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254 nicht vorhanden sind, oder aber’ durch eine gewissenhafte Sor- tirung beseitigt werden. Wie bereits früher schon erwähnt, sind diese Wollen vielfach mit kleinen Hautfetzen, die sich beim Abstossen vom Fell mit ablösen, durchschossen, die, wenn sie nicht sorgsam entfernt werden, die ganze Melange ver derben können. Thüringen, das sächsische Voigtland ganz be sonders, verarbeitet alljährlich ganz enorme Quantitäten dieser Wollen, und zwar einestbeils für melirte Vigogne-Garne (eine Mischung von Wolle und Baumwolle) und anderntheils für melirte Weisswaaren, halbwollene Kleiderstoffe, Casinetts etc. etc. Wir wenden uns jetzt zu dem zweil wichtigsten Punkte bei Herstellung der Melangen, und zwar der Sortirung der Wolle. Es ist eine wenigstens unter Fachleuten bekannte That- sache, dass das Vliess des Schafes mit Haaren, respective Wolle verschiedener Qualität besetzt ist. Das längste und edelste Haar befindet sich auf dem Rücken des Thieres, und zwar von den Schulterblättern an bis zu den Hinterschenkeln, respective der Schwanz Wurzel. (Fortsetzung folgt.) In Folge dieser Mängel haben sich die primitivsten Vor richtungen wie Seil- und Kettenbremsung bis heute noch erhalten können, obgleich die erstere durch den starken Materialverschleiss im Betrieb die theuerste ist, während letztere grosse An schaffungskosten verursacht, ohne Vortheile zu bieten. Ein wirklich praktischer Apparat zu diesem Zwecke wird daher folgenden Ilauptbedingungen entsprechen müssen: 1. Derselbe soll die Spannung des Kettengarns vom vollen bis zum leerwerdenden Garnbauin vollkommen selbst- thätig constant erhalten. 2. Wenn einmal richtig eingestellt, soll er ohne jegliche Nachregulirung, unabhängig von der wechselnden Garnnummer oder Qualität der Waare, stets correct (wie unter 1) functioniren, wobei nur nach Massgabe der Waarengattung der Grad der Belastung zu wechseln hat. 3. Es soll derselbe wenigstens dem grössten Theil der gewöhnlichen Stuhlsysteme leicht anzupassen und dabei bequem Selbstregulirende Garnbaumbremse von H. Vogt. Selbstregulirende Garnbaumbremse für mechanische Webstühle. Von II. Vogt in Reutlingen. Als wesentliche Lücke in denjenigen Organen des mecha nischen Webstuhls, welche auf die Qualität der Waare von directem Einflüsse sind, macht sich der selbstthätigen Regulator schaltung für den Waarenbaum gegenüber der Mangel einer correcten selbstthätigen Regulirung der Kettenspannung bis jetzt noch am meisten fühlbar. Wie wichtig dieser Factor ist, und wie sehr diese Lücke allgemein erkannt wurde, beweisen die in neuerer Zeit in mannig faltiger, aber meist complicirter Form auftauchenden neuen Con- structionen zur Ausfüllung der Lücke. Sämmtliche bekannte Vorrichtungen zu diesem Zwecke be dürfen einer zeitweiligen Nachregulirung von der Hand, sei es durch Verschieben von Belastungsgewichten, sei es durch Ver stellen von Schrauben, oder es wirken dieselben nicht universell, d. h. nicht unabhängig von der Kettengarnnummer und be- nöthigen in solchem Falle Wechselräder oder dergleichen. Die besseren unter denselben aber sind kostspielig und überdies nicht an jedem Stuhl ohne Vorbereitungsarbeiten an zubringen. zu handhaben sein, auch eine nöthige Rückdrehung des Baumes stets unmittelbar ermöglichen. 4. Es soll zugleich durch denselben dem Weber jede will kürliche Einwirkung auf die Schwere der Waare entzogen werden können. 5. Derselbe soll sowohl bei Anschaffung als im Betiiebe billig zu stehen kommen. Der von Herrn Vogt in Reutlingen erfundene Apparat, der in allen möglichen Combinationen in Oesterreich-Ungarn, Deutschland und allen europäischen Staaten durch Patente ge schützt ist, entspricht im vollkommensten Umfange diesen An forderungen und lässt sich derselbe in den verschiedensten Modificationen, so lange das geometrische Princip desselben ge wahrt bleibt, an vorhandenen Webstühlen anbringen. Die Construction desselben ist im Allgemeinen wie folgt: An einem oder beiden Enden des Kettenbaumes sitzt eine feste Muffe, welche von einem scheerenartigen Bremsbacken paar umschlossen ist und mittelst eines Hakens und Klink hebels zusammengepresst wird, sobald auf letzteren Druck erfolgt. Dieses Bremsbackenpaar wird mit dem Theile mittelst einer Verbindungsschraube in den Support eingehängt, kann jedoch, vermöge eines eingeschalteten Gummipuffers, um die Kettenbaumachse etwas oscilliren.