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214 daß (bei den genannten Pflanzen) ein jeder GefLßbündelzug der jungen Wurzel unabhängig von den ihm coordinirten Paralleelzügen vege- tirt, Seitengebilde aussendet und überhaupt seine individuelle Ent wickelungsgeschichte verfolgt. Indessen sind wir mit diesen Resultaten vor der Hand nicht weiter gefördert, als zu der Einsicht, daß die Anordnung der Gefäßbündel in der Wurzel das Schema für die mögliche Stellung der Nebenwurzeln vorschreibt, oder, bestimmter ausgedrückt, daß die verticalen Projectionslimen der Gefäßbündel auf die peripherische Fläche des Wurzclkörpers den geometrischen Ort der Nebenwurzeln bestimmen. Sucht man an den sorgfältig gereinigten Wurzeln einer in festem Boden gewachsenen Pflanze dieses gesetzliche Regelmaß vergebens mehr als annähernd nachzuweisen, so möchte es scheinen, als wären die mecha nischen Hindernisse, welche der Boden der Entfaltung der Pflanzenwurzel entgegensetzt, ausreichend, die Verbiegungen, Verwendungen und partiellen Deformitäten der Haupt- und Seitenwurzeln zu erklären, allein wir treffen auch in den Lösungen nur ausnahmsweise ein einfaches Regelmaß innerhalb der orthostichischen Anordnung vorherrschend. Ein vollständiger Wirtel konimt selten vor; die Jnterstitien zwischen je zweien Wurzel zweigen einer Orthostiche sind höchst ungleich, und häufig sehen wir die Nebenwurzeln der zweiten oder dritten Ordnung, welche typisch vierzeilig angeordnet sein sollten, scheinbar zweizeilig, ja sogar einzeilig stehen, während die übrigen, zufolge des inneren Baues geforderten Zeilen nur mit Mühe aus vereinzelten in weiten Abständen hervorbrechenden Wurzel fäden bestimmbar sind. Es zeigten mir diese Erscheinungen außer den Wurzeln verschiedener Culturgattungen, wie Buchweizen, Wicken, Kartoffeln, Kohlpflanzen, Mais und Kürbis auch die Wurzeln bez. Rhizome mehrerer wildwachsenden Pflanze», z. B. der Ackerdistel (Oirsium arvenso 8oop.), des Kreuzkrauts (Lonseio vulgaris I,.) u. a., nachdem sie, aus dem Boden in Lösungen von Nährstoffen versetzt, neue Wurzelshstcme getrie ben hatten. Eben so wenig wie von den mechanischen Widerständen des festen Bodens lassen sich die Abweichungen der Wurzelverzweigung von der typischen Vorschrift von Licht- oder Wärmewirknngen genügend ableiten, wie etwa die Adventivsprossen des Stammes von Pappeln, Kirschen, Linden und anderen Laubbäumen, welche wir überwiegend an der Son nenseite der Stämme Hervorbrechen sehen, sofern nicht örtliche Verletzun-