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66 letzten 10—15 Jahren in der Streichgarnspinnerei, haupt sächlich aber in der damit verbundenen Tuch- und Stoff- fabrication eine immense Bedeutung erlangt, und Schreiber dieser Zeilen weiss aus eigener Anschauung, welche Mängel den ersten aus England nach Deutschland gekommenen Sel- fact ort n,welche er vor circa 25 Jahren während einer vier jährigen Thätigkeit in einer der grössten Streichgarn Spinnerei des Zollvereins unter den Fingern hatte, anhafteten. Die Self- actore der damaligen Zeit lieferten wohl auch viel und gutes Gespinnst, aber nur in mittleren Stärken (3—4stückig) und von verhältnissmässig feinen Wollen ; während bei den Colonial wollen damaliger Züchtung und sechsstückigem Gespinnst die Leistungen quantitativ nur sehr bescheidene und qualitativ mangelhafte waren. Erst den verschiedenen Firmen unseres deutschen Manchesters blieb es vorbehalten, die den ersten englischen, in Deutschland eingeführten Selbstspinnern an haftenden Mängel zu erkennen und zu beseitigen und den Selfactor überhaupt zu einer Vollkommenheit zu bringen, dass er den besten englischen Exemplaren der Jetztzeit nicht nur ebenbürtig zur Seite steht, sondern in vielon Beziehungen sie sogar übertrifft. Der Hauptvorzug des neuen Selfactors der sächsischen Maschinenfabrik besteht in seiner dreifachen Spindelgeschwin digkeit, oder richtiger gesagt, dass der Spindel während eines Wagenausganges drei verschiedene Geschwindigkeiten gegeben werden kann. Das Leimen und die Leimmaschine. Schon seit geraumer Zeit beschäftigt in der Weberei Techniker und Fabrikanten die Lösung der für sie hochwich tigen Frage, wie man am schnellsten und besten mit der Scheererei, Leimerei und dem Aufbäumen wegkommen könne, um den fortwährenden Klagen seitens der Arbeiter, der Meister und Chefs mit Erfolg entgegenzutreten, da doch immer einer dieser drei Factoren an dem einen oder anderen Uebelstand Schuld tragen muss. Wir sprechen es wiederholt aus, dass solange die Weberei bestanden hat und bestehen wird, selbst bei Anwendung der erprobtesten Maschinen noch mit vielen Unannehmlichkeiten zu kämpfen sein wird, und es müssen deshalb alle vorkommenden Fehler sowohl von den Herren Principalen, als auch von den Beam ten leidenschaftslos untersucht und dahin gestrebt werden, alles nach Möglichkeit zu verbessern, es darf selbst vor einer grös seren Geldauslage für diesen Zweck nicht zurückgeschreckt werden, falls die Resultate praktisch, erfolgreich und zeitgemäss sein sollen. Bis nun gibt es noch keine Maschine, welche die drei obenangefiihrten Functionen in sich vereinigen und den An forderungen die man an sie zu stellen berechtigt, wenn man den Kostenpunkt bei der Anschaffung, Bedienung, ferner den Mehrverbrauch an Leim und die grösseren Abfälle an Garn ins Auge fasst, entsprechen würde. Für grosse Webereien, welche Jahr aus Jahr ein Massenartikel, die in der Ketten dichte gleich sind, fabriciren, verlohnt es noch eher, sich einer B ä r 1 e i n’schen (Manchester) Scheer-, Leim- und Aufbäum maschine zu bedienen, deren Leistungsfähigkeit selbe jetzt noch als besten Mechanismus dieser Art gelten lässt. Bei einer kleineren Weberei hingegen, die auf 400-—600 Stühlen ver schiedene Qualitäten, periodenweise auch einen Artikel mit überwiegender momentaner einheitlicher Qualität erzeugt, empfiehlt sich Handscheererei, dann die Leimerei vermittelst der Leimmaschine, welche wir in nachstehender Darstellung vorführen. Es ist dies unseres Erachtens das beste System unter den bisher bekannt gewordenen und im Gebrauch ste henden. Die Maschine ist im Stande, für 400—500 Stühle ohne jegliche Schwierigkeit die Arbeit des Leimens zu ver richten und ist es vortheilhaft bei Anwendung dieser Apparate, einen eigenen Kessel für die Leimkocherei zu beschaffen. a) Leimmaschine. In der beigefügten Zeichnung stellt Fig. 1 die Vorder ansicht der Leimmaschine dar, a ist der Leimbehälter, b der Wasserbehälter, welcher, mit directem Dampf geheizt, den Leim bei der nöthigen Hitze zum Sieden bringt. Der Dampf tritt aus einer durchbrochenen Röhre in das Wasser und strömt so gleichmässig aus. Der Leimbehältei’ muss aus Kupfer, der Wasserbehälter kann aus Zink gefertigt sein. Eine Vor richtung zum Ablassen von Dampf und Wasser ist seitlich angebracht. Fig. 2 ist die Vorderansicht jener Vorrichtung, w’elehe beim Leimen in den Leimbehälter a gebracht wird, f ist ein inneres und äusseres Kupfergestell der Maschine, welches den Zweck hat, vermittelst der oben sichtbaren Spiralfedern, welche an dem Kasten befestigt sind, den gehörigen Druck für den gleichmässigen Gang der Kette durch die Maschine bewirken zu können, g sind aufrechtstehende Holzwellen, deren Bestim mung die Kette i, welche zwischen den querliegenden Wellen h läuft, nicht in die Axen der unteren Wellen h eintreten zu lassen. Fig- 1- k ist das obere Wellenlager von g, l das bei Eingang der Kette, m jenes bei deren Ausgang, n zeigt den Leim- bretthälter mit Trichter. Die Kette geht um die Welle o nach p, welche beide, schwere Holzwellen, sich nach entge gengesetzter Seite drehen. Endlich stellt Q den Wellenbeschwe rer vor, welcher durch Verhängen der Gewichte regulirt werden kann, r ist der Riemen, S der Kettenleger und 7’ das Triebrad mit der Riemenscheibe. Fig. 2. b) Zubereitung des Leimes. In der Regel nimmt man zu 3 Kilo Garn 0'5 Kilo Leim und ein Wasserquantum von 2 Liter. Bei Zwirnketten genügt dieselbe Leimmenge auf 4 Liter Wasser für 6 Kilo Garn. Verwendet man vorzüglichsten Gelatine - Leim so stellt sich das Verhältniss 4’5 Kilo Garn: 0’5 Kilo Leim: 3 Liter Wasser: für Zwirnketten dient obige Angabe zur Richtschnur. Um dem Leim namentlich im Sommer eine bessere Halt barkeit zu ertheilen, setze man demselben etwas in heissem Wasser' aufgelöstes Zinnoxyd zu. Auch thut man gut, den Leim vor dem Kochen 12 Stunden lang im kalten Wasser weichen zu lassen. Das von der Masse hiebei aufgesogene, sowie das übriggebliebene Wasser kommt zur Verwendung,