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Jahrg. 1885 Allgemeine Zeitschrift für Textil-Industrie. Seite 247 Bezeichnung der Garne: A. Sehr dunkel, 8100 Meter. B. Hell, 8100 Meter. C. Mittelfarbe, 8100 Meter. D. Dunkel, 8100 Meter. E. Dem C gleich, andere Mittelfarbe. F. Gezwirnt, sehr dunkle Nuance, 7200 Meter. G. Dem F gleich, dunkle Nuance. Einstellung: 3213 Fäden, 1,80 Meter breit. Geschirr: 12 Schäfte mit gemustertem Einzug. H. Dem F gleich, Mittelfarbe. I. Dem F gleich, helle Nuance. J. Gezwirnt, dem H gleich, andere Mittelfarbe. K. Gezwirnt, 8100 M., grelle Nuance. L. M. N. Dem K gleich, sehr grelle Nuancen. Bohrbreite: 42 Bohr per Decim. Schuss: J1 gezwirnt ;F 200 Schuss per Decimeter. Appretur: Debrouillirt. Einzuwalken: 15°/ 0 von der Länge. Breite: 1,40 Mtr. Einzug in’s Blatt: 4 per Bohr nebst den gezwirnten K, L, M. Die gezwirnten K, L, M, N kommen an den angedeuteten Stellen. Man braucht l,ioo Kilogr. ungewaschenes Garn per Mtr. fertigen Stoffs. Les Tissus. 1 dunkel A 1 gezwirnt N jl gezwirnt F 11 dunkel A 17 Schuss. Bescheidene Randbemerkungen über ..Die Isolirung der Grespiiinstfasem aus Flachs und anderen ßastpflanzen“,*) welche in einer am 6. October v. J. stattgefundenen Sitzung des Vereins für Gewerbfieiss zu Berlin wiederum 1 ) zur Sprache kam. Herr Dr. H. Grotbe-Berlin äusserte sich folgendermaassen: „Für die Jahre 1881 und 1882 hatte der Verein für Gewerbfieiss eine Preisaufgabe ausgeschrieben, welche „2000 Mark und die silberne Denkmünze des Vereins für eine der Praxis entsprechende Methode zur Isoliruug der Gespinnst- fasern aus den Stengeln der in- und ausländischen Nessel pflanzen, insbesondere zur vollständigen Entfernung des in den genannten Stengeln enthaltenen Pflanzengummis“ aussetzte. Der Verein wollte davon 1000 Mark zahlen, der Herr Minister für Handel ebenfalls 1000 Mark mit dem Vorbehalte der nach träglichen Prüfung durch eine von ihm ernannte Commission. 2 ) *) Aus der Flachsbau-Zeitung No. 11. *) Man hört nämlich nicht auf, unter Aufwand grosser Geldmittel immer wieder zu versuchen, von Baststengeln den Pflanzengummi auf mechanischem Wege zu lösen und den Bast selbst als Spinnproduct in Masse herzustellen. 2 ) Experimente an nicht auf der Höhe der Cultur stehenden, nach alten und verschiedenen, aber stets fehlerhaften Methoden angehauten Bastpflanzen werden stets ebenso verschiedene, wie unberechenbare Besultate ergeben müssen. Als Schreiber dieses sich persönlich an der betreffenden Stelle einfand, wo Bastfaser in einheitlicher Weise bearbeitet werden sollte und er aufgefordert wurde, seine persönlichen Ansichten speciell in Bezug auf die Flachsfrage zu äussem; als er ferner anfrug, um welche Sorten Flachs es sich eigentlich handle und ob in der Gegend richtig gebauter Flachs überhaupt zu haben wäre, wurde ihm die Ant wort, dass das Verfahren überhaupt für alle Flächse gelten sollte, sowie auch für alle Arten Hanf. Ein Jeder, der irgendwie in dem Flachsbau weiter eingedrungen, weiss, dass der Gehalt an Bastfaserprocenten bei unserer wilden und ungleichmässigen Cultur ein so verschiedener ist, dass man allerdings nicht mehr von gewissen Sorten reden kann, dass aber auch die Besultate einer jeden Ausarbeitung der Bastfasern ebenso verschiedene sein müssen. Schreiber dieses konnte infolgedessen weiter nichts als sein Erstaunen darüber ausdrücken, wie man auf Grund einer so kläglichen Cultur überhaupt ein Besultat erwarten könne, alle und jede Berechnung müsste doch hier auf hören; man kann wohl zu einem bestimmten Preise Flachs kaufen wollen, wird aber so verschiedene Besultate damit erhalten, dass man, selbst wenn das Verfahren im Uebrigen sich als zweckmässig erweise, zu keinen Klarheiten über die anzulegenden Einkaufspreise gelangen könne. Es ging eine Bewerbung um diesen Preis ein mit dem Motto: „Invenieudo invenire discuut“ und wurde dieselbe an die Abtheiluug für Handel und Manufactur zur Prüfung über- { geben. Diese Abtbeilung erklärte nach eingehender Prüfung, ! dass ihr Votum über Befund des Verfahrens durch eine Prüfung der Abtheilung für Chemie und Physik zu unterstützen sein i werde, um den technisch-chemischen Sachverhalt festzustellen. 3 ) Während der Prüfung in dieser Abtheilung wurde durch die Publikation der Patentschrift der Verfasser der Bewerbung und der Wortlaut des Verfahrens weiteren Kreisen bekannt und auch der Umstand, dass die Nesselcommission, deren Mitglieder fast sämmtlich dem Verein für Gewerbfieiss ange hören, sich mit einer eingehenden Prüfung des Verfahrens in grösserem Maassstabe beschäftige. Der technische Ausschuss beschloss nunmehr, die Entscheidung des Vereins über das Verfahren so lange hinauszuschieben, bis das Resultat der Untersuchungen jener Commission bekannt sei. Die betreffenden Prüfungen sind nunmehr beendigt und zwar nach einer ebenso kostspieligen, 4 ) als intensiven Kette von Vorgängen und Versuchen, welche umfassten: 1. Versuche mit einem Versuchsapparat im Heckmann’schen Etablissement; 2. Versuche in einer eigenen Station in der Reichenberger strasse durch deu Erfinder; 3. Versuche in einer grossen zu diesem Zwecke eingerichteten Versuchsstation in Charlotten burg zunächst durch den Erfinder unter Assistenz des Herrn Dr. Braun; 4. sodann unter Controle des Herrn Dr. C. Jacobsen und unter Oberaufsicht einer Commission, bestehend aus den Herren Geh. Rath Reuleaux, Dr. Jannasch und Dr. Grothe, und endlich 5. unter Ausschluss des Erfinders durch Herrn Dr. Grothe unter Assistenz des Herrn Dr. Braun. Diese Kette von Versuchsreihen 5 ) wurde nöthig, weil unter Production ganz vorzüglicher Proben in kleinem Maassstabe 6 ) ein Resultat dahingehend nicht zu erzielen war, festzustellen, inwieweit das Verfahren im Grossen solche vortreffliche Qualitäten 7 ) mit Rentabilität 8 ) zu liefern im Stande sei. In der Serie 1 wurde allerdings anerkannt, dass das Verfahren auf die Entgummir- ung der Stengel hinwirke und die Fasern blosszulegen geeignet sei. 9 ) In der Serie 2 wurden grössere Mengen sehr ver schiedener Proben aus sehr verschiedenen Rohstoffen 10 ) (Flachs, Hanf, Nessel, Laportea, Jute u. s. w.) producirt. In der 3. und 4. Serie wurde beobachtet, dass sich das Verfahren rationell gestalten lasse, was die hauptsächlich verwendeten 3 ) Hätte man vor allen Dingen den landwirthschaftlichen Sach verhalt klar gestellt, so wären Mühen und Opfer erspart geblieben. 4 ) Die Vorgänge zur Erzielung weit besserer Resultate innerhalb der Landwirthschaft kosten gar nichts. 5 ) Der Landwirth sehe die Anstrengungen, die man ohne ihn macht zur Gewinnung gesunder Spinnfasern und begreife, dass er allein die gewünschten Resultate erreichen kann ohne Anstrengung. 6 ) Da liegt der Hund begraben: kleine Proben, Handmuster, ver locken dazu, sich einzubilden, es ginge auch im Grossen. 7 ) Ob die Qualitäten wirklich vortrefflich waren für die Spinnerei, nicht blos für’s Auge, möchten wir dahingestellt sein lassen, sie kommen aber gar nicht in Frage, wenn die Ausbeute so geringfügig, wie später dargethan wird 8 ) Zur Rentabilität gehört vor Allem, dass das Rohmaterial in der Nähe der Anstalt auch in genügendem Maasse angebaut wird, und dazu gehört der Landmann, der in erster Linie gefragt werden muss, ob er das will, ob dies sich mit seinen Wirthschaftseinrichtungen ver trägt, da er doch nicht lauter Bastpflanzen bauen kann. 9 ) Darin liegt kein Fortschritt. 10 ) Folglich müssen auch die Resultate sehr verschieden sein.