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Meinungsaustausch. Geehrte Redaction! Seit Herausgabe des ersten Blattes Ihrer Zeitung lese ich jede Nummer der Textil-Industrie mit steigendem Inter esse, und wirklich, nicht allein die Tendenz Ihrer geschätzten Zeitschrift ist es, die mich erfreut, sondern auch die praktischen darin enthaltenen Aufsätze und die genau und klar geschriebenen Recepte mit den bei geklebten Mustern. Als Fachmann kann ich getrost behaupten, dass Ihre Zeitung die erste ist, welche es sich angelegen sein lässt, nur solche Recepte zu bringen, wonach selbst ein Laie, um so sicherer ein Praktiker mit Erfolg arbeiten kann. Könnte man das doch von anderen Blättern, w’elche auch, wie Ihr geschätztes Journal die Branche: Textil-Industrie und deren Interessen vertreten, nur in Etwas behaupten! Was mich anbetrifft, so werde ich es für meine Pflicht erachten, Sie in Ihrer Tendenz zu unterstützen, und da ich doch voraussetzen muss, dass Sie trotz Ihrer anerkannten Vielseitigkeit nicht in die Details so eingeweiht sein können wie Derjenige, welcher durch praktische Erfahrungen in den verschiedensten Fabriken des Continents und durch fünfzehnjähriges Studium der einzelnen Zweige umfassende Kenntnisse sich gesammelt, so glaube ich, dass es Ihren Lesern und Ihnen angenehm sein wird, wenn etwaige Fehler - gerügt und verbessert werden. Das in Nummer 2 Ihres Blattes enthaltene Dunkelgrünn auf Baumwolle gibt mir hiezu einen passenden Anfang. Dies mehr olivengrün, statt lebhaft dunkelgrün aussehende Muster ist besser folgendermaassen herzustellen: Dunkelgrün — per 25 Kilo Garn. 1. Bad von 1 1 2 Kilo Quercitron-Extr. + 300 Gramm Alaun. 2. 3 Kilo 750 Gramm salpetersaures Eisen -p 200 Gramm Zinnsalz. 3. 2 Kilo Kali -p */, Liter Salzsäure. 4. Waschen, retour in 1 -f- Indigocarmin oder Methylgrün. Kritikus. Fragekasten. (Die Redaction erklärt, für den Inhalt dieser Rubrik keinerlei Verantwortung übernehmen zu können. Einlangende nicht anonyme An fragen finden jederzeit Aufnahme und sind die Namen der Einsender Sache der strengsten Discietion. Richtige und geeignete Beantwortungen werden veröffentlicht, wofern dieselben nicht reclamemässig klingen.) Antwort auf Frage 13 in Nr. 3. In der Frage ist allerdings nur auf Wollgarn Bezug genommen; da es jedoch wohl gleichgültig ist, ob Garn oder Wolle gefärbt wird, wenig stens wenn von der Behandlung abgesehen wird, so lasse ich in Nachstehendem ein Recept folgen, welches ich schon circa 15 Jahre, und nachdem ich 5—6 verschiedene in Anwendung brachte und wieder zurücklegte, zur Anwendung bringe. ' Die erste Bedingung für die Erzielung eines schönen Weiss ist die, dass dafür eine schöne weissgrundige Wolle oder dito Garn gewählt wird. Ist diese Bedingung nicht zu erfüllen und sind Wolle und Garn gelblicher Färbung von Natur (Locken etc.) oder durch der Wolle anhaftende Schmutz- theile gelb gebeizt, so muss, um ein gutes Weiss überhaupt zu erlangen, eine Schwefelung der Wolle oder des Garnes vorausgehen. Das Schwefeln selbst geschieht mit schwefeliger Säure (nicht zu verwechseln mit Schwefelsäure), und zwar in der Weise, dass man die Wolle, resp. das Garn in einem möglichst luftdicht geschlossenen Raume, der sogenannten Schwefelkammer, der Einwirkung von Dämpfen langsam ver brennenden Schwefels aussetzt. Die schwefelige Säure ist somit ein Gas, und es ist mir nicht recht erfindlich, wenn der Herr Verfasser, der mit S. unterzeichneten Antwort in Nr. 4 sagt, dass dem Wasserbade 10 Kilo schwefelige Säure zuzusetzen sind. Ich würde den Herrn Verfasser daher um gefällige Aufklärung bitten. Ich verfahre auf folgende Weise: Ein Kessel, in welchem man bei jeder anderen Farbe 150 Pfund = 75 Kilo reine Wolle bequem einbringen kann, wird mit reinem Wasser gefüllt und bis auf circa 56—60° R. erhitzt. 3 Kilo Weizenkleie in ein nicht zu dicht gewobenes Säckchen gethan, lasse ich sodann 3 4 Stunden darin ziehen. Nachdem dieses herausgenommen, wird der Flotte 125 Gramm cristallisirtes Chlorzinn zugesetzt. Die Flotte beginnt nun aus zutreiben, d.^h. es bilden sich weisse Flocken in derselben, die naeh und nach an die Oberfläche des Wassers treten, bis sich zuletzt eine dicke Schichte weisslichen Schaumes, resp. Schlammes gebildet hat. Dieser wird nach circa 1 2 Stunde vorsichtig abgeschöpft und weggegossen und dann mit der Wolle, aber nur 100 Pfund — 50 Kilo, eingefahren Bei oben angegebener Temperatur muss diese jetzt 35—40 Minuten ziehen, wobei sie einigemale mit Haken gut umgezogen wird. Hierauf wird diese ausgeschlagen, wobei aber die Einrichtung zu treffen ist, dass die abziehende Flotte in den Kessel zurück läuft. Ist die Wolle rein heraus, so wird der Flotte eine Auflösung von 50 Gramm Indigocarmin und eine Abkochung von 80 Gramm Persio zugesetzt, gut umgerührt und mit der Wolle wieder eingegangen. Nachdem diese circa 1 Stunde gezogen, wird ausgeschlagen und ist fertig, muss jedoch während dem Ziehen mit Haken mehreremale gut umgearbeitet werden. Je nach der Güte des Indigocarmins und des Persio’s muss, wenn das Weiss nicht genügt, von Beiden zu gegeben oder abgebrochen werden. Z>. B. D. S. Da Wasser Kalk, Magnesia, Eisen und sonst fremde Bestandtheile enthält, so bietet die Methode noch den Vortheil, dass dieses selbst gereinigt und weich gemacht wird. 1). O. A n t wort a u f Frag e N r. 10. Der Müller’sche Gas- Apparat erweist sich unter allen Umständen für zweckmässig und praktisch. Er nimmt geringen Raum ein, beansprucht nur mässige Installationskosten, liefert reines Gas und sind die Be triebsspesen um Vieles wolfeiler. Die Müller’sche „Alpha“-Gas maschine ist demnach für kleinere Fabriks-Etablissements sehr zu empfehlen. Zur Frage Nr. 20. Um diese Frage bezüglich des Baumwollöffner beantworten zu können, wäre hinsichtlich der alten Maschine eine genaue Zeichnung derselben erforderlich. Bei Anempfehlung einer passenden Maschine neuester Construe- tion ist dagegen nothwendig zu wissen : a) welche Baumwoll sorten in der Regel zur Verarbeitung kommen, b) welche Pro duction per Woche in engl. Pf. erzielt werden soll und c) welche Garnnummern aus der geöffneten und geputzten Baumwolle ge sponnen werden. Erst dann ist eine endgiltige Beantwortung dieser Frage möglich. Sp. Antwort auf Frage Nr. 21. Das Chinagras, dessen Fässer schon vielfach zu Geweben von schöner weisser Farbe und seidenartigem Glanz verarbeitet wurde, wird jetzt in ver schiedenen Zonen cultivirt. Obwol der Faser viele gute Eigen schaften nahhgerühmt werden, ist dieselbe noch verhältniss- mässig wenig bekannt, dürfte aber gleich den Fasern anderer Nesseln bestimmt sein, in der Textil-Industrie eine bedeuten dere Rolle zu spielen. Frage Nr. 23. Welches Dampfkesselsystem eignet sich am besten zum Betriebe einer Dampffärberei für lose Wolle und ist der Betrieb grosser Farbkessel mit Dampf der Unterfeuerung vorzuziehen ? a. K. Frage Nr. 24. Empfiehlt es sich, ganzwollene Buckskins auf der Stockwalze zu gerbern und auszuwaschen, oder ist es besser, wenn Beides auf der Waschmaschine geschieht? a. Frage Nr. 26. Welches System von mechanischen Web stühlen ist das beste und welches ist speciell für mittelschwere Buckskins zu empfehlen ? z. Correspondenz der Redaction. Herren G utbie r & Götze in Leipzig: Wir danken für über sendete Muster. Nach vorgenommener Analyse und angestellten Ver suchen werden wir über Ihre Küpe referiren. — Appreteur in B.: Sie haben Recht, man muss diesen Leuten einmal gehörig an den Leib rücken, sonst machen sie sich mit ihren Lattwe'rken allzu breit. — Abonnent in der Schweiz: Wir können nur einmal monatlich Mustertafeln bringen. — Färbermeister in S.: Es ist das ein alter Jammer mit diesem Recepteverkauf. Warum gehen auch die Herren gar so leicht auf den Leim? An mehrere Abonnenten: Wir beginnen in unserer nächsten Nummer nachstehende Abhandlungen: 1. Die Seiden- und Halb seidenfärberei vou E. Dupressoir in Lyon. -— 2. Die Maschinen der Bleicherei, Färberei, Druckerei und Appretur mit zahlreichen Illustra tionen von H. Wärter, Fabriksdirector. — 3. Die Tiirkischroth-Färberci von H. Wärter, Fabriksdirector. iW* Nachdruck verboten. — Alle Rechte vorbehalten. Herausgeber und verantwortlicher Redacteur : Philipp Zal ud. Gesellschaft<-Buchdruckerei, III., Erdbergstrasse 3. -