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uicht iür gelöst, wenn er sich nur um das kümmert, was innerhalb der vier Mauern derselben geschieht. Herr Director Richter benützte, wie auf Seite 6 des Berichtes mitgetheilt wird, die Ferialmonate August und September zur Bereisung des Reichen berger Handelskammerbezirkes. Wie der Bericht constatirt, ist der Zweck der Reise erreicht worden. Herr Director Richter war in der Lage, sich darüber zu unterrichten, welcher Art die Ausbildung sei, welche den gewerblichen Kreisen an den ihnen durch die Gewerbeschule zuzuführenden jungen Leuten wünschenswerth erscheint und den Industriellen den in den vorhandenen technischen Lehrkräften gebotenen reichen wissen schaftlichen Hilfsapparat zur Benützung zu empfehlen. Dass von diesem Anerbieten bereits in vielfacher Richtung Gebrauch gemacht wurde, ist nun ein weiterer erfreulicher Beweis für die Nützlichkeit, ja Nothwendigkeit des hoffnungsreichen Instituts. In eine detaillirte Besprechung des Organisationsplanes der Anstalt wollen wir uns für diesmal nicht einlassen. Dass den exacten Wissenschaften die vernehmlichste Pflege gewidmet wird, versteht sich doch eigentlich von selbst. Wenn wir uns eine Bemerkung in dieser Richtung erlauben dürften, so wäre es die, dass der historische Unterricht einen, wie uns scheint, zu breiten Raum im Studienplane einnimmt. Wir verkennen den Werth historischer Bildung durchaus nicht; aber dass die Kenntniss der politischen Geographie des Mittelalters oder des Alterthums für einen tüchtigen Fabriksleiter, Maschinenbauer, Coloristen u. s. w. durchaus nothwendig ist, leuchtet uns nicht ein. So viel Weltgeschichte, als man zur allgemeinen Bildung braucht, lässt sich mit viel weniger Aufwand an Zeit und Mühe erwerben, und sicherlich würde ein Cursus von Statistik der speeiellen in der Anstalt cultivirten Gebiete von ungleich grösserem Nutzen und Interesse für die Instituts-Zöglinge sein. Wir wünschten, dass unsere Anregung mit jenem Wohlwollen aufgenommen werde, welche unserer guten Absicht entspricht. In jüngster Zeit soll übrigens an der Anstalt eine Neuerung ins Leben gerufen werden, von welcher wir vorläufig nur kurze Notiz nehmen wollen. Herr Professor A. v. Perger, Faehvorstand der chemischen Abtheiluug, beabsichtigt ein eigenes Laboratorium für Färberei einzurichten. Es soll durch dasselbe Schülern, welche sich in der Färberei auebilden wollen, Gelegenheit geboten werden, praktische Versuche im Kleinen vorzunehmen. Wir begrüssen dieses erste gewerblich technische Laboratorium für Färberei in Oesterreich mit um so innigerer Svmpathie, als die auf die Errichtung einer solchen Anstalt in Wien abzielenden Bemühungen zu erlahmen scheinen. Auch unterliegt es kaum einem Zweifel, dass man von einem der artigen Institute sich mehr Wirksamkeit zu versprechen be rechtigt ist, wenn dasselbe inmitten der Farben c o n s u- mirenden Fabrikanten seinen Sitz hat, als wenn es dort fungirt, wo hauptsächlich Farben - Hä n d le r den Ton angeben. Neuerungen und Verbesserungen. Leroy’sche Wärmeschutzmasse. Diese von Posnansky & Strelitz (Wien VI., Mollardgasse 17, Berlin, neue Friedrich strasse Nr. 18) in Berlin, Prag, Linz ete. zur Ausstellung gebrachte neue Leroy’sche Wärmeschutzmasse hat trotzdem, dass sie erst seit Kurzem in Verkehr gekommen ist, bereits festen Fuss gefasst. Sie übertrifft die alte, nicht leitende C'omposition in mehrfacher' Beziehung. Während man nämlich mit der alten Masse Kessel, Röhren etc. circa 2 Zoll stark bekleiden musste, um die Wärmeausstrahlung zu verhindern, erreicht man mit der neuen den Zweck schon bei einer Auftra gung von 10 bis 15 Millimeter. Auch bewegliche Gegenstände, wie vibrirende Röhren zu Dampfhämmern, können mit der fraglichen Masse bekleidet werden und haftet die Masse ohne jegliche Vorrichtung daran fest. Der Preis der alten Wärme schutzmasse wa’- früher oft ein Gegenstand der Bekrittelung, da der Quadratmeter sich inclusive Arbeitslohn auf circa 9 ff. stellte; bei der neuen Composition stellt sich die Umhüllung excl. Fracht des Materials kaum auf ein Drittel des erwähnten Betrages. Ueber die bereits sehr zahlreich ausgeführten Um- I hüllungsarbeiten hat die Firma vielfach Anerkennungsschreiben j erhalten, so namentlich von der Berliner Maschinenbau-Actien ' Gesellschaft, vormals Schwarzkopf, von dem Eisenwerk A. Borsig, der chemischen Fabrik auf Actien, vormals E. Schering, der kaiserlichen Werft in Danzig, der Zuckerfabrik von Dr. Jena in Brosigk bei Köthen, der Schiffswerft von Klawitter in Danzig, der Fabrik für Centralheizungen von David Growe, der Berliner Brotfabrikactiengesellschaft, der Aetiengesellschaft für Papierfabrikation in Berlin, die Herren W. Bachmann & Comp. in Wien etc. etc. Auf der Gewerbeausstellung in Berlin waren sämmtliche Kessel, auch die aufrechtstehenden, W'elche sich im Freien befanden, mit der neuen Composition bekleidet und hat letztere während des nassen Sommers nicht im Geringsten gelitten. In Oesterreich-Ungarn wurden um fassende Arbeiten von der Firma Posnansky & Strelitz zur vollkommensten Zufriedenheit ausgeführt, in diversen Schulen der Commune W’icn, W. Bachmann & Comp., Söldner Sohn & Chini, V. Prick in Wien, Beimel, Herz & Basch, Ignaz Stern, Samuel F. Goldberger Söhne in Budapest und bei hundert anderen und namhaften Firmen. Uebermangansaures Kali in der Färberei. Zu der ausserordentlich erfolgreichen Verwendung dieses chemischen und vorzüglich wirkenden Bleichmittels ist eine neue Anwendung desselben in der Textilindustrie getreten, speciell in der Färberei rein leinener, baumwollener nnd halb wollener Gespinnste und Gewebe. Es handelt sich hierbei um nichts Geringeres, als den Zweck zu verfolgen: die Anilinfarben auf Leinen und Baumwolle immer beständiger, dauerhafter und auf Halbwolle immer gleich mässiger herzustellen, und unterliegt es keinem Zweifel, dass das übermangansaure Kali bestimmt ist, hierzu wesentlich beizutragen. Die zu färbenden Gespinnste oder Gewebe werden so lange durch eine schwache Lösung von chemisch reinem über mangansaurem Kali gezogen, bis sie eine hellbraune Färbung ] angenommen haben, sodann werden sie so lange in kaltem Wasser gewaschen, bis das Waschwasser ganz farblos abläuft. Nachher werden die zu färbenden Waaren durch eine schwache Zinnsalzlösung gezogen. Sofort verschwindet die braune Farbe nnd hat sodann eine abermalige Waschung zu erfolgen. Das letzte Bad, bevor die Ausfärbung stattfindet, ist das Tanninbad. Endlich werden die Gespinnste, resp. Gewebe, in die Färbe bäder gegeben und mau erhält bei wesentlicher Ersparuiss au Farbstoff nach kurzer Zeit die vorzüglichsten Resultate. Von ganz besonderer Wichtigkeit ist diese Anwendungs weise für Halbwollwaaren, welche mittelst derselben in einem einzigen Bade in allen Farben ausgefärbt werden können. Dr. Th. Schuchardt, welcher in seiner chemischen Fabrik zu Görlitz übermangansaures Kali in absoluter Reinheit er zeugt, macht auf die interessanten Eigenschaften dieses Pro- ductes aufmerksam. Wir nehmen hievon gerne Notiz und werden nach angestellten Versuchen auf die erzielten Erfolge noch zu sprechen kommen. Fragekasten. Frage 92. Wie bleicht man Stroh am einfachsten und rasch, dabei billig und zweckentsprechend ? Frage 93. Wie untersucht man am besten Blauholz- Extract auf Verfälschung, sowie auf sein Färbevermögen? Correspondenz der Redaction. Herren J. R. & S. in J. . . Mit Vergnügen Ihrem Wunsche ent- spro chen. — Herrn J. H. in G. . . . n. Desgleichen. — Herren B. & E. in G. Ihr Beitrag wurde, wie Sie sehen, sofort benützt. — Herren Th. E. in R. M urde bereits im brieflichen Wege erledigt. — Herrn G. B in P. Sie haben recht, dass die Herstellungskosten unserer Zeit schrift gioss sind, denroth dürfen wir den Abonnementspreis nicht er höhen. Nur dadurch, dass die Zeitschrift Vielen leicht zugänglich ist, können wir erfolgreich wirken. Nachdruck verboten. — Alle Rechte vorbehalten. Verantwortlicher Redacteur : Philipp Zalud. Gesellschafts-Buchdruckerei, III.. Erdbergstrasse 3.