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und muss desshalb genau gemerkt werden, wie viel Liter Wasser auf den Leim gegossen wurden, um darnach die Menge heissen Wassers zu bestimmen, welche bei Anfang des Lei mens noch hinzugefügt werden muss. Durch diese Manipu lation wird der Leim rascher zur Verarbeitung brauchbar gemacht. Will man nun 15 Kilo gewöhnlichen Leim kochen, so muss man, um eine einfache Garnkette damit zu leimen, im Ganzen 60 Liter Wasser dazu geben. (Bei Gelatine nach verzeichneten Verhältnisszahlen). Bei längerer Praxis gewöhnt man sich leicht daran, die Bindekraft des Leimes durch Handprobe zu untersuchen. Die geeignetste Temperatur beim Leimen ist eine Wärme von 45—50 Grad Reaumur. c) Aufspannen geleimter Ketten. Nicht selten lässt man die Kette nach dem Leimen einige Stunden liegen, um, wie man gewöhnlich glaubt, den Leim gehörig in den Faden ziehen zu lassen. Dies ist jedoch falsch, ein langes Liegenlassen der Kette verursacht im Sommer ein schnelles Trocknen der oberen Schichten und dadurch schlechtes Auf hängen, indem viele Faden brechen, was eine natürliche Ver kreuzung der Kette zur Folge hat. Man spanne daher sofort die Kette auf, lasse sie dann nicht zu rasch und auch nicht zu langsam trocknen und wird dann sicherlich die Kette beim Aufbäumen gut auf den Baum bringen. X. Die Fabrication von Flocken- und Perl-Stoffen von Robert Denk. V. Wendet man nun den 12 bindigen Effectköper (Fig. 10) an, so erhält man einen sogenannten Diagonal - Flockenstoff, dessen einzelne Köperlinien bei 4400 Einstellung beinahe doppelt so dicht als bei 2400 Kettfäden stehen würden. Wollte man alsdann dieselbe hohe Anzahl Köperlinien mit 2400 — als bei 4400 Einstellung erhalten, so müsste ein Öbindiger Köper, vielleicht 2 oben, 4 unten, natürlich auch dem ent sprechend kürzere Wolle zum Flockenschuss gewählt werden. Auf den 12 bindigen Köper zurückkommend, können also nach dem Vorhergehenden die Zusammenstellungen Fig. a, b und 3—6 als Grundstoff dazu benützt werden. Man zeichnet alsdann nach je einem Ober- und Unterschuss — einen Flocken schuss der Effcctbindung Fig. 10 in die Oberkette. In Folge dessen würde letztere 12 Schäfte benöthigen, welche alsdann hinten, die 4, resp. 6 Schäfte des Untergewebes dagegen vorn (dem Blatte am nächsten) eingehängt werden, welches durch Reihung (Fig. 19) und Patrone (Karten) (Fig. 20) ver ständlich sein wird. Ehe ich hier weiter gehe, muss ich noch erwähnen, dass die Schäfte für den untern Grundstoff deshalb möglichst weit nach v o rn g en o m m e n werden müssen, weil jeder einzelne derselben mit bedeutend mehr Litzen, resp. Kettfäden als diejenigen für die Oberkette bezogen wer den, in Folge dessen weit schwieriger als letztere reines Fach bilden können. (Dasselbe gilt auch bei andern Buckskin etc. Stoffen für diejenigen Schäfte, die bedeutend schärfere Bin dungen, wie Tuch, Ripps etc. herzustellen haben). Trotzdem dies Alles vorausgesetzt werden sollte und so einleuchtend ist, wird es dennoch nicht gebührend beachtet. Ja man begegnet — und dies nicht selten! — in unserer deutschen Fachpresse sogar dergleichen regelwidrigen Zeichnungen, wodurch dieje nigen Leute in ihren Anschauungen irre gemacht werden, welche strebsam sind, jedoch weder Gelegenheit noch die Mittel haben, eine Webschule zu besuchen, die sich daher überall anklammem müssen, wo ihnen auch die kleinste Ge legenheit zum Lernen geboten wird. In Fig. 11 wird ein 12bindiger köperartiger Effect mit zwei Bindegraden vorgeführt, zu dessen Ausführung die Floekenschusskarten aus Fig. 10 in folgender Ordnung zusam mengesetzt werden: 1. 8, 3, 10, 5, 12, 7, 2, 9, 4, 11 und 6. Hierbei wird zwar nicht jeder Bindegrad den wollreichen Kamm als ein solcher in Fig. 10 besitzen, indess hat dieser Effect wieder den Vortheil, dass der leere Zwischengrund sich nur in ganz feinen Furchen, bei Fig. 10 (siehe X) aber in bedeutend breiteren Riemen zeigen wird. Wendet man ausser dem in Fig. 11 abwechselnd zweierlei - farbigen Einschlag an, so wird jeder der beiden Bindegrade eine andere Farbe erhalten. Ein weiteres Farbendessin erhält man aus dieser Bindung, wenn z. B. 1 hell, 1 dunkel = 3, 4, 5 oder 6 Mal, alsdann eben so oft 1 dunkel, 1 hell geschossen wird, wo durch die Farben mit dem Bindegrade wechseln werden. Fig. 12 bringt den Kreuzköper und werden dazu die Flockenkarten aus Fig. 10 folgend versetzt: 1, 2, 3, 4, 5 und 6 — 12, 11, 10, 9, 8 und 7. Auch hierbei wird, wie in Fig. 10 der Zwischengrand (siehe X) mehr markiren, und gerade für dergleichen Effectbindungen ist die Anwendung der richtigen Wollstapellänge von ausserordentlichem Einfluss! Fig. 13 liefert einen Streifen, aus Fig. 10 folgen nur abwechselnd die Karten 1 und 7. Derselbe kann einfarbig, ferner abwechselnd 1 hell, 1 dunkel geschossen werden, oder 1 dunkel, 1 hell = 4 Mal und 1 hell, 1 dunkel ebenfalls 4 Mal, wodurch der Farbeneffect sich tuchartig versetzt. Aehnlich ist Fig. 15 zu behandeln, bei der 2 und 2 Streifen, paarweise aneinanderliegend, durch breiteren Zwischen grund getrennt sind; hierbei werden aus Fig. 10 abwechselnd die Karten Nr. 1 und 5 angewandt. Der Streifen Fig. 14 hat aus Fig. 10 abwechselnd die 1., 5. und 9. Karte erhalten. Würde man hierbei abwech selnd 1 hell, 1 mittel, 1 dunkel schiessen, so erhielte jeder der 3 Streifen seine eigene Farbe. Einen 2farbig gewürfelten Effect erreicht man, wenn genau nach Fig. 14 die beiden Farben eingetragen werden. Das Dach- oder Karpfenschuppen-Muster Fig. 16 besteht aus den je 3 Mal wiederholten Einschlägen 1 und 7; -—-4 und 10 aus Köper Fig. 10. Man kann es ebenfalls ein- oder zweifarbig, in letzterer Eigenschaft als Streifen oder Karo (siehe Zeichnung) anfertigen. In Fig. 17 wird eine Bindung für grobkörnigen wilden Flockenstoff vorgeführt, dessen Effect in fertiger Waare, etwas kurz geschoren gedacht, in Fig. 18 beigefügt wird. Die Ab leitung geschah ebenfalls aus dem 12 b. Köper. Wie ersichtlich, wird jede einzelne Puppe aus 2 Flockenschüssen, resp. .4 Flü geln gebildet, Effect Fig. 21 ist letzterem sehr ähnlich, jedoch in regelmässigerer Form angelegt, Während in Fig. 22, 23 und 24 noch stärkere Puppen: aus 6, 8, resp. 12 Flügeln gebildet, vorgeführt werden, zeigt Fig. 25 solche in gebogener Form von je 16 Flügeln. Die Fig. 26 — 30 sind für ein- oder zweifarbige Effecte bestimmt, von denen Fig. 26 senkrechte, mit Köper linien durchlaufende Streifen; Fig, 27 — zwei sich durch kreuzende Diagonalen; Fig. 28 parallellaufende Schlangen, Fig. 29 und 30 ebenfalls Schlangen mit regelmässigem und zer streut eingesetzten Zwischengrunde erzeugen werden. Äusser den vorgeführten, für schwere Flockenstoffquali täten bestimmten Bindungen lassen sich noch unendlich viele in den verschiedensten Variationen componiren; doch gilt hierbei als Regel, dass man jeden Flockensehuss möglichst über eine gleich grosse (resp. wenig davon abweichende) A n- zahl Kettfäden flott lege, — da breitere Flächen leere, schmälere dagegen unaufgerauhte Stellen geben müssen. Wenn ich weiter oben sagte, dass bei Bindungen im Verhältniss zu 1 Ober- 1 Unter-Kette (über 9 Fäden flottirend) die Ein stellung zwischen 2400 und 4400 variiren kann, so muss ich noch bemerken, dass es demnach nicht gerade zu empfehlen ist, die äussersten Grenzen anzuwenden. Namentlich würde bei 4400 in Folge der vielen hart gedrehten Ketten die Waare weniger weich, desgleichen bei 2400 Einstellung dieselbe weniger haltbar ausfallen ! Hatte ich früher die Mitte, also 3400 angenommen, und man wollte irgend einen der angeführten Effecte in etwas billigerer, resp. leichterer oder noch weicherer Qua lität fabriciren, dann vermindere man die Unterkette von 1700 Fäden um die Hälfte, gebe alsdann dem Untergewebe 1 Tuch- oder Kettrips-Bindung und arbeite demnach mit nur