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243 Diese Daten gaben keinerlei Anbalt, einen hohem Futterwerth des BrübbäckselS gegenüber dem gewöhnlichen geschnittenen Stroh zu erklären. War die praktischer Scits gemachte Angabe, daß der Elftere trotzdem besser füttere als das Letztere, begründet, so konnte der Grund dafür nur etwa in folgenden Verhältnissen gesucht werden: Entweder die Thiere befinden fich bei Brühhäckselfutter besser als bei Strohhäcksel, weil sie von dem Elfteren, der weicher, von besserem Geschmack und ihnen in je der Beziehung angenehmer ist, größere Massen pro Tag oder Ration ver zehren, als von diesem — oder die Holzfaser ist durch die Selbsterhitzung des Häcksels doch verdaulicher geworden, obgleich fich dies durch chemische Reagentien nicht Nachweisen läßt, — man könnte fich z. B. denken, daß das Zellgewebe des Strohs durch die während der Währung entweichende Kohlensäure mehr gelockert und von der incrustircndcn Substanz blos- gelegt, also der lösende» Kraft der Ncrdamingssäfte mehr zugänglich ge macht worden wäre. Endlich konnte man einen für den Brühhäcksel günstigen Umstand, der aber schwerlich von großer Bedeutung sein kann, darin finden, daß dies Futter warm gegeben wird, und daß mithin dem kalt verabreichten Strohhäcksel gegenüber bei Brühfutter eine Ersparung an thierischer Wärme, oder was dasselbe sagen will, eine Ersparung im Kohlenstoff-Consum stattfindcn muß. Ueber diese Verhältnisse ins Klare zu kommen, das wollten wir mit unserm Futterversuch erreichen. Die Punkte, aus welche bei Aufstellung des Dcrsuchsplancs Bedacht genommen werden mußte, waren demnach folgende: Wie viel verzehren die Versuchsthiere unter gleichen Umständen von Strohhäcksel und wieviel von Brühhäcksel freiwillig? — Wird von dem Brühhäcksel mehr verdaut, als von dem Strohhäcksel — und zwar mehr Trockensubstanz, mehr Pflanzenfaser, mehr Eiweißstoff? — Wie stellen sich die Verhältnisse, wenn man den Strohhäckscl, statt ihn trocken und kalt zu verfüttern, mit heißem Wasser anbrüht, so daß er in gleichem Feuchtigkeitszustandc und mit demselben Wärmegrad in den Magen der Thiere gelangt, wie der Brühhäcksel? — Welchen Einfluß hat es auf die Ausnutzung des Stroh- oder Brübhäckscls, wenn man neben den selben noch andere leicht verdauliche Futtermittel, wie Rüben oder Lupinen, verabreicht? Demgemäß zerfiel der ganze Futterversuch in 5 Versuchsperiodcn und zwar erhielten die Thiere in der 1. Periode Wiesenheu, in der 2. Pr. trocknen Strohhäckscl, in der 3. Pr. Brükkäckscl durch Selbsterhitzung bereitet, in der 4. Pr. mit heißem Wasser angebrühtcn Strohhäcksel, in der 5. Pr. trocknen Strohhäckscl, mit Lupinen oder Rüben als Beifutter. Die erste Periode mit Hciifutter war als Einleitung zu den eigent lichen Versuchen cingeschobcn, um die Thiere zunächst an die neuen Ver hältnisse zu gewöhnen und ihre individuellen Eigenschaften, wie Freßlust, Vcrdauungsvermögcn u. s. w. kennen zu lernen.