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Seite 44 Allgemeine Zeitschrift für Textil-Industrie. Jahrg. 1886 bis der Draht vollständig aufgelöst ist, — bei feineren Garnen kann man mit der Nadel nachhelfen, — wobei das Zifferblatt | ebenfalls“die Zahl der Umdrehungen und somit die Stärke des | Drahtes angiebt. Zur Prüfung der Widerstands-Fähigkeit einzelner Faden | ist dem Apparat noch eine Federwaage beigegeben, die an der auch in verticaler Lage anzubringenden Ruthe frei hängt. Ein Sperrklinken-Mechanismus bewirkt das Festhalten der Feder und somit des Zeigers an der Skala auf dem Punkt, wo der zu prüfende Faden riss. Indophenol. Die Horace Köchlin und 0. Witt patentirten Indophenol farben, von denen einige jedenfalls noch eine Zukunft in der Färberei haben werden, geben blaue und violette Farbtöne und sind besonders bemerkenswerth wegen ihrer Billigkeit und Echtheit. Das im Handel vorkommende Indophenol ist ge wöhnlich mit einer geringen Menge Violet verunreinigt, welches beim Färben zwar mit fixirt wird, die Schönheit der Farbe aber keineswegs beeinträchtigt. Will man es dennoch rein hersteilen, so hat man nur nöthig, es so lange mit Wasser zu waschen, das 1 °/ 0 Schwefelsäure enthält, bis dasselbe voll ständig klar abläuft. Das geeignetste Lösungsmittel für Indo phenol ist Alkohol, dem es eine schöne blaue Farbe mittheilt. In Wasser ist der Farbstoff unlöslich. Dagegen löst er sich auch in konzentrirter Schwefelsäure mit intensiver blauer Farbe auf, welche sich bei Zugabe von Wasser in Blassroth verwandelt. Vorsichtig erhitzt, sublimirt derselbe in blauen Nadeln, welche viel Aehnlichkeit mit der Indigotine haben. Mit einer Lösung von Zinnsalz in Salzsäure behandelt, ver wandelt er sich in ein graues Pulver, welches eine Verbindung von Leucoindophenol und Chlorzinn ist. Dieses Pulver wird auf der Filter gesammelt und 'kommt unter dem Namen | „weisses Indophenol“ in den Handel. Dasselbe, eine Leuco- base, ist löslich in 40 Gewichtstheilen Wasser und besitzt die Eigenschaft, dass es sich der Luft gegenüber vollkommen in different verhält und an derselben, ja selbst in schwacher Säurelösung, nicht oxydirt. Unter dem Einfluss von Alkalien absorbirt es jedoch rasch Sauerstoff und verwandelt sich wieder in Indophenol. Auf diese Reaction gründet sich sein Gebrauch | in der Färberei. Auch unter dem Einfluss verschiedener anderer reducirender Agentien, z. B. Glucose, kann die Reduction des , Indophenols bewerkstelligt werden. Die Methode des Färbens mit Indophenol ist eine sehr einfache und gleicht derjenigen des Färbens mit Indigo. Das Reductionsproduct wird erhalten, indem man die blaue Indo phenolpaste in alkalinischem Wasser mittelst Glucose löst und die Lösung auf 176 0 Fahrenheit erhitzt. Die Flüssigkeit zeigt eine grünliche Färbung mit broncefarbigen Adern und eben solchem Reflex, gleicht also im Ganzen einer gut stehenden Indigoküpe. Die Lösung wird zum Färben mit heissem Wasser verdünnt und mit der Baumwolle eingegangen. Ist der ge wünschte Farbeton erreicht, was man durch zeitweises Ab mustern feststellt, so wird die Baumwolle herausgenommen, ausgedrückt, gewaschen und Zwecks Entwickelung der Farbe einige Zeit der Luft ausgesetzt oder im Oxydationsbad be handelt. Aus dem Färbebad zeigt die Baumwolle eine grau grüne Farbe, die sich durch Oxydation in Indigoblau ver wandelt. Als Oxydationsmittel sind alle für diesen Zweck ge bräuchlichen Stoffe verwendbar, unter anderen auch doppel chromsaures Kali. Köchlin und Witt empfehlen jedoch die Anwendung einer amoniakalischen Lösung eines Kupfersalzes (schwefelsaures, salpetersaures oder salzsaures Kupfer), deren Sauerstoffgehalt durch Einblasen von atmosphärischer Luft mittelst eines Körting’schen Gebläses noch erhöht wird. Das betreffende Kupferoxydsalz wirkt oxydirend auf das Leuco- phenol, wird dabei zum Kupferoxydulsalz, verwandelt sich aber durch den Sauerstoff der Luft wieder in Kupferoxydsalz. Hieraus erhellt, dass das Oxydationsbad längere Zeit verwend bar bleibt. Die Theorie dieses Färbeprocesses ist genau die selbe, wie die der Indigoküpe. Eine andere, jedenfalls noch bessere Methode besteht in der Verwendung des Zinnoxyds als Reductionsmittel. 6 Kg. Zinnsalz werden kalt in 24 Ltr. Wasser gelöst und eine lau warme Lösung von 6 Kg. kohlensaurem Kali in 24 Ltr. Wasser unter stetem Umrühren langsam zugegossen. Der sich bildende Niederschlag wird auf der Filter gesammelt. Ferner bereitet man salpetersalzsaures Zinn, indem man Zinnsalz und 30grädige Salpetersäure zu gleichen Theilen mit einander mischt. Diese Flüssigkeit wird durch eine gleiche Menge Zinnoxyd neutra- lisirt und schliesslich das zuvor mit etwas Essigsäure an gefeuchtete Indophenol zugegeben. Nachdem die Reaction beendet ist und die Flüssigkeit eine röthliche Färbung an genommen hat, wird mit Wasser verdünnt und die zuvor mit Oel oder Sulphorizinsäure, ähnlich wie für Türkischroth, be handelte Baumwolle in’s Bad genommen und längere Zeit darin hantirt. Es besteht nämlich zwischen dem Leucoindo phenol und vegetabilischen Fasern wenig Affimität. Nach be endigtem Färben wird die Baumwolle ausgewaschen und hierauf durch Passiren eines schwachen Bades aus doppelchromsauerm Kali (l°/ 0 ) bei 122° Fahrenheit die Farbe entwickelt. Indophenolblau widersteht der Seife und dem Licht; auch ist dasselbe vollkommen walkecht und lässt sich deshalb für rohe Baumwolle zu gemischter Waare mit Vortheil verwenden. (Das D. WoRen-Gewerbe nach Teint. Prat.) Tuchrotli. Mittheilung aus der Färberei der Höheren Wehschule zu Mülheim a. Rhein, dem Centr.-Bl. f. d. Textü-Industrie entnommen. Tuchroth ist ein Azofarbstoff, der seit einiger Zeit von K. Oehler in Offenbach a. M. in zwei Marken als TRB und TRG in den Handel gebracht worden ist. Von einigen Schülern der Anstalt wurden damit unter Leitung des Färbermeisters eine Reihe Versuche angestellt, über die nachstehend berichtet wird, unter gleichzeitiger Vorlage der betr. Muster, die bei der Redaction eingesehen werden können. Der Farbstoff zeichnet sich zunächst aus durch grosse Kombinirbarkeit mit Holzfarben. Er wird hierdurch in vielen Fällen Krapp, Sandei, ganz besonders aber das nächste Roth- holz verdrängen. Aus einer grösseren Zahl Ausfärbungen mögen hier einige folgen: Die Garne wurden in allen Fällen 1 — 1V 2 Stunden an gesotten mit Chromkali und Schwefelsäure, bei Holzfarben unter Zusatz von Blaustein. Das Ausfärben im Färbebad dauerte, da der Farbstoff nicht zu schnell auzieht, 1 1 j 3 — 2 Stunden. Bei mässiger Temperatur wurde mit der Waare eingegangen und die Hitze allmählich zum Sieden gesteigert. Zum Abdunkeln wurde nachträglich dem Farbbade Eisen- resp. Kupfervitriol zugesetzt.