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Jahrg. 1S81 Allgemeine Zeitschrift für Textil-Industrie. Seite 249 nisse ihrer Einzeletablissements mit jener Anstalt zusammen in einem eleganten, zergliederten Pavillion ausstellen; Suckert hat exacte Nuancen aller Farben auf Baumwollengarn, Rosen berger vorzügliche Gespinnste, die er mit einer naturgetreuen NachbildungderBaumwollpflauze in ihrer Entwickelung schmückt. Nächstdem sei es uns gestattet eines hervorragenden Aus stellungsverdienstes zu gedenken. Mehrere Aussteller der Baum- woUenerzeugnisse fügen ihren Objecten das Material in den Stadien des Spinnprozesses bei; allein keiner thut dies so instructiv wie Friedrich Wagenknecht in Peterswaiden, sogar ein geöffneter Ballen in Originalpackung liegt in der Coje. In einem mächtigen, eleganten Glaskasten ist in aus führlichster Weise der ganze Vorgang der Spinnerei, Pelz, Vorgarn, Feingarn in jeder Form auf den wirklichen Appa raten sorgfältig dargestellt. Ausserdem ist ein Sorti ment Barchent, weiss, einfarbig und gemustert, in der von diesem Hause gemusterten, guten Qualität vorhanden. Meyer Kauffmann ist eine der ersten Firmen in der Baumwollenfabrikation; sie besitzt Spinnerei in Breslau, Weberei in Marklissa, Tannhausen und Eisersdorf; ihre Türkischrothfärberei, von der sie hier gute Proben präsentirt, befindet sich auch in Eisersdorf. Die guten Leistungen ihrer Etablissements sind bekannt, die Appretur ihrer Baumwollen stoffe hat einen Ruf. Das Arrangement ihrer Erzeugnisse ist origineR; eine Coje ist zu einer Säulenhalle umgewandelt, die Säulen mit weissem Garn umwickelt und farbig abgesetzt, wie denn überhaupt die farbige Decoration der Halle ein maurisches Gepräge giebt. Das Haus Chr. Dierig, 0. Langenbielau rechnet zu den ältesten Baumwollspinnereien und Webereien Schlesiens. Dierig war einer der ersten, welcher mechanische Stühle an schaffte; er hat seine Erzeugnisse in einer Coje in geschmack vollster Weise arrangirt. Vorzüglich ist die Zusammenstellung eines Quadrats farbigen Garnes, die altberühmten Drells und Musterstoffe sind zahlreich vertreten, hervorragend schön 3 Stück hellblauer Drillich mit ombrirten Streifen; auch hier findet sich Türkischroth und Proben von Silk Finist. — Eine Vitrine mit sehr hübschem Sortiment gestreifter Schürzenzeuge, Inlett etc. (Handgewebe) stellt C. H. Roth, Reichenbach, aus, ähnliche Sachen, wenn auch nicht so reichhaltig, H. Schwabe und C. A. Buhl ebendaher. — Hosenzeuge sind nur durch C. Postpischil in Langenbielau vertreten; die Finna ist leistungsfähig darin, besonders gut sind die leicht markirten Streifen und Careaus. Hübsche gestreifte Drells hat G. F. Flechtner ebendaher; ähnlich stellt Finger aus Pfaffen dorf aus. Indem vir die Abtheilung der Leinen und Baumwolle ver lassen, können wir nur wünschen, dass diese schlesischen Industriezweige sich so weiter entfalten, als wir sie jetzt fanden. Albert Kriele. Die Theerfarben - Industrie auf der allgemeinen deutschen Patent- und Musterschutz-Ausstellung zu Frankfurt a. M. (Fortsetzung.) Es versteht sich von selbst, dass darauf Bedacht zu neh men ist, die bei diesen Processen zur Verwendung kommenden theuren Materialien soweit als möglich wieder zu gewinnen, so das Brom, den Holzgeist; die complicirte Fabrikation erfor dert bedeutende Unterhaltungskosten für die Apparate und Arbeitslöhne. Der wesentlichste Faktor für die Höhe des Ge- stehungspreises bleibt natürlich die Ausbeute an Farbstoff. Solche hängt in erster Linie von der Reinheit der zur Ver wendung kommenden Materialien, dann von dem richtigen Verlauf der verschiedenen Processe, im vorliegenden Falle aber auch wesentlich von dem Umstande ab, ob man in Zu kunft den dem natürlichen Indigo genau entsprechenden Körper oder einen diesem homologen oder einen substituirten Farb stoff liefern wird. Diese Verwandten des Indigos dürften aller Wahrscheinlichkeit nach ganz oder doch annähernd die gleichen Eigenschaften besitzen wie der wahre Indigo und es ist denk bar, dass die Herstellung des einen oder andern dieser vielen der Theorie nach möglichen Körper grössere Chancen in Bezug auf die Billigkeit gewährt als es die Fabrikation der Ortho- nitrophenilpropiolsäure, welche den wirklichen Indigo liefert, bis jetzt thut. Um die Schwierigkeiten, welche die billige Herstellung dieses Körpers darbietet, zu erklären, sei an dieser Stelle nur daran erinnert, wie schwer es ist, im Grossen chemisch reine Materialien zu verwenden, dass die chemischen Processe selten glatt verlaufen, vielmehr gewöhnlich von Xeben- reactionen begleitet sind und dass es zu den schwierigsten Aufgaben der wissenschaftlichen und praktischen Farbenchemie gehört, bei einem Processe gerade vorwiegend diejenigen Iso meren zu bilden, welche man zu haben wünscht. So ist es in unserem Processe fast unvermeidlich, dass das zur Her stellung der Zimmtsäure verwandte Toluol noch höhere Homo loge wie Xylol und Cumol enthält, dass bei der Xitrirung und Bromirung statt der Additionsprodukte Substitionen im Benzolkern entstehen etc. Alle diese unerwünschten Vorkomm nisse erfordern kostspielige Reinigungen, welche einer glatten Fabrikation hindernd im Wege stehen. Die Unkosten dieser Indigobereitung würden vielleicht unerschwinglich sein, wenn der Industrie nicht ein glücklicher Umstand zu Hülfe käme. Dieser ist darin zu erblicken, dass die Kattunmanufaktur bis jetzt nur mit sehr bedeutenden Kosten, welche in keinem Verhältniss zum Preise des natür lichen Indigos stehen, und nur mit Ueberwindung grosser Schwierigkeiten im Stande war, den Indigo als topische Farbe mittelst Aufdruck für dunkle, satte Xuancen zu verwenden. Xur wenige Häuser waren im Besitz eines solchen Verfahrens und die meisten Fabrikanten waren gezwungen, den Indigo zu färben und die mit anderen Farben zu bedruckenden Stellen weiss zu ätzen. Ein wenn auch im Verhältniss zum natürlichen Indigo wesentlich theureres, aber für den Aufdruck vorzüglich geeig netes Präparat, welches die gleichen echten Farben zu liefern im Stande wäre, musste deshalb dem Kattundrucker sehr- willkommen sein, und ein solches ist die Orthonitrophenyl- propiolsäure. Dieselbe wird als ein 25procentiger Teig be reits in den Handel gebracht und kann direct zur Erzeugung von Indigo auf der Faser verwendet werden. Sie unterschei det sich von dem reducirten Indigo, dem Indigweiss, dadurch, dass sie durch Reduction, durch Verlust von einem Atom Sauerstoff den Farbstoff bildet, während jenes bekanntlich durch Aufnahme von Sauerstoff wieder in Indigblau verwandelt wird. Man kann mit dem neuen Product die tiefsten Töne mit Leichtigkeit durch Aufdruck erzeugen, indem man ent weder die Druckfarbe mit einem geeigneten Reductionsmittel mischt, oder was mehr zu empfehlen, indem man den Kattun vorher mit dem Reductionsmittel imprägnirt, trocknet und dann mit der Farbe bedruckt. Die Entwickelung der Farbe