255 Cultur verschlossenen, für den Pflug unzugänglichen Lagen auch einen lohnenden Ertrag zu sichern sucht. „Denn die steilen Bergabhängc des Tauberthales sind schon seit vielen Jahrhunderten mit Weinstöckcn bepflanzt, dieselben bestehen größten- thcils aus überreichem Kalkboden mit einem spärlichen Humusgchalt und sehr wenigen Kalibestandtheilcn. Nun sind, wie gesagt, diese seicht grundigen Bergrücken schon seit undenklichen Zeiten mit Weinstöcken bepflanzt. In früheren Jahren wurde an einen Culturwechsel gar nicht gedacht, weil die Weinberge den reichsten Ertrag vor jedem andern Pro duct lieferten, und war auch nicht daran zu denken, weil auf diesen hitzigen Kalkböden nur Luzerne oder Esparsette mit einigem Vortheil vor andern Produkten gebaut wetden kann, und diese unfern Voreltern noch gänzlich unbekannt waren. „Dann ist es eine ausgemachte Thatsachc, daß Stalldung das rechte Mittel nicht ist, einem Weinbergsfclde diejenigen „Kräfte" wieder zu geben, welche der Weinstock dem Boden entzogen hat; denn wir haben Beispiele, daß man Weinberge schnell auf einander folgend reichlich mit Stallmist düngte und doch an LenWeinstöckcn nichts davon wahrnahm. Man hat schon z. B. einen Weinberg zur Hälfte gedüngt, die andere Hälfte ungedüngt belassen, und kein Unterschied war wahrzunehmen. Endlich bei neuen Weinbergsanlagen hat sichchie Ohnmacht des Stall mistes ganz deutlich bewiesen. Man hat schon und zwar sehr oft neue Weinberge auf einem alten ausgerotteten, ohne einen Kulturwechscl ein- kreten zu lassen, angelegt; obschon die Rottschläge ganz mit Stalldung angefüllt wurden und mehrere Düngungen auf einander folgten, konnte der neue Weinberg zu keinem rechten Gedeihen gebracht werden. Wir haben Beispiele, daß der eine seinen Weinberg auf dem alten Stock neu anlegte und mehrmals düngte, der andere seinen ausgcrotteten Weinberg mit Esparsette oder Luzerne bepflanzte und nach 6 bis 8 Jahren eben falls als Weinberg anlegte, und siehe, der letztere kam ohne Stalldung früher in einen tragbaren Stand, als der vor 6 Jahren angelegte mit Stalldung. Faßt man alle diese Erscheinungen zusammen, so crgicbt sich daraus (nemlich nach meiner Ansicht), daß eine allmälige Verarm ung derjenigen Kräfte des Bodens, welche der Wcinstock zu seiner Existenz bedarf, stattgefunden hat und Laß Stallmist Las rechte Mittel nicht ist, einen Weinberg im kräftigen Stand zu halten, oder einem entkräfteten neu aufzuhelfen. 17*