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378 säure, Salpetersäure, Schwefelsäure und Kohlensäure nicht vertretbare Function obliegt*), welche es jedoch nur zu erfüllen vermag, wenn cs in der Form von Chlorkalium, vielleicht auch von Chlorcalcium, in den Pflanzcnkörper eintritt**), erschien die Ausgabe um so anziehender, der an sich unbekannten Natur dieser Function einen Schritt näher zu rücken, und habe ich in dieser Richtung, wie ich glaube, einige fruchtbare An griffspunkte gewonnen. Ich habe mit Siegert bereits früher***) darauf hingewiesen, daß das Kalium und in gewissem Grade das Calcium gerade diejenigen basischen Elemente sind, welche der Organismus unserer Culturpflanzcn, dem Natrium und Magnesium gegenüber, vorzugsweise und in größerer Menge consumirt. Wie dunkel auch die Rolle sei, welche diese beiden Körper beim Zustandekommen gewisser organischen Bildungsprocesse un zweifelhaft spielen, so scheint doch als festgestellr zu betrachten, daß dieselben dabei aus den chemischen Verbindungen, in welchen sie in die Pflanze eintraten, ausscheiden, wodurch im gegebenen Fall das Chlor in statu nasoeuti befreit wird. Es war nun von vorn herein räthselhast erschienen, daß in den Samen des ?o1^gc>num b'axox^rum das Chlor nur sehr schwach vertreten ist. Genau erwogen konnte indeß dieser Umstand nicht stören, da die Früchte *) Dieselben aus die Chlorfrage gerichteten Versuche sind im Sommer 1865 auch zu Liebwerd durch Herrn Prof, Leydhecker unter Mitwirkung des Herrn Prof. vr. v. Gobren ausgeführt worden und haben, wie ich mich zu überzeugen Gelegenheit gehabt, zu übereinstimmenden Ergebnissen geführt. Das Referat über diese Versuche wird demnächst in den „Landw. V.-St." mitgetheilt werden. **) Daß das Chlorkalium als solches in die Pflanzen eintritt, beweisen die Efflorescenzen desselben aus den in concentrirteren Lösungen wachsenden Pflanzen (1863); woraus indeß selbstverständlich nicht gefolgert werden kann, daß das Haloid in seiner Integrität physiologisch wirksam werde. In dem Folgenden wird stets von Wirkungen des „Chlor" geredet, ohne daß dadurch präjudicirt wer den solle, ob das Element als solches oder an andere Körper gebunden (Salz säure? eine komplexere Verbindung?) jene Wirkungen ausübe. Wiewohl A. v, Humboldt schon 1793 sestgestellt hat, daß das Chlor (die „oxygenirte Salzsäure") die Keimung der Erbse, Bohne und Kresse mächtiger anrcge, als die Salzsäure (Aphor, aus d, chem, Physiologie d, Pflanzen. A. d. Latein, übers, v. Gotth. Fischer. 1794 S. 61 ff.), so verbietet doch der vielfach gegensätzliche Charakter der Keimungs und Vegetationsphänomene eine unmittelbare Uebertragung dieses Befundes auf die selbstthätig assimilirende Pflanze. ***) „Landw. V.-St." Bd. VI. S. 119.