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272 waffers bestärkt, aus welchen man den Schluß zog, daß im Boden eine Lösung vorhanden sei, deren gelöste anorganische Stoffe zu einer Ernte nicht hinreichten — ein Schluß, der wohl seine Richtigkeit zu haben schien, ich sage, zu haben schien, denn ich werde später zeigen, daß die Interpretation der Versuchsresultate eine höchst einseitige und dadurch falsche war. Noch immer blieb aber die Frage unentschieden, auf welche Weise denn eigentlich der Uebergang der anorganischen Nahrungsstosfe stalt- sinde. Bon Liebig beobachtete, daß die Ackerkrume die Eigenschaft besitze, aus gewissen Salzlösungen Stoffe zu absorbiren und fest zu halten; eine Erscheinung, die Way schon früher entdeckt hatte. Seither wurden diese Erscheinungen von vielen Forschern studirt und so häufig besprochen, daß ich hier füglich über ihre Geschichte hinweg gehen kann. Lange war eine so glänzende Entdeckung in der Pflanzen- oder vielmehr Bodenphysik nicht niehr gemacht worden, wie die der Absorption, und viele bis dahin unerklärliche Erscheinungen erschienen sofort in Hellem Lichte. Aber auch für von Liebig war die Absorption der anorganischen Nahrungsstosfe in der Ackerkrume ein Osus ex maeliiinr, der ihm den Weg zeigte, auf dem er zur Erklärung der räthselhaftcn Vorgänge bei der Aufnahme der Nahrungsstosfe gelangen und die entstandene Lücke in der Pflanzenphysivlogie ansfüllen konnte. „In dem Boden sind die Nahrungsstosfe in einem ähnlichen Zustande, wie etwa Farbstoffe in der Kohle, oder Jod im Jodstärkemehl enthalten in einem für die Aufnahnie durch die Wurzeln geeignetem Zustand, aber für sich nichi löslich im Regenwasser und nicht eher hinwegsührbar durch dieses Lösungsmittel, als bis die Ackerkrume damit gesättigt ist." „Es ist jetzt mehr als wahrscheinlich, daß die große Mehrzahl der Culturpflanzen darauf an gewiesen ist, ihre Nahrung direct von cen Theilen der Ackerkrume zu empfangen, welche mit den aufsaugenden Wurzeln sich in Berührung befinden, und daß sie abstcrben, wenn ihnen die Nahrung in einer Lösung zugefüyrl wird. Die Wirkung concentrirter Düngungsmittel, durch welche, wie der Landwirth sagt, die Saat verbrenne, scheint damit in Beziehung zu stehen." Nachdem von Liebig diese Ansicht gewonnen hatte, machte es ihm kein Bedenken, seine frühere Ansicht, baß die Pflanzen ihre mineralischen 'Nahrung aus einer Lösung auf- nehmen müßten, aufzugcben — eine Ansicht, von der er sagte: „Alle