380 Stärke führenden Zellgeweben außerordentliche und weit größere Mengen dieses Kohlehydrats, als gesunde Individuen. Die Parcnchymzcllcn jener verkrümmten dickfleischigcn Blätter sind so strotzend vollgepfropft mit Stärkekörncrn in den Formen jedweder Auflösungs stufe, daß sic aus den durchschnittenen Zellen hervorquellcnd zu Hunderten in der Rcactionsflüssigkeit neben dem Untersuchungsobject schwimmen; wäh rend die Blätter gleichaltriger, d. i. nahezu fruchtrcifer gesunder Pflan zen außerhalb der chlorophyllbaltigen Zellen*) weit geringere Mengen führen, und bei ihnen oftmals nur in den Spaltöffnungszcllcn freie Stärke körner nachzuweisen sind. Es läßt sich dieser pathologische Stärkcreichthum schon mit bloßem Auge an dem noch chlorophyllhaltigen mikrochemischen Präparate (Jodstärke) erkennen,- dasselbe erscheint bei durchfallendem Licht schwarzblau. Bestreicht man ferner die Lamina eines Blatts einer chlor darbenden Buchwcizenpflanze, nachdem die Epidermis stellenweise entfernt worden, mit Jodglycerin, so färbt sich die entblößte Stelle, ähnlich der Schnittfläche einer Kartoffelknolle, sofort tiefblau. An gesunden Pflan zen nimmt die bestrichene Fläche unter gleichen Umständen nur eine gelb liche Färbung an. Ich nehme hiernach keinen Anstand, jene erstickende Ueber fülle von Stärkemehl in den chlorkranken Pflanzen als ein anderwcites und wesentliches Krankheits-Symptom den schon genannten anzureihen. Auf Grund vorstehender Beobachtungen läßt sich nun die Bedeutung des Chlor für die Lebensthätigkeit der Pflanze in einen präciseren Aus druck fassen. Es ist jedenfalls gewiß, daß die Assimilation der Kohlen säure durch die Blätter, der Vorgang der Stärkebildung in den Chloro phyllkörnern durch das Chlor nicht beeinflußt wird, die Wirkung desselben mithin in einer anderen Richtung zu suchen ist; und zwar deuten alle Erscheinungen darauf hin, daß das Chlor an der Hinbeförderung dieses Reservestpffs zu den Früchten Antheil habe. Beim Ausschluß des Chlor häuft sich daher das Stärkemehl in den Blättern, Blattstielen und Stamm gliedern an, und unterliegt dort einer abnorm gesteigerten Metamorphose in die Endproductc des pflanzlichen Stoffwechsels: Cellulose, Lignin, be sonders aber Korkstoff, wodurch jene Organe in der beschriebenen Weise dege- *> Die Entstehung der Stärke in den Lhlorophyllkörnern selbst ist bereits durch Mo hl, Nägeli u. A. nachgewiesen und durch die bekannten schönen Beobach tungen von Julius Sachs dem Experiment zugänglich gemacht. S. Bot. Ztg. 1862. Nr. 44. - 1864. Nr. 38. - „Ldw. V.-St." V. 73.