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Die nun folgenden Musterneuheiten Nr. 112 —119 sind für den Bedarf jener Anzugsartikel ausgearbeitet, die vermittelst 2—-Idriibtig gezwirnten Streich- und Kammgarnwollen hergestellt werden. Diese Fabrikate haben seit Jahren gegenüber der be deutenden Nachfrage an Production erheblich zugenommen und wird die Bedeutung auch in gegenwärtiger Saison bekundet, durch die reiche Auswahl von gestreiften und carrirten Erzeug nissen, die in primären sowohl, wie in secundären Qualitäten, ausgearbeitet worden sind. Besondere Berücksichtigung fanden von Seiten der Abnehmer jene gemusterten Stoffe, dessen Roh material aus 3—Jfarbigen Melangebestand, deren Farben als Roth, Gelb, Hellbraun, Weiss von 2—4°/ 0 gewählt, mit dunkel farbigen und schwarzen, braunen, blauen Garnen gezwirnt, das Kett- und Einschlags-Material bildeten. Die Melangen in farb frischen Tönen hergestellt, bleiben in den Stoffflächen von be lebender Wirkung — der damit erzeugte Ausdruck ist ein der gegenwärtigen Mode entsprechender — so dass das Gesammt- gepräge ein fast „schottisches“ genannt werden kann. Die Vorliebe, die das Publicum diesen Stoffen entgegen bringt, lässt daher mit Bestimmtheit erwarten, dass auch für die Saison 1880/81 ein vermehrter Consum in Aussicht zu nehmen ist. Auf Grund dieser Beobachtungen sind die hiermit dargebotenen Neuheiten entworfen worden, sie geben zugleich Anhalt für die Fühlung der zu erwartenden Modeerzeugnisse ab, die diesen und ähnlichen Fabrikaten zu widmen ist. V. L. rniversal-Extractionsapparat mit Rückfluss- kühler von Volkmar Hänig & Comp. in Dresden. (Deutsches Reichs-Patent Nr. 6737. — Patentirt in der k. k. üsterr.-nngar. Monarchie.) Eine der am häufigsten vorkommeuden Arbeiten in den Färbereien ist das Ausziehen (Extrahiren) von Farbhölzern etc. So einfach diese Arbeit auch erscheint, so müssen doch ver schiedene Vorsichtsmassregeln beachtet werden, soll das Re sultat ein in Qualität und Quantität befriedigendes sein. Zu nächst muss der Zutritt der Luft möglichst abgehalten werden, da durch Einwirkung derselben die vegetabilischen Farbstoffe so weit oxydirt werden, dass dieselben unlösliche Substanzen, die sogenannten Huminsubstanzen, bilden, welche einen erheb lichen Verlust an Material bedingen. Dampft man eine verdünnte Blauholzabkochung an der Luft ab, so oildet sich aus der erst klaren Flüssigkeit ein tiefbrauner Bodensatz ; sucht man das Extract zu reinigen, indem man den Abdampfungsrückstand mit Wasser extrahirt und die Lösung filtrirt, so bildet sich beim Abdampfen des Filtrats wiederum ein Bodensatz und diess kann man wiederholen und erhält schliesslich beim Lösen eine ganz farblose Flüssigkeit, ein Beweis, dass der ganze Farbstoff in der Form von Huminsubstanz unlöslich geworden ist. Ein anderer Nachtheil des gewöhnlichen Auskochens der Farbhölzer etc. ist die unvollkommene Extraction ; kocht man zum Beispiel Blauholz mit Wasser aus, zieht den Absud ab und kocht das Holz wiederum mit Wasser, so kann man dieses Auskochen zwanzig Mal wiederholen und wird immer noch rothgefärbte Flüssigkeiten erhalten. Man hat Versuche gemacht, diese schwierige Extraction unter Anwendung von hohem Dampfdruck zu erleichtern, ist aber dabei in andere Fehler gefallen, weil man nicht bedacht hatte, dass durch den hohen Dampfdruck eine erhöhte Tem peratur erzielt wird, bei welcher solche leicht zersetzbare Körper, wie es die vegetabilischen Farbstoffe im Allgemeinen sind, zerstört werden. Die Zersetzung beginnt schon bei einer Temperatur von 105° C., und bei einer Temperatur von 130° C. erzielt man nur eine bräunliche Flüssigkeit, welche gar keine Reaction von Blauholzfarbstoff mehr gibt, während die zwischen 105° und 130° ausgezogenen Farbholzflotten durch ihre stumpfe Farbe die theilweise Zersetzung des in ihnen enthaltenen Farb stoffes anzeigen. Ebenso treten auch bei dem Auskochen der gerbstoff haltigen Substanzen an der Luft Veränderungen ein, welche nicht beabsichtigt sind, es wird nämlich der Gerbstoff (Tannin) in Gallussäure umgewandelt, wodurch beim Färben mehr oder weniger missliche Resultate erzielt werden. Die von der Firma Volkmar Hänig & Comp. in Dresden gebauten patentirten Uuiversal-Extractionsapparate bieten nun die Möglichkeit, auf dem rationellsten Wege Extracte zu er zielen, welche in Bezug auf Menge und Güte nichts zu wün schen übrig lassen. Beigedruckter Holzschnitt zeigt die äussere Ansicht des Apparats. Ungefähr in der Mitte desselben be findet sich ein Siebboden, welcher den Apparat in 2 Theile theilt, deren oberer zur Aufnahme der Holzspähne dient, wäh rend der untere mit dem zur Extraction nöthigen Wasser gefüllt wird. Die Heizung des Apparats erfolgt durch Dampf mittelst Heizschlange oder Doppelboden; der Deckel des Ap parats bildet zugleich den Rückflusskühler. Vermittelst der beiden Axen, welche gleichzeitig den Eintritt des Heizdampfes und den Abfluss des Condensationswassers vermitteln ist der Apparat beweglich, um ihn, nachdem der Deckel durch Ge gengewicht aufgezogen, leicht füllen und entleeren zu können. Zur Beobachtung der Extraction sind am untern Theile des Apparats zwei sich gegenüber befindliche Schaugläser an gebracht und kann man durch dieselben die Extraction leicht beobachten und controliren so wie an der blassen Farbe der vom Siebboden ablaufenden Flüssigkeit die Beendigung derselben erkennen. Ausserdem ist der Apparat noch mit Niveauzeiger oder Probirhahu; Ablasshahn, Luft- und Sicherheitsventil versehen. Der Deckel, respective Rück flusskühler muss während der Arbeit continuirlich mit Wasser gekühlt werden. Die hierzu erforderliche Wassermenge ist aber, da die Dämpfe im Apparat nur eben niedergeschlagen, nicht abgekühlt werden sollen, nicht grösser, als erforderlich sein würde, um dasselbe Quantum vier Mal mit frischem Wasser auszukochen; kommt also gar nicht in Betracht. Das neue bei dem Hänig’schen Apparat angewandte Verfahren besteht darin, dass das zur Extraction verwendete Wasser wiederholt verdampft und ab gekühlt wird. Das Holz wird daher durch immer dasselbe, aber immer in einem vom Extrat befreiten Zustande zur Verwen dung kommende Wasser nach und nach ausgelaugt. Das im untern Theile des Apparats befindliche Wasser wird nämlich verdampft, durchdringt als Dampf die auf dem Siebboden be findlichen Spähne, wird am Rückflusskühler niedergeschlagen und tropft durch die Spähne zurück, das Extract mit sich nehmend, und im untern Theile des Apparats ansammeln, das Extract bleibt, da es nicht mitverdampft, mithin im unteren Theile des Apparates zurück. Die bedeutenden \ ortheile, welche die Anwendung dieses neuen Verfahrens bietet, bestehen kurz gefasst in folgenden: