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sich bei diesen auch noch der Platinenboden — mit ihm das oranze. Unterfach — (horizontal) senkte, die Kette somit in der Ruhelage das Harnischgeschirr im Rechtwinkel kreuzt. Zur Zeit der Crimmitschauer Ausstellung im Herbst 187 / hatte man Gelegenheit, solche Jacquardmaschinen von ..Zschille" in Grossenhain, „Hartmann“, auch ,,Schönherr“ in Chemnitz in voller Thätigkeit zu sehen und konnte man in Fabrikanten kreisen ein sehr grosses Interesse dafür beobachten. Bei ge nannten Maschinen war durch den horizontalen Auf- und Tiefgang aller Platinen das Kettenfach kein ganz klares, (siehe Fig. 1) andererseits musste in Folge dessen das Chor brett möglichst dicht gestochen werden. Die patentirte Jacquardmaschine der sächsischen M eb- stuhlfabrik ist hingegen so construirt, dass der Platinenboden, resp. dasjenige Messer — mehr senkt, resp. aushebt — wo die erste Reihe (Platinen No. 1, 9, 17, 25 etc.) sich be findet, als es beim Platinenboden und betreffenden Messer der 8. Längenreihe (Platine No. 8, 16, 24 etc.) um so weniger der Fall ist. Hierdurch wird ein Fach erzielt, siehe Fig. 2, wie man sich’s nicht schöner wünschen kann ; anderseits hän gen die Litzen ohngefähr ebenso breit, resp. tief, im Chorbrett, als dies bei einem 12 schäftigen Geschirre der Fall sein würde. In Folge dessen haben die einzelnen Litzen (die sich hierbei aus Drath sehr gut bewähren) mit den betreffenden Gewichten sehr viel Spielraum, werden weniger abgenützt, können auch gegenseitig nicht aufsetzen. Die Harnischarbeit bietet so viele Vortheile und Bequem lichkeiten, namentlich in solchen Fabriken, wo Faqon-Buckskins etc. gefertigt und sehr häufig die Webegeschirre etc. verän dert, resp. erneuert werden, das nachdem die Jacquardmaschine zu einer solchen Vollkommenheit gelangt ist, es wohl gerathen erscheint, selbige aufs Wärmste zu empfehlen. K. Die Anwendung der Faulbauinbeeren in der Wollenfärberei. Von Victor Joclet in Ettelbrück. (Nachdruck verboten.) Auf den Nutzen, welchen die Faulbaumbeeren in der Färberei leisten können, wurde schon oft aufmerksam gemacht, und glaube ich den geehrten Lesern dieses Journals entgegen zu kommen, wenn ich meine Versuche und Erfahrungen, nebst bereits früher Erproptem, hier vorführe. Vorerst jedoch einiges über den Faulbaum (Rhamnus frangula) und dessen Vorkommen. Er ist ein Strauchgewächs, das vorzüglich in etwas feuchten und sandigen Wäldern ziem lich häufig vorkommt, eine ziemliche Höhe erreicht und seine Beerenfrucht alle Jahre in reichlichster Weise producirt. Der Baum lässt sich verpflanzen und trägt bereits im vierten Sommer Früchte. Da hauptsächlich die Beeren hier - in Berücksichtigung kommen, so will ich nur noch erwähnen, dass vorzüglich die ganz reifen Beeren den besten Farbstoff ent halten. Es lassen sich mit dem Farbstoff der Beeren alle mög lichen Farben-Nüancen erzielen, die wohl nicht immer so schön sind, als zu wünschen übrig wäre, indessen die vollständigste Echtheit besitzen. Ich komme nun zu der Erzeugung verschiedener Farben : 1. Blau. Es wurden 5 Kilo Wollengarn gut gewaschen und mit 400 Gramm salpetersaurer Zinnauflösung, 400 Gramm Weinstein und 300 Gramm Glaubersalz während einstündigen Kochens gebeizt. Das Ausfärben wurde auf frischem Bade mit einer Abkochung von 50 Kilo Faulbaumbeeren vorgenommen und die erhaltene mattblaue Färbung in einem schwach mit schwefelsalzsauren Zinn angesäuertem Bade avivirt. Man erhielt dadurch eine schöne violettblaue Farbe von hübschem Lüster. — Diese Farbe kann man jedem mit Blau holz erzeugten Violett an die Seite stellen; eine Probe wurde während eines ganzen Jahres der Einwirkung der Witterung (in freier Luft) überlassen, ohne dass man auch nur die ge ringste Veränderung wahrnehmen konnte, wenn man dasselbe mit dem anderen Theil desselben Musters, welchen man an einem vor Lichtstrahlen geschützten Orte aufbewahrte, verglich. 2. Grün. 5 Kilo lose Wolle wurden mit 500 Gramm salpeter saurer Zinnauflösung, 500 Gramm Weinstein und 300 Gramm Glaubersalz kochend angesotten. Zum Ausfärben wurden die Faulbaumbeeren vorher be sonders behandelt; man nimmt 27 Kilo Faulbaumbeeren und wirft diese in 100 Liter kaltes Wasser, die Beeren werden darin entweder mit den Händen, oder durch sonst irgend welche Maassregeln gut zerdrückt, das Gemenge eine halbe Stunde gut im Kochen erhalten, dann aber ausgepresst. Hiedurch werden circa 95 Liter einer violetten Flüssigkeit gewonnen, die in irdenen Gefässe gegossen, an freier Luft aufzubewahren ist. — Bereits nach fünf Tagen zeigt der Saft einige Merk male von Gährung. 90 Liter derartigen schwach fermentirten Faulbaum beerensaftes giesst man dem Bade zu, in welchem man färben will und geht mit der Wolle ein, nachdem man der Flotte vorher noch 90 Gramm Bleizucker zugegeben. Nach einstün digem Kochen kann man die Färbung als beendet ansehen. Die Wolle nahm in diesem Bade eine sehr feurige grüne Farbe an, welche die Mitte zwischen Papageigrün und Grasgrün hielt, sich weder durch Säuren noch durch Alkalien verändern liess und auch dem Lichteinfluss vollständigen Widerstand leistet. Setzt man obigem Bade statt Bleizucker etwas Ammoniak zu. so erhält man eine dunklere grüne Nüance, welche man sehr gut als „Billardgrün“ bezeichnen könnte. Auch diese Farbe wird weder durch Licht noch durch Alkalien verändert, während dagegen Säuren eine röthliche Nüancirung hervorrufen. Wendet man am Schlüsse der Operation etwas Eisen vitriol an, so erhält man sehr angenehme und dauerhafte oliven grüne Nüancen. Versuche, die weiters angestellt wurden, ergaben, dass der Faulbaumbeerensaft bei länger währender Gährung an färbender Kraft reicher werde; lässt man die saure Gährung vollständig eintreten, so erhält man besonders feurige Farben, von vollständiger Echtheit, die jedoch, falls man die Waare in dem Farbbade zu lange kochen lässt, nach und nach dunkler werden. Länger als drei Monate lässt sich der ausgegohrene Saft nicht verwenden, da durch eine bis jetzt nicht aufgeklärte chemische Reaction, das färbende Princip verloren geht. 3. Braune Farben. Es lassen sich nur mit Hülfe anderer Farbstoffe braune Farben erzeugen, und zwar kann man dies mit Krapp, Sandelholz, Gelbholz in Verbindung mit Faul baumbeeren erzielen. Mittelst Faulbaumbeerensaft und Krapp nimmt die mit Weinstein und salpetersaurem Zinn vorher ge beizte Wolle eine sehr schöne helle Kapuzienerfarbe an. — Mehr oder weniger ist der Vortheil bei den braunen Farben am schwächsten, und wird man die Faulbaumbeeren, resp. deren Saft, mehr zu grünen und violetten Farben mit Vortheil ver wenden können. Mit den getrockneten Beeren ist nicht viel anzufangen; in den ersten zwei Monaten geben sie ein rothbraunes Pigment ohne besondere Schönheit ab, dieses ging nach diesem Zeitraum