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Unsere „Must er-Ausstellung“ hat sich bereits zu einer reichhaltigen Sammlung entfaltet. Es befinden sich daselbst Muster - ColleCtionen verschiedener hervorragender in- und ausländischer Fabriken, Photographien, Zeichnungen, Modelle, Naturmuster u. s. w. Der Besuch ist zufolge der Verbindung eines lebhaftest in Anspruch genommenen Auskunfts-Bureaus mit unsern beiden journalistischen Unterneh mungen ein zahlreicher und schon so manches nicht unbeträchtliche Geschäft wurde in Folge Anregung durch die „Muster-Ausstellung“ ausgeführt. Auch in Betreff dieser Einrichtung erscheint es nicht überflüssig nach drücklichst zu wiederholen, dass wir für die Theilnahme an der „Muster-Ausstellung“ weder Platzmiethe, noch irgend welche Gebühr einheben. Desgleichen besorgen wir für unsere Abonnenten sowohl der „Wiener Handels-Presse“ als der „Allgemeinen Zeitschrift für Textil-Industrie“ lediglich zum Selbstkostenpreise Aus künfte, Incassi u. s. w. nach Massgabe unseres Programmes. Nicht ohne Mühe, nicht ohne Opfer haben wir diesen erfreulichen Erfolg erzielt; vor Allem aber verdanken wir denselben der treuen, gewissenhaften Unterstützung seitens unserer hochverehrten Mitarbeiter und der ehrenvollen Theilnahme, welche uns von den hervorragendsten Vertretern der Textil-Industrie nicht nur Oesterreichs, sondern auch Deutschlands und des Auslandes entgegengebracht wurde. Dieser erfreuliche Erfolg ennuthigt uns, fortzufahren auf dem Wege, welchen wir in unserem Programm uns vorgezeichnet haben. Die „Allgemeine Zeitschrift für Textil-Industrie“ wird auch fernerhin kein Parteiorgan sein, sondern bleiben, was sie ist: ein Fachblatt, das sich zur Aufgabe setzt den in Beziehung auf alle Zweige der Textil-Industrie erzielten Errungenschaften der modernen Technik in populärer Form ausgiebige und rasche Verbreitung zu geben. Im Geiste unseres Programmes wollen wir die „Allgemei n e Zeitschrift für Textil-Industrie“ weiter führen und weiter bilden und dem entsprechend haben wir denn auch Vorsorge getroffen den Kreis unserer Mitarbeiter noch zu erweitern. Es ist uns gelungen die renommirrtesten Fachlehrer aller bedeutenderen Fachschulen Oesterreichs und Deutschlands zur ständigen Mitarbeiterschaft heranzuziehen. Auch mehrere Directoren grosser des besten Rufes sich erfreuenden Fabriken werden, wie bisher, die Resultate ihrer reichen Erfahrungen zu Nutz und Frommen der gesammten Textil-Industrie in unserer Zeitschrift niederlegen. Von allen Neuheiten auf dem Gebiete der Fabrication von Maschinen und Apparaten, die der Textil industrie dienen, sowie auf dem Gebiete der Farbwaaren und Chemiealien werden wir Dank der Stellung welche sich die „Allgemeine Zeitschrift für Textil-Industrie“ errrungen hat, aufs Schnellste unter richtet und — soferne nicht reclamenhafte Nebenzwecke verfolgt werden — stellen wir den Erfindern und Fabrikanten die Spalten unseres Blattes zum Behufe der Demonstrirung der bezüglichen Neuheit zur Verfügung. Die besonders lebhafte Entwicklung unserer Beziehungen zu den einschlägigen Industriekreisen Deutschlands haben den schon früher gehegten Entschluss im Deutschen Reiche ein Commandite der „Allgemeinen Zeitschrift für Textil-Industrie“ zu gründen, zur Reife gebracht. Heber den Ort, nach welchem diese Commandite zu verlegen ist, konnten wir unmöglich lange in Zweifel sein. Der natur gemässe Sitz derselben ist Chemnitz, das deutsche Manchester. Wir haben denn auch die altrenommirte Verlags-Buchhandlung O. May (E. Roeder) in Chemnitz mit unserer. C o m m a n d it e für das Deutsche Reich betraut. Diese Firma wird alle Abonnements und Annoncen - Aufträge prompt zur Aus führung bringen. Inhalt: Das Wissenswertheste über die Zusammenstellung farbiger Streichwollen, genannt Melangen. Von G. Buchholz. — Neuerungen an Schaftmaschinen von C. Aug. Schramm. (Mit Skizze.) — Original-Färberei-Recepto. (Mit 2 Naturmustern.) — Appretur. Die Fabrication der Zwischenfutter. Von H. Wärter. (Mit 2 Appre turmustern.) — Vom Maschinenmarkte. — Die k. k. Staats-Gewerbeschule in Reichenberg. — Neuerungen und Verbesserungen. — Fragekasten. — Correspon- denz der Redaction. — Inserate. Das Wissenswertlieste über die Zusammen* Stellung farbiger Streichwollen, genannt „Melangen“.*) IV. In der Breite erstreckt sich dieser feinste Theil des Vliesses circa eine Hand breit zu beiden Seiten der Rücken wirbel, so dass er ungefähr ’/ 6 — a /s des ganzen Vliesses aus- iracht. An beiden Flanken desselben nimmt das Haar an Feinheit und Länge ab, bald mehr und bald weniger, und bei edlen Thieren in wenig auffallender Weise. An der Bauchfläche ist diese Differenz gewöhnlich grösser; ebenso verringert sich die Qualität am oberen und unteren Tbeile des Halses, welch’ letzterer Theil auch vielfach mit vegetabilischen Unreinlichkeiten, Stroh, Laub und sonstigen Pflanzentheilen durchsetzt ist. Vorder- und Hinterschenkel zeigen in der Regel eine mehr in die Augen fallende geringe Qualität des Haares, auch sind sie oftmals mit den eben erwähnten pflanzlichen Verunreinigungen, vom Schaf züchter und Fabrikanten mit der Bezeichnung „Futter“ be legt, behaftet. Der hintere Theil der Bauchfläche, die Aus *i Siehe Nr. 14, 16 und 22. läufer der Schenkel, ganz besonders der hintere Theil der Hinterschenkel enthalten eine Faser, die bei weissem Vliess in eine bald mehr bald weniger gelbe Färbung übergeht. Es sind dies die sogenannten „Locken“, und ist diese abweichende Farbe einestheils eine natürliche, anderntbeils rührt sie davon her. dass gerade diese Theile des Vliesses mit den theils wässerigen, theils festeren Auswurfstoffen des Thieres in directe Berührung kommen. In rationell geführten Schäfereien werden diese Locken, die aus einer kurzen, stark gekräuselten Faser bestehen, gleich bei der Schur vom Vliesse getrennt, besonders gesackt und kommen dann beim Verkauf der Wolle zu einem geringeren Preise zur Berechnung. Mitunter wird auf den Wollmärkten das wirkliche Gewicht der Locken gar nicht ermittelt, sondern es wird ein bestimmter Procentsatz des ganzen Scburgewichts (in der Regel 5° 0 und darüber) angenommen und der Preis diesem Gewichte entsprechend ermässigt. An den Mittelgelenken, also den Knieen der Beine hört die Structur des Vliesses auf und es tritt eine von demselben gänzlich verschiedene Behaarung der unteren Extremitäten des Thieres ein. Es sind dies die sogenannten „Bein haare“, die sich von den übrigen Fasern des Vliesses insofern gänzlich unter scheiden, als sie den gekräuselten Character derselben ganz entbehren, stachelförmig erscheinen und sehr kurz sind. Sie müssen deshalb von dem Vliess sorgfältig getrennt werden, da sie bei dem gewöhnlichen Farbverfahren der Wolle den Farbstoff in nur ungenügender Weise annehmen. In geordneten