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Jede elektrische Anlage besteht aus drei Haupttheilen: aus der Stromerzeugungsstelle oder Primärstation, an welcher Naturkräfte irgend welcher Art in Elektricität verwandelt werden, aus der Stromverwendungsstelle oder Sekundärstation, welche den elektrischen Strom für die Bedürfnisse des menschlichen Lebens nutzbar macht, und aus der Stromleitung, welche die Verbindung zwischen den beiden erstgenannten Punkten vermittelt und dem Strom seinen Weg von der Erzeugungs- zur Verwendungsstelle vorschreibt. Von den mannigfachen besonderen Formen, unter denen der soeben allgemein gekennzeichnete Vorgang sich abspielen kann, kommen hier grundsätzlich nur zwei zur Besprechung'. In beiden Fällen ist die Stromquelle eine elektrische Maschine, die auf mechanischem Wege in drehende Bewegung versetzt wird, während die Stromleitung' durch ein System von Drähten und Apparaten gebildet wird. Die Sekundärstation kann entweder zu Beleuchtungszwecken oder, durch Rückwandelung der Elektricität in mechanische Kraft, zum Betriebe von Arbeitsmaschinen dienen. Es ist die Aufgabe der nachstehenden Erläuterungen und Tabellen, eine Anleitung zur Ermittelung der Erfordernisse und ungefähren Kosten derartiger Anlagen zu geben. Dabei muss von vornherein betont werden, dass die räumlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse von Fall zu Fall so verschiedene sind, dass es nicht möglich ist, Grundsätze von allgemein gültiger, massgebender Bedeutung für die Projektirung elektrischer Anlagen aufzustellen. Die nachstehenden Angaben* beruhen auf statistischen Er mittelungen, die an einer grösseren Anzahl von Anlagen gemacht worden sind, welche als »normale« bezeichnet werden können; je mehr sich die etwa in Frage kommenden neuen Verhältnisse jenen normalen nähern, desto grösser wird auch die Uebereinstimmung der nachstehenden Daten mit der Wirklichkeit sein. In allen Fällen aber dürfte es sich empfehlen, ausser einer oberflächlichen Schätzung, wie sie durch Benutzung' der folgenden Anleitung ermöglicht wird, ein genaues, zuverlässiges Projekt einzufordern. Der Gang, den eine approximative Kostenberechnung für eine elektrische Anlage im Allgemeinen zu nehmen hat, ist der folgende: Zunächst ist die Leucht- oder Triebkraft, die an der Sekundärstation verlangt wird, festzustellen; erstere in Normalkerzen (N. K.), letztere in Pferdestärken (P. S.). Sodann ist die entsprechende Leistung der elektrischen Maschine und ihres Betriebsmotors an der Primärstation zu ermitteln. Endlich ist die Stromleitung in Rechnung zu ziehen, und zwar macht es in Bezug auf dieselbe einen sehr wesentlichen Unterschied, ob die ganze Anlage sich auf einen kleinen Raum koncentrirt, sodass Stromquelle und Verbrauchsstelle entweder in demselben Gebäude oder in der Nachbarschaft untergebracht sind, oder ob zwischen Primär- und Sekundärstation eine längere Fernleitung erforderlich wird. Letzterer Fall ist, weil er sich in einfacher Weise allgemein nicht behandeln lässt, in den nachfolgenden Erläuterungen nicht berücksichtigt. Nachdem die grundlegenden Daten für das Projekt auf diese Weise festgestellt sind, kann an Hand der hier gegebenen Tabellen ein approximativer Kosten anschlag aufgestellt werden. Derselbe muss folgende Positionen enthalten: a) Kosten der Kraftquelle (Dampfkessel, Dampfmaschinen, Gasmotoren). b) Kosten der Stromquelle (Dynamomaschinen und Apparate). c) Kosten der Elektromotoren (bei Kraftiibertragungs-Anlagen). d) Kosten des Leitungsnetzes. e) Kosten des Transports. f) Kosten der Montage. Es möge ausdrücklich darauf hingewiesen sein, dass allen nachstehenden Erläuterungen die Annahme einer Betriebsspannung von 110 Volt zu Grunde liegt.