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kraft von deren unexplodirbaren Dampferzeugern für den Avisodampfer „Voltigeur“ bestellte. Die Construction derselben ist im Hafen von Brest soeben beendigt worden. Meinungsaustausch. Offenes Schreiben an die Herren Fabriksbesitzer. Geehrte Herren! Ich erlaube mir die Aufmerksamkeit der geschätzten Leser auf einen Gegenstand zu lenken, welcher insbesondere jene Herren speciell interessiren wird, welche ihr Etablissement mit Dampf betreiben. Sie werden wissen, dass die regelmässige Ingangsetzung einer mit Dampf betriebenen Fabrik lediglich in die Hände des Maschinisten und dessen Heizer oder gar nur eines Heizers gelegt ist. Es ist nun die allgemeine Klage, dass die Heizer heute noch auf einer Stufe stehen, welche den Anforderungen einer sparsamen Verwerthung des Brennmaterials, der Schonung der Dampfkessel und Maschine und einer gründlichen Rein haltung der Kessel durchaus nicht entsprechen. Wenn ein Heizer vom Staate geprüft ist und die Prüfung in Bezug auf die sicherheitspolizei lichen Vorschriften Genüge geleistet bat, so glaubt er, es hat ihm Niemand mehr etwas zu sagen. Es sind gerade diese geprüften Heizer die indolentesten Leute und lassen sich von ihrem althergebrachten Schlendrian nicht abbringen und behaupten, sie seien die gescheidesten. Es sind in Oesterreich durch die Dampfkessel-Untersuchungs-Gesellschaft schon Versuche mit Heizersehulen gemacht worden, haben aber wenig Anklang gefunden. Die Aufgabe, welche ich mir stellen will, welche aber von dem geehrten Entgegenkommen der Herren Industriellen abhängt, wäre nun die, dem Heizer und Maschinisten diejenige eingehende Belehrung in der Wartung der Kessel und Maschine beizubringen, um eine möglichst ökonomische Verwendung des Brennmaterials und des Dampfes zu erzielen. Es hängt auch wesentlich die Erziehung eines guten Heizerpersonales von der anständigen Bezahlung und in der in Aussichtstellung von Prämien ab. Was hat ein guter sparsamer Heizer zu beobachten, damit ei sernem Dienstherrn so wenig wie möglich Kohle verbrenne und doch stets Dampf genug habe und den ihm anvertrauten Kessel schone und erhalte ? Er soll alle Wärmeverluste zu vermeiden suchen, es dürfen ihm die Sicherheitsventile nie lange und oft abblasen, er wird nicht oft genöthigt sein, die Feuerthüren aufzusperren und den Kessel abzu kühlen, er wird sein Feuer so führen, dass, wenn er abschlackt, nicht viel Kohlentheile in der Schlacke vorkommen. Er wird ferner suchen, das Brennmaterial möglichst auszunutzen. Niemals wird eine Stelle auf seinem Rost zu finden sein, welche nicht mit Kohle bedeckt wäre, die Kohlen wird er dünn und häufig, nie dick und nur in kurzen Zeit räumen aufwerfen. Er wird überhaupt so feuern, dass wenig Rauch entsteht, seinen Rost gleichmässig bedeckt haben und frei von Schlacke halten. Dieses alles habe ich noch bei den wenigsten Heizern an getroffen. Besteht die Kesselfeuerung aus zwei nebeneinander liegenden Rosten, welche in einen gemeinschaftlichen Heizkanal einmünden, so wird er stets einen Rost um den anderen beschütten, so dass also ein Rost mit frischen Kohlen bedeckt ist, während der andere in voller Gluth steht. Das Aufwerfen und Abschlacken wird er so rasch als möglich ausführen, damit die Heizthüren nur kurze Zeit offen stehen, während des Aufwerfens und Abschlackens aber wird er den Rauch schieber nur so wenig offen halten, dass ihm die Gluth nicht entgegen schlägt, sondern noch langsam nach hinten zieht. Ist der Dampfver brauch in der Fabrik ein sehr unregelmässiger, so wird er suchen, sich von den Bedürfnissen der Fabrik genau zu unterriehteu und dar nach zu halten. Er wird nur dann viel Wasser und hohen Druck im Kessel haben, wenn viel Dampf' verlangt wird, und wenn weniger Dampf oder gar keiner beansprucht, wird sein Wasserstand bis nahe au den tiefsten zulässigsten Punkt gesunken sein, uud nun erst wird er wieder speisen. Er wird seine ganze Kesselanlage stets im besten Zustande halten, Undichtigkeiten an Röhren, Ventilen und Hähnen wird er nicht dulden, weil dadurch Dampf verloren geht, er wird auch seine Feuerzüge stets rein und offen halten, d. h. er wird so oft und gründlich wie möglich die Heizkanäle von Asche und den «Kessel von Russ reinigen. — Es kann nun einem Fabriksherrn nicht zugemuthet werden, dass sich derselbe in einen Kessel hineinbegibt, um sich von der Reini gung desselben zu überzeugen, was natürlich die Heizer wissen und desshalb auch dieselbe lax betreiben. Es wäre nun eine zweite Auf gabe, die Kessel inwendig zu untersuchen, betreffs der Reinigung und allfälligen Reparaturen, welchen derselbe zu unterziehen ist; hiedurch kann nicht nur die Explosionsgefahr vermieden werden, sondern bei reinen Kesseln wird, wie schon erwähnt, bedeutend an Kohlen er spart. In Folgendem komme ich nun auf Kesselfabrikation zu sprechen. Eine zu wenig bekannte Thatsache ist die, dass oft schon bei neuen Kesseln, wenn sie auch die amtliche Probe bestanden haben, und bei Reparaturen alter Kessel die Arbeit nicht mit der Sorgfalt ausgeführt ist, wie es ein so wichtiges Object zum Betriebe einer Fabrik erfordert. In vielen Fällen zeigten sich die Mängel beim Beginne des Betriebes eines Kessels schon, musste sehr oft derselbe wieder eingestellt werden, um entweder Reparaturen vornehmen zu müssen, oder, was auch schon häufig vorkam, dass ein neuer Dampfkessel wegen schlechter Arbeit ganz äusser Betrieb gesetzt werden musste. (Schlögelmühl: G. Gutmann in Meidling.) Die Unkosten und Unannehmlichkeiten, welche den Parteien dadurch entstehen, sind sehr wesentliche. Wenn man nun gleich bei Ablieferung eines neuen Kessels denselben durch einen praktisch erfahrenen unparteiischen Fachmann, besonders inwendig untersuchen lässt, der auch die vortheilhafteste Einmauerung angibt. Man kann sich nicht immer auf die Maschinenfabriken verlassen ; da die Herren Industriellen einige Gulden nicht scheuen, welche sie dem untersuchenden Ingenieur zahlen dürften, so könnten durch eine solche Besichtigung bedeutende Kosten, Processe und Katastrophen, welche sich erst nachträglich herausstellen, vermieden werden. In der Wirklichkeit verfahren aber die meisten Kesselbesitzer ganz anders, anstatt bei Anschaffung eines Kessels einen competenten Ingenieur zu fragen, suchen sie zuerst durch eine Zeitungsannonce nach einem schon gebrauchten, gut erhaltenen Kessel; wird ein solcher gefunden, so hält sich der Käufer für vollkommen competent, über den Zustand des Kessels zu urtheilen, höchstens ruft er einen be freundeten Maschinenfabrikanten zu Hülfe, und dann unterrichtet man sich genau über Älter und Verfertiger des Kessels und unterwirft den selben, wenn man ganz sicher gehen will, noch einer Druckprobe. Wie der Kessel aber innen aussieht, das weiss und erfährt kein Mensch. Wenn aber ein alter Kessel nicht aufzutreiben ist, so lässt man einen neuen machen von dem Kesselschmied, welcher der Billigste ist. — Die Güte der Arbeit versteht man ja ohnehin nicht zu beurtheilen, denn einen Sachverständigen damit zu beauftragen, und dafür ein paar Gulden zu zahlen, das wäre eine unerhörte Verschwendung, welche jeden Industriellen in Geschäftskreisen lächerlich machen müsste ! Ein alter Praktiker. Fragekasten. (Die Redaction erklärt, für den Inhalt dieser Rubrik keinerlei Verantwortung übernehmen zu können. Einlangende nicht anonyme An fragen finden jederzeit Aufnahme und sind die Namen der Einsender Sache der strengsten Discretion. Richtige und geeignete Beantwortungen werden veröffentlicht, wofern dieselben nicht reclamemässig klingen.) Antwort auf Frage Nr. 10. G. L. Oemler in Plag witz-Leipzig liefert Strickmaschinen, System Lamb, Classe 0, welche auf 1 Centimeter 2 Nadeln enthalten. An dieser Ma schine können selbst die stärksten Garnsorten, sowohl in Wolle wie auch in Baumwolle verarbeitet werden, u. zw. Garn Nr. 8 sechsfach bis Baumwollgarn Nr. 10, vierfach genommen. Antwort auf Frage 17. Das mit so vielem Pomp angepriesene Poliocolle, welches alle möglichen Zwecke wie ein Universalmittel in der Appretur erfüllen soll, ist weiter nichts wie die Einwirkung von Natronlauge 40° B. auf Weizen- oder Kartoffel-Stärke, respective ein Gemisch von beiden, versetzt mit einer mehr oder minder verdickten Leimlösung, oder einer Ab kochung von Glanzleder-Abfällen. Wenn der Appreteur in einer grossen Appretur-Anstalt erst dieses Product herzustellen lernen soll, oder die Fabrik ein so theures Product kaufen müsste, so kann man mit Recht sagen : Wo Du nicht bist, Herr Organist, Da schweigen alle Flöten. Perus. Frage Nr. 18. Was ist es mit der concentrirten Küpe von Gut bi er und Götze? Ist es wahr, dass bei Anwendung dieser Baumwollstoffe leiden ? Frage Nr. 19. Wer kann über die Haartriebriemen der Firma Louis Martin aus mehrjähriger eigener Anschauung und Erfahrung Näheres berichten? Frage Nr. 20. In meinem Etablissement arbeite ich mit einem Baumwollöffner älterer Construction, derselbe verrichtet jedoch nur in höchst mangelhafter Weise seinen Dienst, die Baumwolle wird nicht gut genug zum Spinnen vorbereitet. Wie könnte da auf einfachste Weise abgeholfen werden? wenn nicht, so würde ich mich zu einem Neuankaufe entschliessen; welches System könnte man mir in diesem Falle empfehlen? Frage Nr. 21. Wer kann mir geeigneten, auf That- sächlichkeit beruhenden Aufschluss über das Chinagras und dessen Verwendbarkeit für textilindustrielle Zwecke geben? Frage Nr. 22. Wer liefert die besten Maschinen und gibt die nöthigen Anleitungen nebst Recepten, um schwere, farbige, leinene Drelle so zu appretiren, wie es die englischen sind ? Errata: Seite 22 ist zu lesen Zahl 14 statt 16. Seite 23 Zeile 3 soll es Rand statt Band und auf Seite 34 Schussalliance statt Alleano heissen.