345 Ueber Wasser- und Landwurzeln. Von Professor W. Knop und vr. W. Wolf. Es iss schon S. 97, Bd. V dieser Zeitschrift angegeben worden, daß die Wasserwurzel und die Landwurzel einer und derselben Pflanze eine gleiche Anordnung der Zellen und Gefäße unter dem Mikroskope zeigen,' der einzige Unterschied, den man mit bewaffnetem Auge leicht erkennt, ist der, daß die Zellen und Gefäße der Wasserwurzeln durchsichtigere und stets weniger incrustirte Wände baben, als die einer Landwurzel. Dabei unterscheidet sich das Wachsthum einer Landwurzel von dem einer Wasserwurzel sehr wesentlich. Die dicotyledonischen Gewächse, namentlich die Bäume, entwickeln in der Erde eine Pfahlwurzel, die alljährlich an Länge und Dicke regel mäßig zunimmt. Die Enden der Nebenwurzeln verzweigen sich in einem fort und lausen in viele feinste Fäden aus. Die monocotylcdonischen Pflanzen entwickeln von Natur keine Pfahl wurzel, ihre Hauptnebcnwurzeln aber verzweigen sich in Erde an den Enden ebenfalls und laufen hier in viele feine Wurzelfasern aus. Es wurde nun schon mehrfach von uns hervorgehoben, daß bei den Culturen der Pflanzen in wässrigen Lösungen die Land-Pflanze ein Wur zelsystem entwickelt, das man durch gewisse Eigentümlichkeiten als Was serwurzelsystem zu charakterisieren berechtigt ist. Die stärkeren Nebcnwur- zeln einer Maispflanze erster und zweiter Ordnung, ebenso die Pfahl wurzeln der Erbsen, Bohnen, der Roßkastanie besehen sich nur in der Nähe des Wasserspiegels mit längeren Nebenwurzeln fernerer Ordnungen und diese letzteren werden immer kürzer, je tiefer ihre Träger unter den Wasserspiegel hiuabreichcn und die letzten Enden derselben tragen meist gar keine Nebcnwurzeln mehr. Die Wasscrwurzel mit ihren Nebenwur zeln bildet eine Pyramide, deren einfache Spitze nach unten gerichtet ist und deren Umfang nach oben hin zunimmt. Dieses Ansehen hat die Landwurzcl derselben Pflanze nicht. In der Nähe des Stammes ist sie oftmals einfacher, als in weiterer Ent-