III. Interferenzfarben doppelbreehender Substanzen, Beobachtet man pflanzliche oder tierische Fasern, oder gespannte Gelatinepartien zwischen gekreuzten Nicols, so wird man bei Anwendung von weissem Lichte nicht bloss Aufhellung des Gesichtsfeldes, sondern in der Regel auch eine lebhafte Färbung sehen. Die hierbei auftretenden Farben sind dieselben, die wir auf Seifenblasen, dünnen Oelschichten, u. dergl. beobachten. Es sind Interferenzfarben, die der Newton’schen Farbenskala an gehören. Zum Verständnis dieser Farben mag auch hier wieder an Beobachtungen angeknüpft werden, die leicht anzustellen sind. Man spalte dünne Lamellen aus dem unter dem Namen Marienglas käuflichen Gyps ab und untersuche sie im Polarisationsmikroskop zwischen gekreuzten Nicols. Man wird bemerken, dass jedes solches Plättchen bei Drehung des Objekttisches um 360° viermal dunkel und viermal hell wird. Sind die Lamellen sehr dünn, so zeigen sie nicht bloss eine Aufhellung son dern meist auch eine sehr lebhafte Färbung. Bei dickeren Lamellen wird die Färbung blasser und geht schliesslich in Weiss über. Um die Farben, die Gypsplatten verschiedener Dicke zeigen, bequem neben einander beobachten zu können, stellt man sich am besten einen sog. Gypskeil her. Dies geschieht dadurch, dass man an eine dickere Gypsplatte auf einer matten Glastafel eine schiefe Fläche anschleift, so dass die Platte an der einen Seite keilförmig zuläuft. Der Neigungswinkel dieser schiefen Fläche darf nicht zu gering sein, wenn man die Farben, die bei ver schiedenen Dicken aufreten, nebeneinander beobachten will. Ein derartiger Gypskeil wird am besten in Kanadabalsam eingebettet, weil dann die Farben recht lebhaft hervortreten und die durch das Schleifen hervorgerufenenUnebenheiten weniger bemerkbar werden