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Seite 112 Allgemeine Zeitschrift für Textil-Industrie. Jahrg. 1SS4 grössten Wichtigkeit, den Stärkegrad seiner Lösung, die Temperatur dos Bades und die Dauer des Verweilens der Zeuge in der Blcichfiüssigkeit genau zu reguliren. Die Ursache der schädlichen Wirkung der zu gesättigten Bleichflüssigkeit beruht darauf, dass beide, sowohl der Farbstoff als auch die Zellen des Gewebes oxydirbare Substanzen sind und dass beide angegriffen werden, sobald die Oxydationsmittel, der Sauerstoff und das Chlor, zu plötzlich auf sie wirken. Ganz dasselbe findet mit der Baumwolle statt; sobald man die Bleichflüssigkeit im hinreichend verdünnten Zustande anwendet, werden nur die Farbstoffe zerstört, da diese nicht so stabile Verbindungen wie der Zellstoff sind. Diese Gefahren des Chlorkalks zu umgehen, hat es nicht an Vorschlägen gefehlt. So hat Ramsay (Musterztg.) eine Bleichflüssigkeit hergestellt, indem gleiche Theile Chlorkalk und Schwefelsäure Magnesia — Bittersalz — mit Wasser über gossen, einige Tage stehen gelassen werden. Es bildet sich unterchlorigsaure Magnesia, die genau so wirkt, wie die Chlor kalklösung für sich, aber den grossen Vortheil hat, dass der freie schädlich wirkende Aetzkalk wie Chlorkalk in Form von Gyps ausgeschieden wird. Das Bittersalz wird für diesen Zweck rein genug in Mineralwasserfabriken gewonnen und ist billig zu haben. Wie bemerkt, hat die unterchlorigsaure Magnesia vor dem Chlorkalk als Bleichmittel den Vortheil, dass die Bleichung infolge der leichteren Zersetzbarkeit der Chlormagnesia schneller erfolgt und dass eben bei der Unlös lichkeit der Magnesia in Wasser die schädliche Wirkung des im Chlorkalk stets vorhandenen Kalkhydrats wegfällt. Auch neue Wege zur billigen Darstellung der unterchlorigsauren Magnesia giebt es jetzt: man hat nur eine Chlorkalklösung mit einer Lösung von aus Stassfurter Kieserit erhaltenem Bittersalz versetzen. Auch der mechanischen Ausführung der Chlorbleiche ist man durch Verbesserungen zu Hilfe gekommen. Bei der bis her üblichen Chlorbleiche wird das Bad im Voraus zusammen gesetzt nach dem jeweiligen Bedarfe durch Mischung von Chlor kalk mit Salzsäure oder Schwefelsäure. Es entsteht dabei ein beträchtlicher Verlust an Chlor im Momente der Verbind ung des Chlorkalks mit der Säure, ein Verlust, welcher um so höher anzuschlagen ist, als das Chlorgas gerade in seiner Entwickelung die energischeste Wirkung als Bleichmittel aus übt. Der von Charles Ferou erfundene und ihm patentirte Apparat bezweckt nun, das Chlorgas vollständig auszunützen, indem es bei seiner Entwickelung direct auf die zu bleichende Faser wirkt. Weil nun aber das in diesem entwickelte Chlor gas sehr schädlich auf die Athmungswerkzeuge wirkt, so war es unerlässlich, sich maschineller Einrichtungen zur Ausführ ung des Verfahrens zu bedienen. Die ganze Maschine mit allem Zubehör, ausgenommen die Kufe, ist in einem mit Glas scheiben versehenen Kasten eingeschlossen, so dass man den Fortgang des Verfahrens leicht beobachten kann, ohne den verderblichen Chloreinflüssen ausgesetzt zu sein. Die beiden Hauptbestandteile der Maschine sind ein Aufgusswagen und eine Pumpe. Der Aufgusswagen hat den Zweck, auf die in der Kufe befindlichen Stoffe die Bäder von Chlor und Säure in flüssiger Form gleichmässig und continuirlich zu verbreiten. Die Vorderwand dieses Wagens kann zwischen dessen Seiten wänden verschoben werden, um nach Bedarf die Intensität des Aufgusses zu variiren. Die Pumpe führt dem Wagen die zu vertheilende Bleichflüssigkeit zu; letztere kommt aus einer Oeflhung; nach welcher sie durch ein Rohr aus der Kufe, in welcher die Chlorlösung präparirt wird, nach Bedarf zugeführt wird. Der Aufgusswagen enthält eine hin- und hergehende Bewegung durch ein Getriebe von Riemenscheiben, Rädern und Transmissionen. Der Aufgusswagen ist am zweckmässigsten aus Hartgummi oder aus Holz mit einem Ueberzuge von Gutta percha gefertigt; der Pumpenkolben besteht am besten aus demselben Materiale, der Pumpenkörper aus Glas oder Porzellan von genügender Stärke. Diese Theile würden von den Chlor bädern zerstört werden, wenn sie aus anderem Materiale beständen. Die Rohrverbindungen bestehen aus Kautschuk oder Guttapercha mit eingelegter Spirale. Die zu bleichenden Stoffe werden in die Kufe gelegt, die Bäder in einer anderen, ausserhalb des Glasgehäuses gelegenen präparirt. Die Säure bäder, welche auf die Chlorkalklösung ein wirken, werden in dem Zuflussrohre bereitet. (Fortsetzung folgt.) Thompsoirs neue Bleiclimetlioile. Angesichts der unter obigem Titel in jüngster Zeit viel fach durch die Blätter gegangenen Artikel, welche die Vor theile dieses Prozesses gegenüber der bis jetzt üblichen Methode ausposaunen und die Bleicherei-Interessenten in einige Auf regung versetzt haben, ist der Zweck dieser Zeilen darauf auf merksam zu machen, dass jenes mit so viel Eclat angepriesene Verfahren bereits überholt ist durch einen anderen Process, der die für den Thompson’schen in Anspruch genommene Vortheile vollständig in Schatten stellt. Nach eigenen Angaben von Thompson besteht der Haupt- Vortheil seines Verfahrens in der Zusammenlegung der Chlor- und Säure-Operation in eine, d. h. in einen Behälter, alles Uebrige scheint ziemlich auf altem Fusse bleiben zu sollen. Es ist nicht die Absicht die daraus angeblich resultirenden Vortheile herabzusetzen, wohl aber glaubt man den Bleich- Interessenten jetzt schon die Nachricht nicht vorenthalten zu sollen, dass das oben erwähnte andere System den ganzen Bleichprozess auf viel weniger Proceduren beschränkt, die in kaum der halben Zeit, mit den einfachsten Apparaten, der geringsten Bedienung und ausserordentlich verringerten Kosten sich vollziehen. Die Methode leistet an Schönheit der Bleiche, an Nichtbeschädigung des gebleichten Materiales alles, was man von bester Bleiche bis jetzt beansprucht und ist ohne Frage der grösste Erfolg in pecuniärer Hinsicht. Dass dieses Verfahren bis jetzt noch nicht öffentlich besprochen wurde, hat seinen Grund lediglich darin, dass man mit in grossem Betrieb erzielten Resultaten an die Oeffentlichkeit treten will und nicht mit einer halbfertigen Sache, als solche die Thompson’sche Methode bis jetzt sich noch characterisirt. Combinirte Maschine zum Scheeren, Leimen bezw. Schlichten, Trocknen und Auf bäuinen der Webkette nach Fr. Sucker’s Patenten. (Fortsetzung von Seite 74.) Ueber die Thätigkeit dieser Maschine dürfte Folgendes genügenden Anhalt bieten: Das Kettengarn, welches von der Spinn- bezw. Zwirn maschine auf Holz-, Blech- oder Papierspulen gesponnen ist, wird zunächst auf das Spulfeld A der Iiettenscheermaschine gebracht. Dasselbe besteht aus zwei an einer Seite durch