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406 abstirbt. Letztere keimen sofort, indem sie einen dünnen Schlauch trei ben, welcher die Oberhautzelle der Nährpflanze durchbohrt, die Spaltöff nungen verschmähend. Aus dem eingcdrungenen Keimschlauche entwickelt sich sogleich ein das Parenchym der Nährpflanze durchwuchcrndes Myce- üum, und dieses erzeugt nieist nach ein bis zwei Wochen die dritte und vierte Art von Fortpflanzungsorganen, die Ae ei dien mit ihren con- stanten Begleitern oder Vorläufern, den Spermogonien. Von den letzteren Organen ist Funeiion und Bedeutung noch unermittelt, ihr Bau jedoch von Tula snc und dem Vers, ausführlich beschrieben. Die Aecidien sind becher- oder röhrenförmige Behälter, mit einschichtig-viel zelliger, zuletzt aus dem Scheitel geöffneter Wand; im Grunde des Bechers stehen, dicht ancinandergcdrängt, cylindrisch keulenförmige Stielzellen oder Basidien, deren jede eine lange Reihe von Sporen successive abschnürt. Mit der Reife trennen sich diese Aecidiumsporen von einander und fallen aus dem geöffneten Behälter aus. Sie find sofort keimfähig und treiben unter geeigneten Bedingungen einen zartwandigen, wellig ge krümmten, manchmal verzweigten Schlauch, welcher durch die Spaltöff nungen und nur durch diese in die Nährpflanze eintritt und hier direct zu einem neuen Mycclium heranwächst. Dieses erzeugt alsbald zunächst die fünfte Fruchtform, die Uredo, polsterförmigc Fruchtlager, deren Außenfläche dicht besetzt ist mit aufrechten fadenförmigen, je eine Spore abschnürenden Stielzellen oder Basidien. Die Uredosporen fallen mit der Reife von ihren Trägern ab; in Beziehung auf Keimfähigkeit, Keimungserschcinungen und Eindringen ihrer Keimschläuche in die Nähr pflanze verhalten sie sich den Aecidiumsporen gleich. Das aus ihnen entwickelte Mycclium aber erzeugt zunächst immer wieder Uredo (nie Aeci- dium), sie pflanzen also die Species in stets gleicher Form fort, und, indem aus einer Uredospore schon nach 8 Tagen neue Uredo mit keim fähigen Sporen entwickelt zu sein Pflegen, sind sie cs vorzugsweise, durch welche die massenhafte Verbreitung und Vermehrung der Uredineen ge schieht. — Dasselbe Mycclium endlich, welches die Uredo erzeugte, bil det zuletzt die den ganzen Entwicklungsgang abschließenden Teleutosporen; und zwar bei den zunächst in Rede stehenden Arten mit den Uredosporen in dem nämlichen, bei anderen Arten in besonderen Fruchtlagern. Bei fast allen Uredineen ist nun der ganze Entwicklungsgang ein dem vorstehenden gleicher oder sehr ähnlicher; inzwischen zeigen doch manche Species wesentliche Abweichungen, von denen hier die eine her vorzuheben ist, welche neben zahlreichen andern Puccinicn und Uromyces- Artcn dem Getreiderost (dessen ursprüngliche Nährpflanze Nritteum rspsns zu sein scheint) eigenthümlich ist. Diesen fehlt nämlich bei fast völliger Ucbereinstimmung die Formstufe des Accidium, und sie bewohnen Nähr pflanzen, auf welchen niemals ein Aecidium oder eine ähnliche Pilzform gefunden wird. So leben z. B. auf unfern einheimischen und häufig cultivirten Gräsern wenigstens 10 Arten von Puccinia, aber niemals ist