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Seite 56 Allgemeine Zeitschrift für Textil-Industrie. Jahrg. 18S6 dabei eingehendst die Frage discutirt, wie der Funkenwurf' aus den Schornsteinen der Dampfschiffe unschädlich gemacht und so eine gefährliche Ursache zu unabsehbarem Brandunglück beseitigt werden könne. Um dieselbe Zeit meldete der ham- burgische Civilingenieur Ernst Werner bei den zuständigen Behörden einen patentirten Funkenfänger neuester Construction zur Untersuchung an. Man schien zuerst etwas reservirt gegen den neuen Apparat zu sein, weil auf diesem Gebiete den fort gesetzten eifrigen Bemühungen die erzielten Erfolge bislang nur massig entsprachen. Um deshalb mit einem Male sieb zu vergewissern, in wie weit das Instrument den hoch gestellten Anforderungen entspreche, unterzog man dasselbe gleich der denkbar schärfsten Probe, indem man den Funkenfänger schornstein ohne Weiteres auf eine fünfpferdige Dampframme setzte, die auf dem Staatszimmerplatz gerade in Thätigkeit war und bei welcher der Schornstein direct über dem Feuer- raum sich befindet, der bei kräftigem Feuern seine Flammen bis oben hinaus zum Schornstein entsendete. Die erste Prüfung fand am 19. November 1885 statt im Beisein einer grossen Anzahl Interessenten, Staats- und Civiltechniker. Es seien als anerkannte Autoritäten auf ihrem Gebiete die Herren Wasser bau-Ingenieur Buchheister, Branddirector Kipping, Hafen- commandeur Capitän Fokkes, Dampfkesselrevisor Lange von der Baupolizei, Marineinspector Möller, Eisenbahnbaumeister Christensen, Andreas Burmester, Generalbevollmächtigter der Fire Insurance Association u. s. f. namhaft gemacht, zum Zeichen, wie ernst und wichtig die Sache von den maassgebenden Kreisen angesehen wurde. Die Operationen wurden unter persönlicher Leitung der Herren Kesselrevisor Lange und Branddirector Kipping vor genommen. Der Apparat feierte einen grossartigen Triumph. Der Erfolg wird in dem officiellen Bericht ein „frappanter, durchschlagender“ genannt. „Die dem Schornstein entströmende Rauchsäule bot auch nicht einen einzigen Funken den erwar tungsvollen Blicken der Anwesenden dar, während es hoch interessant war, durch eine Vorrichtung, welche während der Procedur in den unteren Theil des Schornsteins zu sehen gestattete, das lebhafte Spiel der Funken zu beobachten, bevor dieselben den Apparat passirten, der sie abfing und nieder- scblug.“ Die Vorführung unter den gleichen scharfen Verhältnissen wurde am 4. December v. J. nochmals wiederholt mit demselben Resultat. Dass eine Zugbehinderung durch den Apparat nicht eintritt, war bereits früher durch eine Probe mit einem Berliner Spreedampfer auf dem Wege anemometrischer Messungen eon- statirt. Auf Grund der bezügl. amtlichen Berichte an die Deputation für Handel und Schifffahrt erliess dann die Polizei behörde am 7. Januar 1886 eine Verordnung, dass vom 1. April d. J. an alle Dampfschiffe, die im Petroleumhafen verkehren, mit einem polizeilich approbirten Funkenfänger versehen sein müssen, bei entsprechender Geld- oder Haftstrafe. Am 8. Januar d. J. wurde dem Civilingenieur Werner von je einem der Herren Repräsentanten des Staates, der Eisenbahnverwaltungen und der Feuerversicherungsgesellschaften ein Collectiv-Attest aus gestellt, welches dieThatsache der wiederholten Vorführungen constatirt und bescheinigt, dass „der Apparat sich bei schärfster Prüfung als seinem Zweck vollkommen entsprechend bewährt“ habe. Was die Construction selbst betrifft, so lehnt dieselbe sich an das Petzold’sche System, dessen Patent ebenfalls im Besitz des Herrn Werner ist, an und besteht aus einem vollständigen Schornstein. Ein im eigenen Cylinder befindliches Spiralen system zwingt die aufstrebenden, mit Funken, Russ und Flug asche vermischten Rauchgase zur centrifugalen Bewegung. Hierbei werden die genannten schweren Theile zur Peripherie geschleudert und verlassen das Spiralensystem in tangentialer Richtung derart, dass sie an Decke und Mantel des äusseren conischen Reservoirs geworfen, dort getödtet und niedergeschlagen werden. Eine innere Ringanordnung schützt die Säulenform des Auspuffdampfes, falls solcher zur Erhöhung des natürlichen Zuges verwendet wird, und eine unter gewissen Umständen oben vorzusehende Trichterconstruction unterstützt die Spiralen wirksamkeit. Die im Conus sich ablagernden Mengen werden durch eine Thür von Zeit zu Zeit bequem entfernt. Das ist etwa die generelle Beschreibung des Apparates, während wesentliche constructive Details unberührt bleiben mögen. Wir haben geglaubt, an dieser Stelle die Frage des Funken- und Russfanges etwas eingehender behandeln zu sollen, weil speciell für den Locomobilbetrieb ein zuverlässiger Funken- fänger von grosser Bedeutung ist.“ -Jy ..ly "vl— —1— -X— —i— — 1— —1— —X- —1— -.ly —X— -.ly »,y ,—i , . . . . . . . -y. 1 ..-t. ., - y-y - -J-yT,, i ., i i . .1 . , Organische Farbstoffe von Dr. R. Nietzki betitelt sich ein schön ausgestattetes. 164 Octavseiten starkes Buch, welches im Verlag von Eduard Trewend’s Buchhandlung in Breslau erschien und uns vor liegt Es ist dies ein Separatabdruck aus der Encyklopädie der Natur wissenschaften aus demselben Verlage und bietet des Belehrenden und Wissenswerthen vieles, sodass wir dieses Buch unseren Lesern mit Recht empfehlen können. Nietzki behandelt A. die natürlich vorkommenden Farbstoffe, als Brasilin und Brasilein, Hämatoxylin und Haemate'in, Morin, Quercitrin und Quercetin, Curcumin, Xanthorhammin und Rhamnetin, Euxanthin- säure und Euxanthon, Chrysin, Bixin. Orseille und Lakmus, Carthamin, Alkannin, Santalin, Carotin, Farbstoff des Safrans, Xylindein, Berberin, Cochenille, Carminsäure, Carminroth, Carmin, Florentinerlack, Lak-Lak, Lak-Dye, Kermes und Farbstoff der Purpurschnecke. B. Künstlich dargestellte Farbstoffe und zwar 1. Nitrokörper, 2. Azofarbstoffe, 3. Triphenylmethanfarbstoffe. 4. Indamine und Indophenole, 5. Safranine und verwandte Farbstoffe, 6. Anilinschwarz, 7. Induline und Nigrosine, 8. Chinolin und Aerilinfarbstoffe, 9. Anthrachinoufarbstoffe und bespricht zum Schlüsse: Cachou de Laval Kanarin. Wir haben besagtes Werk mit Interesse gelesen und empfehlen dasselbe bestens. Z. * * * Im Auswärtigen Amt ist auch für dieses Jahr ein Verzeichniss der kaiserlich deutschen Consulate bearbeitet worden, aus welchem sich die zahlreichen Neubesetzungen der Consulatstellen, wie sie die Ausdehnung unserer Vertretung im Auslande bewirkte, ergeben. Es ist kürzlich amtlicherseits bekannt gemacht worden, dass die Anrufung der kaiserlich deutschen Consuln seitens der Reichsangehörigen nicht etwa der Vermittelung des Auswärtigen Amtes bedarf, sondern direct geschehen kann, und es ist dazu auf ebendieses Verzeichniss verwiesen worden, welches die im Auslande bestehenden Consulate des Reichs und die Abgrenzung ihrer Amtsbezirke enthalte. Dasselbe ist von der kaiserlichen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler & Sohn in Berlin, Kochstrasse 68, für 1 M. 25 Pf. zu beziehen. Ebenda erschien gleichzeitig und in der selben Weise redigirt ein Verzeichniss der Consuln des Auslandes im deutschen Reich (Preis 8t) Pf,). Unserer Nr. 7 ist ein Preis-Auszug der Cigarren-Manufactur von Th. Eiters in Neuwied a. Rh. beigegeben. Verantwortlicher Redacteur: Ph. Zalud in Bad Hohenstein-Ernstthal. JNnchdruck verboten. — Alle Flechte Vorbehalten. Druck von J. C. F. Pickenhahn <k Sohn in Chemnitz.