Volltext Seite (XML)
223 Wurzel zur Geltung kommt. Complicirend in Liese Difsusionsströmuu- gen innerhalb der Lösungen greisen die auf- und absteigenden Ströme ein, welche ans die Herstellung des thermischen Gleichgewichts zwischen den oberflächlichen und Bodenschichten der Lösung gerichtet sind; und da sowohl die Temperaturcurvcn des gesammten Flüssigkeitskörpers im Wechsel der Tageswärme stetig und bedeutend schwanken — wodurch Eontractio- nen und Extensionen, also lebhafte Verschiebungen der Flüssigkeitsmoleküle, bedingt sind — als auch die Differenzen zwischen den höher und tiefer gelegenen Schichten in der Regel einige Zehntelgrade, bisweilen aber mehrere ganze Grade der Centesimalscala betragen, so sind diese und andere physikalische Momente hinlängliche Zeugnisse dafür, daß auch in wässrigen Lösungen die Ernährung der Pflanzeiiwurzeln, räumlich be trachtet, weder gleichförmig noch einfach regelmäßig von Statten geht. — Es sind aber ferner die Resultate des obigen Vegetationsversuches eine cksmonstratio rrä ooulos dafür, daß die von dem festen Boden ab- sorbirten Nabrungsstoffe nur denjenigen noch assimilationsfähigen Wurzel zweigen wesentlich zu Statten kommen, welche mit ihnen in unmittelbare Berührung treten. Bestätigen sich diese Schlüsse, so rechtfertigten sich auf's Neue und in eigenthümlicherWeise die Empfehlungen der Tiefbearbeitung des Bo dens. Denn wiewohl die Cultur im Stande sein wird, die Bodentiefe, in welcher die Pflanze ihr Wurzelsystem vorzugsweise durch Verzweigung ausbreiten, d. h. die ausnehmende Fläche vergrößern soll — worauf doch bei einjährigen um ihrer oberirdischen Producte willen cultivirtcn Gewächsen das größte Gewicht liegt — durch Localisiruug der Nahrung willkürlich mitzubestimmen: so ist doch aus Obigem einleuchtend, daß das Stu dium des specisischen Normalhabitus und der absoluten Durchschnittserstreckung der Wurzeln unserer verschiedenen Culturgattungen die Vorschriften für die Bearbeitung und Düngung des Bodens darbieten muß, wenn der gesammte Pslanzenorganismus zur höchstmöglichen Ausbildung ge steigert werden soll. Es dürften endlich aus diesem Verhalten der Pflanzenwurzeln manche praktischen Erfahrungen von räthselhaftem Charakter eine Erläu terung finden. Die oben erwähnte Beobachtung Duhamel's, daß an den Waldbäumen vorzugsweise die nahe unter der Oberfläche streichenden Wur zeln stark und ausgebildet sind, für deren Erklärung Th. deSaussure eine