Volltext Seite (XML)
244 Von jcdcm Futter wurde den Thieren mehr vorgelegt, als sie zu verzehren vermochten, und die Menge der wirklich verzehrten Nahrung nach jeder Mahlzeit durch Wägung des in den Trögen Vorgefundenen Rückstandes bestimmt. Nur von den Lupinen in der 5. Periode wurde eine bestimmte und beschränkte Menge gegeben. Neben dem Futter er hielten die Thiere Brunnenwasser, das sie von einer gewogenen Quan tität stets nach Belieben trinken konnten. Als Vcrsuchsthier konnte unter den gegebenen beschränkten Verhält nissen nur das Schaf gewählt werden. Herr Rittergutsbesitzer Schwietzke auf Wahlsdorf stellte uns drei ausgewachsene Hammel (stark Negretti- Blut, aber nicht reine Race) zu Gebote, mit der Versicherung, daß nach den über die ganze Schäferei sorgfältig geführten Journalen die drei Thiere gleich in Abstammung und Alter, so wie bisher sehr ähnlich in Wollertrag und Futterausnutzung gewesen seien. Bei dem Bestreben, die Aufsammlung der Excremente und des Urins (die die Tendenz des Versuchs erforderte) mit aller Vollständigkeit und ohne Verlust zu bewirken, sind wir auf mancherlei Schwierigkeiten gestoßen und wir halten es nicht für überflüssig, die Methode, nach der uns dieselbe gelang, etwas ausführlicher zu beschreiben. Zum Auffangen des Urins bedienten wir uns anfangs des von Julius Lehmann construirten und (V.-St. Bd. I. S. 77) beschrie benen Harnbeutels, ohne daß wir aber mit demselben zu befriedigenden Resultaten gelangten. Bei dem Gebrauch desselben ist darauf gerechnet, daß das Thier niemals im Liegen urinirt und daß, wenn das Thier sich einmal mit gefülltem Harnbeutel niederlegt, die Scitenwände des mitt leren schlauchartig zusammcngezogenen Theiles sich so fest zusammen- schlicßen, daß aus dem Harnbcutcl keine Flüssigkeit entweichen kann. Beide Voraussetzungen trafen bei uns nicht zu und so kam es, daß wir öfter Morgens die Wolle am Bauche des Thicrcs von Urin naß fanden. Um diesem Ucbclstande abzuhelfen, haben wir nach und nach ver schiedene Abänderungen an dem Apparate angebracht, durch die wir aber Nichts weiter erreichten, als daß die Thiere sich beim Gehen noch mehr genirt fühlten, beim Liegen gedrückt wurden, daß der Harnverlust nach wie vor stattfand und wir endlich zu der Ueberzeugung kamen, es bleibe doch kein anderes Mittel zu einer reinlichen Durchführung des Experi ments übrig, als das, die Thiere während der ganzen Dauer je einer Versuchspcriode angebunden im Zwangsstall zu halten. Wir hatten uns immer gegen dieses Mittel, als der ganzen Natur und Gewohnheit des Schafes zuwiderlaufend, gesträubt, die Sache klingt aber bei Weitem fürchterlicher, als sie in der That ist. Während unsere Schafe mit dem umgeschnallten Harnbcutcl immer unruhig waren, sich offenbar sehr unbehaglich befanden und zusehends magerer wurden, ge wöhnten sich dieselben sehr leicht an ihr Zwangsställchen, ja gewannen es durch Gewohnheit so lieb, daß sie später alltäglich von der Waage