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281 reicht, darüber können uns die Lysimeteruntersuchungen nicht belehren, darüber wissen wir bis jetzt überhaupt nichts. Bei den meisten derartigen Versuchen findet man eine erstaunliche Einseitigkeit und Oberflächlichkeit; man untersucht, wieviel mineralische Stoffe in einer kurzen Zeit, in 8 Tagen etwa, durch Wasser aus einem Boden gelöst und fortgcführt werden, man berechnet wieviel anorganische Stoffe zu der Ernte irgend einer Frucht nöthig ist, und findet, daß die in 8 Tagen geloste Menge Stoffe nicht zu dieser Ernte hinreicht; man vergißt dabei aber ganz, daß während des anderen Thciles der Vegetationsperiode auch Stoffe in Lösung übergeführt werden. Ganz dasselbe findet man auch bei der Interpretation der Lysimeterversnche. Was in zwei oder drei Rcgen- perioden aus dem Boden ausgeführt wird, soll zur Beurtheilung der in einer Vegetationsperiode gelösten und der Pflanze zu. Gebote stehenden Menge anorganischer Stoffe genügend sein. Ich werde später auf diese interessante Verirrung der Agricultnrchemiker, die ihre Forschungen und Ausickffen irre geleitet hat, ausführlich zurückkommcn. Die Berechnung Zöllcr's, wieviel anorganische Stoffe in jener Zeit, wenn der Boden mit Wasser übersättigt ist, ans einem Morgen oder bayerischen Tagewerk Acker verloren gehen, und wieviel dieser Stoffe durch eine Million Thcile Wasser ans einem Tagewerk fortgeführt wird, ist nutzlos; denn unser Ackerboden ist kein Lhsimeter, und eine Uebersättigung des Ackerbodens findet nur unter den ungünstigsten Ver hältnissen Statt, nämlich dann nur, wenn die Ackerkrume auf einer undurchlassenden Unterlage ruht, unter welchen Umständen jedoch nur an ein Fortgehen der gelösten Stoffe zu denken ist, wenn die Unterlage eine schiefe Ebene bildet, die nach einer Seite hin Abfluß hat. Bei Boden mit einem durchlassenden Untergründe ist eine Sättigung kaum denkbar, weil das Wasser stets tiefer nach unten geht. Freilich kommt es gar nicht selten vor, daß, besonders bei thonrcichem Boden, das Wasser nicht sofort in die Tiefe cindringt und über dem Boten stehen bleibt; hier ist inteß nur eine Sättigung der oberflächlichen Schicht der Ackerkrume zugegen, indem der Regen schneller fällt, als ihn die Capillarität und der Druck in die liefern Schichten zu führen vermag. Hat erst das Wasser Zeit tiefer einzudringeu, so wird die Uebersättigung der ober flächlichen Schicht sich bald verloren haben. Wird das Wasser bei starkem Regen auch in den Untergrund abgeführt und der Ackerkrume dadurch gelöster Stoff entzogen, so ist dieser aber durchaus nicht der