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Jen Stücke einen bräunlichen Ausschlag erhalten, sobald sie aus dem Farbbach kommen? S. A. Antwort auf Frage Nr. 1. Wählen Sie für die questionirten Artikel eine gute deutsche, resp. schlesische oder mährische Schurwolle. Die Colonial-Wollen, sie mögen eine Marke tragen, welche sie wollen, ersetzen die vorerwähnten Wollen für feine Rockstoffe in keiner Weise, und es ist das Charakteristische unserer viel geschmähten deutschen Stämme, dass für gewisse Zwecke die überseeischen Wollen denselben bis jetzt den Rang noch nicht abgelaufen haben und vorder hand nicht ablaufen werden. Dass von vielen unserer grossen Schafzüchter in Bezug der Zuchtrichtung gesündigt worden ist, ist keineswegs in Abrede zu stellen; ebenso ist aber auch in Fachblättern von so manchem Sach- und Nichtsachver ständigen in längeren und kürzeren Philippiken mit Unrecht dagegen geeifert und das Kind mit dem Bade ausgeschüttet worden. Für die Bild- oder Stichfarbe der Melangen sind gute, feine und hungerfreie Lammwollen die besten; doch können auch gute Gerberwollen feiner Stämme, besonders wenn solche vom Felle gerauft und nicht durch Kalk davon gelöst worden sind, dazu verwendet werden. Jedenfalls erfordert die richtige Wahl der Stichfarbenwolle eine einigermaassen genaue Kenntnis» der Wolle und ihrer feinen Unterschiede, die sich nur durch eine längere Praxis aneignen lässt. A. Z. Antwort auf Frage Nr. 2. Der in der Frage ange zogene Uebelstand kann eine zweifache Ursache haben, und sowohl durch einen den Umständen nicht entsprechenden Verband des Ober- und Untergewebes, als auch durch eine Differenz der Gespinnststärken der bunten Unterfaden gegen über denen der Grundfarbe begründet sein. Sind die Garne des Untergewebes, sowohl der Grundfarbe wie der Streifen, von gleicher Stärke, so liegt der Fehler im Verband. Man muss bei derartigen Stoffen durchaus verhüten, den Verband von Unten nach Oben zu bewerkstelligen, also beim Oberschuss die betreffenden Bindefaden, welche ebensowohl auf Grund- wie auf bunte Fäden fallen, nach Oben zu heben, weil die meistentheils grellen Farben der letzteren durch das Obergewebe durchleuchten und die matten Schatten hervorrufen. Man muss im Gegentheil beim Unterschuss an betreffenden Stellen den Oberfaden fallen lassen und somit den Verband von Oben nach Unten herstellen, weil auf diese Weise der bunte Unterfaden niemals an die Ober fläche des Stoffes tritt. Kommen die erwähnten Streifen den noch zum Vorschein, so ist die Ursache derselben, wie schon vorhin bemerkt, in den differirenden Garnstärken der Unter kette zu suchen. Dieselben treten in diesem Falle immer erst nach der Presse hervor, und zwar sind die Streifen im Glanz matter, wenn das Garn der bunten Unterfäden feiner als das der Grundfäden ist, weil dem Laufe der feineren Faden entlang der Stoff einem geringeren Drucke ausgesetzt ist, als an den übrigen Stellen desselben. Im Gegensatz hierzu er scheinen die Streifen glänzender, wenn das Garn der bunten Unterfaden stärker ist, weil der Druck der Presse eben ein entsprechend stärkerer ist. Es kann nur noch ein dritter Fall eintreten, durch welchen beregter Uebelstand hervorgerufen wird. Ist nämlich die Wolle, von welcher die bunte Unterkette gesponnen ist, filzfähiger als die der Grundfaden, so filzen beim Walken diese mehr und werden kürzer, und dass dadurch das mit dem Untergewebe verbundene Obergewebe alterirt werden muss, ist selbstverständlich. Filzt hingegen die Wolle der bunten Faden weniger, so entsteht das umgekehrte Verhältniss und diese bleiben länger, was ebenfalls nicht ohne Rück wirkung auf das Obergewebe bleibt. Beide Uebelständc lassen sich am leichtesten herausfinden, wenn man mit dem Zeige finger unter gelindem Druck quer über die Rückseite des am Rahmen ausgespannten Stoffes fährt, wo sich dann die locke ren, resp. festeren Streifen dem Gefühl der Fingerspitze am besten darbieten. Obgleich nun diese Sorte der fraglichen Streifen sich meistentheils schon am Rahmen zeigen, so treten diese doch erst recht ausgeprägt hervor, wenn der Stoff ausgeschoren wird. Es liegt auf der Hand, dass da, wo die strafferen Streifen laufen, der Stoff nie so rein ausgeschoren wird, als an den übrigen Stellen und somit bedeckter bleibt, wo hingegen bei lockeren Streifen das Haar dem Schnittwinkel des Schneidezeuges des Cylinders viel besser dargeboten wird, und diese somit eine klarere Schur erhalten. Es wird nun Sache des Herrn Fragestellers sein, zu untersuchen, welchem der drei hier angeführten Fälle die Streifen zuzuschreiben sind und kann dann Remedur leicht und sicher eintreten. G. M. Antwort auf Frage Nr. 3. Die Art und Weise, wie die in der Frage angezogene Appretur ausgeführt wird, ist sehr verschieden und richtet sich ganz nach den an den Stoff gestellten Ansprüchen. Ich verfahre dabei auf folgende Weise: Für’s Erste lasse ich den Stoff in der Weberei möglichst geschlossen herstellen, d. h. Kette und Schuss erhalten die grösstmöglichste Dichte bei geringerer Rohbreite. (170 Ctm. höchstens, bei 140 Ctm. breiter fertiger Waare.) In der Walke muss darauf gesehen werden, dass die Waare nicht zu dichten Filz erhält, weil sonst die feine Nuancirung der Farben und das Gepräge der Bindung verloren geht. Gerauht wird die Waare nicht und nur in dem Fall, dass sie in der Walke zu viel Filz erhält, bekommt sie auf der Rauhmaschine mit stumpfem Zeuge mehrere Trachten. Nach dem Rahmen wird nur so viel geschoren, dass der Stoff sich nicht auf tragen kann, resp. nicht pudlig wird. Die Pointe liegt in der richtigen Presse, und führe ich diese dergestalt aus, dass ich den Stoffen unter mässiger Wärme und starkem Druck sowohl rechts als links mehrere Touren auf der Dampfpresse gebe. Das Mehr oder Weniger hängt auch hier ganz von Verhält nissen ab und sind 2 bis 3 Touren der mittlere Weg. Spindelpresse mit warmen Platten ist nicht anzurathen. B. D. Beantwortung der Frage 4. Zu dem beregten Uebelstande können die verschiedensten Ursachen schuld tragend sein; mehr oder weniger ist die Methode des Unter bindens nicht mehr gebräuchlich. In der nächsten Nummer vorliegender Zeitung hoffe ich den Herrn Fragesteller mit einer Zeichnung und ausführlichen Darlegung der praktischesten Methode zufrieden zu stellen. J. Chemische Versuchsstation. Die Redaction dieses Blattes eröffnet zugleich eine Versuchs station zur Untersuchung des wirklichen Werthes von Droguen, Prä paraten, Farbstoffen, Recepten und gefärbten Waaren für die Abon nenten dieser Zeitung. Hierzu genügen 30—50 Gr. von der zu prüfenden Probe. Die Ver suchsstation ist nur zur Bequemlichkeit unserer Abonnenten einge richtet und sind nur Porti-Auslagen und die sehr geringen Selbst kosten zu vergüten. Die Redaction. Correspondenz der Redaction. Verlagshandlung A. S. in Altona: Für übersendetetes Werk vorläufig unsern besten Dank. Ihrem Wunsche können wir erst in der nächsten Nummer entsprechen. Herrn II. H., Leiter der Wirkschule in Sch.: Bedauern Ihre ge schätzte Arbeit erst im nächsten Blatte verwenden zu können, einst weilen unseren Dank. Herrn E. A., Webeschule Jägerndorf: Die Benützung unserer Rubrik „Meinungs-Austausch“ steht Ihnen frei, wenn die vorliegende Beantwortung der Frage 2 Ihnen nicht genügen sollte. Druckfehler-Berichtigung. Infolge Uebersehens sind trotz genauer Cörrectur in Nr. 1 einige unliebsame Satzfehler stehen ge blieben, die wir hiemit richtig stellen wollen. Im ersten Artikel auf Seite 1 soll es richtig „Eckstein F., Director an der AVebeschule zu Brünn“ und dann auf Seite 4 in der Abhandlung: „Der neue Bukskinwebstuhl“ statt „S e i t e r“ selbstverständlich „Secto r“ heissen. Die Redaction. Nachdruck verboten. — Alle Rechte vorbehalten. Herausgeber und verantwortlicher Redacteur: Philipp Zalud. Gesellschafts-Buchdruckerei, UL, Erdbergstrasse 3.