gramm Salz enthält, l Litre sortgieße,, es bleiben dann im Gefäße 0 Litres mit 9 Gramm Salz zurück und l Litre mit 1 Gramm ist fortgegangen; die Eoncentration in der fortgcgossenen Lösung war aber eben so stark, wie die im Gesäße. Bei Bodenartdn, die von obengenannter Natur sind, finden sich diese Verhältnisse immer, wenn auch nicht immer so be deutend wie in unserm Beispiele, wo das abfließende Wasser sich zu dem im Gefäße befindlichen wie 1:10 verhält. Aber auch in solchem Boden müssen beständig Stoffe gelöst werden, die die abfließeuden Biengen er setzen. Bei einem Boden, der nur nach anhaltend feuchtem Wetter fließt, dem kein Wasser aus einer Quelle zugeführt wird, treten ähnliche Ver-