Volltext Seite (XML)
408 fläche hervortraten und eine größere Länge (bis über 2 Mm.), als in der Regel im Freien, erreichten. Je jünger und zarter die besäeten Blätter, desto rascher und kräftiger entwickelte sich auf ihnen der Pilz: ans den jüngeren manchmal in einer ungewöhnlichen Ueppigkeit. Die zwei nicht besäeten Bäumchen blieben den ganzen Sommer frei von Aeci- bium: ebenso 200 gleichalte Bäumchen der Baumschule, der die sechs Versuchspflanzen entnommen waren. Obige Resultate stellen außer Zwei fel, daß der Getreiderost ein wahrhaft „heteröcischer"*) Schmarotzer pilz ist, daß das Berberis-Aecidium aus den Sporenkeimen der ?uoo. Ai-aminis entsteht und die dem Entwicklungskreise dieser Spccies ange- hörcndc Aecidienform darstellt. Zum strengen Schluß der Beweiskette fehlt nunmehr lediglich ein Glied: der directe Nachweis, daß auch die Aecidiumsporen sich wiederum auf den Gramineen zu Uredo und Teleutosporen ausbildcn. Des Ver fassers auch hierüber angestellte Culturversuche sind bisher von Erfolg nicht begleitet gewesen. Zwar keimten einige dieser Sporen auf Glas täfelchen, die Mehrzahl aber nicht, und eben so wenig auf den Blättern und Blattscheiden solcher Grasarten, welche die Uredo und Teleutosporen der ?uoo. ßrawinis zu tragen Pflegen. Die aus diesem negativen Resultat erwachsenden Bedenken haben indeß wohl nur eine formelle Be deutung: das zufällige Fehlschlagen eines solchen Aussaatversuchs wird compensirt durch Gründe, welche dem Bereiche des Jndicienberveises ent nommen find. Vers, legt mit Recht Gewicht auf die gelungenen Aus- saatversuchc mit natürlich entstandenen Aecidiumsporen von Serderis auf Roggen, welche Bönninghausen 1818 ausführte, sowie auf die 1864 zu Proskau gemachten Beobachtungen, welche gleichfalls der Entstehung des Rostes auf Getreide aus Aecidiumsporen benachbarter Berberitzen eine hohe Wahrscheinlichkeit verleihen. Ein Ueberblick einerseits der bekannten Formen der Uredineen-Familie, deren viele allerdings notorisch „autöcisch" sind, andere aber ihre Uredo und Teleutosporen auf Nährpflanzen ausbilden, welche niemals Accidium tragen; — andrerseits der zahlreichen „gleichsam herrenlosen" Aecidien und ganz ähnlicher Formen, deren Wirthe, wie die Berberitze, weder Uredo noch Teleutosporen jemals beherbergen: läßt den Vers, vermuthcn, daß der Geireiderost nur der crstentdeckte, nicht aber der einzige „heteröcische" Parasit sein möge, und manche gegenwärtig noch räthselhafte Pilzent wicklung in ähnlicher Weise ihre Erklärung finden werde. — Endlich weist der Vers, auf den seit mindestens einem Zabrkundert herrschenden Glauben der Landwirthe in Deutschland, England, Frankreich, Nord amerika ec. an die rosterzeugcnde Wirkung jdcr Berberitze auf das Ge- *) „heteröcisch" nennt der Verf. die Pilze, welche den Gesammtcyclus ihrer Entwicklung nicht auf einer Nährpflanze vollziehen; im Gegensatz zu den „au to rischen", deren Metamorphose und Generationswechsel aus einem Wirrh voll- endet^wird.