138 Auch der Rothwein, wie der Ruläuder, blieb im Faß während des ersten Sommers ziemlich klar, da sich durch die fortschreitende langsame Gährung immer noch Kohlensäure bildete. Durch letztere wurde das an sich langsame Eindringen der Lust durch die Wandungen des Fasses noch verzögert. Im Spätjahre fand keine Neubildung von Kohlensäure mehr statt, die vorhandene verflüchtigte sich nach und nach und machte der cindringcndcn Luft Platz, durch diese trat dann die Veränderung der Extraktivstoffe und dadurch die Trübung des Weines ein. Der Ruländer hat durch diese Stoffe eine gelb-bräunliche Farbe angenommen. Bei diesem Rothwein war die braune Farbe durch die geringe Menge des noch vorhandenen rothen Farbstoffes umgcändert, doch trat hier, wie bei vielen älteren Rothweinen die braune Farbe sehr deutlich hervor. Eine auffallende Verschiedenheit in der Farbe konnte man bei dem selben Wein finden, je nachdem die Luft rasch oder langsam einwirktc. Im offenen Glas fiel nach einigen Stunden mit jenen Extraktivstoffen fast aller Farbstoff heraus, der Wein wurde fast rein hellbraun. Zm Faß dagegen und bei öfterem Ablassen, wo die Einwirkung der Luft vcrhältnißmäßig langsam vor sich ging, blieb weit mehr rothcr Farbstoff im Wein gelöst. Der Farbstoff selbst wird durch Luft nicht entfärbt"), durch fein zertheilte Körper aber herausgefällt, und es scheint, daß dies mehr geschieht, wenn jene unlöslichen Stoffe rasch, als wenn sie nach und nach entstehen, und sich langsam aus dem Wein ausscheiden. Eine ähnliche Wirkung der Extraktivstoffe können wir bei allen Rothweinen beobachten. Wenn auch nicht ein so rasches Trübwcrdcn einlritt, so scheiden sich doch sehr lange solche Extraktivstoffe und mit ihnen ein Theil des Farbstoffes aus, so daß der Wein von dem ur sprünglichen Violcttroth meist nach und nach mehr in Rothbraun übergeht. Wie beim Weißwein durch Ueberreife, Austrocknen, beginnende Fäulniß der Trauben und durch langes Verbleiben des Saftes auf den Trebern mehr Extraktivstoffe und Gerbstoff in den Wein übergehen und demselben eine dunklere gelbe oder bräunliche Farbe ertheilen, so verur sachen dieselben Verhältnisse auch beim Rothwciu, daß mehr der durch Luft sich bräunenden Stoffe in den Wein übergehen, allein hier ist außer *> Wenigstens hat mit Rothwein gefärbtes Papier nach mehreren Monaten die Farbe nicht verloren, doch ist eine Veränderung oder eine Verbindung des Farbstoffes mit den Extraktivstoffen nicht unwahrscheinlich, denn er löst sich nach her in angesäuertem Weingeist nur wenig.