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36 dieser Anstalt tritt die königl. Centralstelle für Gewerbe und Handel jederzeit mit möglichster Fürsorge und Unterstützung ein. Bas abgelaufene Jahr zählte 41 Zöglinge, darunter 16 aus Württemberg, 8 aus verschiedenen deutschen Staaten, 14 aus der Schweiz und je 1 aus Dänemark, Griechenland und Amerika. In der mechanischen Weberei, in welcher 20 mecha nische Webstühle der verschiedensten und neuesten Constraction, besonders auch Schaft- und Jaquardmaschinen aufgestellt sind, werden gewoben: farbige glatte Stoffe, mehrschäftige halb wollene Kleiderstoffe, Tuch, Buckskin, Manchester, Brillantin, Gebild- und Damastwaare, Bettbarchent auf neuen Wechsel stühlen. ■— Diese mechanischen Stühle, nebst Spul-, Zettel und Schlichtmaschine werden durch eine 10 Pferde-Dampf- maschine täglich regelmässig betrieben und die Zöglinge mit deren Handhabung vertraut gemacht. In der Hand Weberei stehen 33 Webstühle für alle Arten des Webens und für die Zöglinge zu ihren praktischen Arbeiten eingerichtet, auf welchen gewandten Schülern auch ein ordent licher Nebenverdienst zu statten kommt. — Da immer Nach frage nach tüchtigen Geschäftsführern in Fabriken ist, so finden manche Zöglinge bei ihremAustritte entsprechende Stellen. Eine weitere Abtheilung für die Strickwaarenfabrikation wurde im Laufe dieses Jahres errichtet. In dieser Abtheilung werden auf Kettenstühlen, auf Culirstühlen, Rundstühlen, Fang- und Strickmaschinen etc. alle Arten von Häckel-, Filet- und Strickarbeiten verfertigt. Fragekasten. Antwort auf Frage Nr. 5. Ein Grün ohne Küpe für Wollwaaren zu färben, welches die Walke vollständig aus halten und dabei recht feurig und glänzend sein soll, gehört auch heutzutage bei dem so vorgeschrittenen Standpunkte der Färberei zu den grössten Schwierigkeiten. — Indigopräparate, welche an und für sich die schönsten Niiancen geben, kann man im vorliegenden Falle nicht anwenden, da diese Farb stoffe den alkalischen Einflüssen der Walke nicht Widerstand leisten; dasselbe ist mit den betreffenden blauen Anilinfarben der Fall, wobei noch hinzukommt, dass diese gar keine schönen grünen Verbindungen mit den vegetabilischen gelben Pigmenten geben. Als einziges Mittel wäre das blausaure Kali zu be zeichnen ; man kann mit diesem Farbstoff ebenso schöne als vollständig echte grüne Farben erzeugen. Um damit zu färben, siedet man die Wolle oder wollene Waaren vorerst in einem Bade mit 6 °/ 0 Alaun, 2 °/ 0 rothblausauren Kali (Ferridcyan- kalium) lA/a'Vo Weinstein an. — Soll das Grün weniger lebhaft und weniger gelb sein, so kann man auf derselben Sudflotte ausfärben; im entgegengesetzten Falle nimmt man ein zweites Bad mit etwas Induline, Alaun und Gelbholz- Extract. V. J. Antwort auf Frage Nr. 6. Es liegt bei dieser Frage wohl ein Druckfehler vor und wird es nicht F a r b b a c h, sondern Färb bad heissen sollen? Die Frage ist indess bereits in Fach kreisen aufs endloseste ventilirt worden, ohne dass eine allseitig befriedigende Antwort darauf gegeben worden wäre. Nach der Meinung des Beantworters dieser Frage sind hier zwei Factoren mitwirkend, und zwar: 1. das zu heisse Herausnehmen der Stücke aus dem noch kochenden Farbbade, und 2. ein Uebersehuss von Alaun. Ich gebe diese zwei Gründe ohne jede weitere theore tische Beweisführung an, mir vorbehaltend, diesen Gegenstand einmal ausführlich hier zu behandeln. Joclet. Frage Nr. 7. Färbt das in dieser Zeitschrift angekün digte „Nigrosaline“ echt, wie wird damit gefärbt, ist das erzielte Schwarz ein reines oder mit einem Stich ins Blaue? R. S. Frage Nr. 8. Welche Trocken- und Spann-Maschine für Stückwaaren könnte man mir als praktischeste anem pfehlen? M. H. Frage Nr. 9. Auf welchen Strickmaschinen lassen sich selbst vierfache Garne aus grober^Wolle verarbeiten, wo sind solche zu haben? J. P. Frage Nr. 10. Erweist sich die Alpha-Gasmaschine selbst für Fabriken von geringerer Ausdehnung und Betrieb vortheilhaft? A. H. Frage Nr. 11. Wer erzeugt das neue Schussgarn (Baumwoll-Kuöpfel) in allen möglichen Farben, wie stellt sich der Preis desselben ? V. K. Frage Nr. 12. Welches ist das beste System der jetzt existirenden Kettenscheer-, Leim- und Aufbäum-Maschinen für wollene Waaren. D. J. Frage Nr. 13. Wie stellt man ein schönes und reines Weiss auf Wollengarn her, ohne das Garn einer Schwefelung auszusetzen ? A. H. in B. Frage Nr. 14. Was für Mittel sind bei der Appretur von Kattunen, namentlich bei Molinos, anzuwenden, um an der Mange bei den Waaren grosse Steifheit zu erzielen. F. N. Chemische Versuchsstation. Die Redaction dieses Blattes eröffnet zugleich eine Versuchs station zur Untersuchung des wirklichen Werthes von Droguen, Prä paraten, Farbstoffen, Recepten und gefärbten Waaren für die Abon nenten dieser Zeitung. Hierzu genügen 30—50 Gr. von der zu prüfenden Probe. Die Ver suchsstation ist nur zur Bequemlichkeit unserer Abonnenten einge richtet und sind nur Porti-Auslagen und die sehr geringen Selbst kosten zu vergüten. Die Redaction. Literatur. Lehrbuch der Tuch- und Buckskinweberei auf Hand- n. mechanischen Stühlen von G. Herman O e 1 s n e r, Oberlehrer an der höheren Web- und Fabrikantenschule zu Werdau in S. II Bände gross 8° bei Anton Send in Altona. Der erste Band dieses Werkes aus der Feder des Verfassers der „Deutschen Webeschule“ liegt nun in 13 Lieferungen mit 565 Zeichnungen auf 89 lithographirten Tafeln vor uns. Es ist dies ein Buch , das in seiner einfachen und an spruchslosen, jedoch gediegenen Schreibart den Lernenden in das Specialgebiet der Tuchweberei einführt, ihn Schritt für Schritt von den einfachsten bis zu den complicirtesten Pro blemen der Webekunst vorwärts leitet, ihm alle Mittel in klarer und sachlicher Weise an die Hand giebt und es ihm möglich macht, gestützt auf die erworbene Theorie in der Praxis sicher und erfolgreich aufzutreten und das Specialfach der Tuch-und Bukskinweberei vollständig beherrschen zu können. In dem 224 Seiten starken vorliegenden 1. Bande wird blos die „Handweberei und Fabrication“ abgehandelt. Nach kurzen, jedoch vollständig ausreichenden, für den Fachmann sehr wichtigen Bemerkungen über das Rohmaterial übergeht der Verfasser zur Sp i nn er e i, wendet sich dann den eigentlichen Vorarbeiten der Weberei, dem Kettensehe eren, zu, um sodann über die Werkzeuge der Fachbildung an der Hand instructiver Zeichnungen alles Wissenswerthe in klarer licht voller Darstellung zu geben. Hierauf werden die Bindungsarten von den einfachen drei Grundbindungen angefangen bis zu den zusammengesetzten Bindungen vorgeführt, und bieten gerade diese Kapitel eine reiche Fülle schätzbarsten Materiales, welches wohl in keinem Compendium der Weberei in solcher Vollständigkeit anzutreffen sein dürfte. Sodann wird die Jacqard maschine in ihren Ein- zelnheiten beleuchtet, die dabei vorkommenden Vorrichtungen und Arbeiten erklärt und wie überall Winke und Belehrung ertheilt, die der Fachmann wohl zu würdigen und zu schätzen wissen wird. Den Schluss dieses Bandes bildet sodann eine Reihe von meisterhaft gedacht und ausgeführten Abhandlungen über das Kartenschlagen, Sc hü tze n w ec hs e 1, Decomponiren und Componiren der Muster. Nach den bereits erschienenen Lieferungen dieses schönen Werkes zu urtheilen, muss man gestehen, dass der Verfasser