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altes Chromkalibad, so kann man, wenn man diesem Bade ge nügend schwefelsauere Eisen-Lösung zugesetzt, nochmals auf das Cachoubad zurückgehen, dem man genügend Blauholz-Absud und etwas Soda zugesetzt hat. Die Partie wird auf die letzte Art aufs einfachste und billigste Schwarz hergestellt und kann ich diese Art zu färben umsomehr empfehlen als ich selbst seit Jahren diesen Weg befolge. Der Niederschlag im Chrom kalibade ist nicht so bedeutend, als wohl befürchtet werden dürfte. Man gibt die Eisen-Lösurig erst dann in das Chrom kalibad, wenn der Ballen einige Male dasselbe durchlaufen, somit die Flotte so ziemlich ausgezogen ist, der dann noch entstehende Niederschlag von chromsauerem Eisen ist von keinem weiterem Einflüsse, man spart, und dies ist der Zweck des Ganzen, ein Waschen, ferner eine Beizoperation. Es könnten noch mehrere Verfahren zum billigen Schwarzfärben angeführt werden, ich verweise jedoch, um Wiederholungen zu vermeiden, auf die Abhandlungen über Appretur 1 bis 4 in dieser Zeitung, in welchen die Schwarzfärberei ausführlichst behandelt wird. Beim Schwarzfärbeu gibt es überhaupt keine Regel. Ein jeder Färber muss sich den Weg nehmen, welchen seine Einrichtung als den billigsten zum Arbeiten vorschreibt, dann findet sich unter Beobachtung des oben Angegebenen die Methode von selbst für jeden Einzelnen. Schwarzfarben ist nicht theuer, nur Arbeitslohn und Zeit machen diese Färberei umständlich. Man färbt um so billiger, je zweckmässiger man eingerichtet ist und diese zwei Factoren zu beherrschen weiss. Die auf diese Art gefärbten Stoffe können nass oder trocken gestärkt werden, je nachdem man arbeiten will. Es liesse sich hier unter gewissen Umständen eine Regel aufstellen für alle zu appretirenden Waaren, und zwar: Grobfädige Stoffe ohne Rück sicht der Qualität sollen nass, d. h. gut abgequetscht im Water-Calander, appretirt werden, wenn die Waare nach der Appretur, erstens nur die Appretur auf einer Seite so zeigen soll, dass der Faden vollkommen rund, zweitens der Stoff so gedeckt sein soll, dass die Qualität des Gewebes bervortrtitt, ohne die Füllung zu verrathen, endlich dass Moire und Glanz effect auf der Waare liegen soll, nebst entsprechender eigen- thümlicher Weiche und kernigem Griffe. (F. f.) Meinungsaustausch. Herrn G. Buchholz in Peitz. Aus Ihrem werthen Brief in Nr. 17 dieser Zeitung ersah, dass Sie mit den beregten Punkten „über Musterausnehmen und Dichtenbestimmung einverstanden sind. Es würde dieser Sache eigentlich nichts weiter hinzuzufügen sein, doch ge dachten Sie einzelner Punkte, die auch mir einige weitere Worte abnöthigen. Mit Ihren speciellen Auseinandersetzungen bezüglich der Verwendung der Loupe in der Tuchbranche haben Sie vollkom men Recht; ich stellte ja selbst schon früher die Behauptung auf, dass es unmöglich sei, die Loupe in der Tuch- und Buekskinweberei zu verwenden, das Auge wird (gewalkene Waare vorausgesetzt) anstatt die deutliche Lage der einzelnen Faden, nur - ein dichtes und verworrenes Haargemenge finden können. Sie werden somit glauben , dass ich bezüglich der Loupe von der allgemeinen Weberei sprach (auch von den vielen, vielen anderen Stoffen, die nicht gewalken wer den), wenn ich mir noch anzuführen erlaube, dass von meiner 18jährigen Webereilehrthätigkeit 12 Jahre auf das Special gebiet : „die Tuch- und Buckskinbranche“ fallen. Ich gehöre also selbst der Tuchbranche an und wenn man tagtäglich ent weder theoretischen oder practischen Unterricht gibt, nun so glaubt man einen dürftigen Einblick in die Eigenheiten dieses Fabricates gewonnen zu haben. Kurz, Ihre Ausführungen sind ja richtig, nur handelt es sich bei den Beschlüssen der deut schen Weblehrerversammlung darum, einheitliche Principien einzuführen, wobei denn diejenigen Fächer, welche seither andere Grundlehren verfolgten, dieselben sich anschliessen und wenigstens anpassen sollten. Auch die Tuchbranche hätte ihre eigenartigen Be stimmungen umzumodeln, beziehungsweise den allgemeinem Webereigrundsätzen anzupassen und so ist es unter Anderen mit der Dichtenangabe nach Centimeter der Fall. Dessen Ein führung ist nicht so schlimm als man glaubt und erwähne ich nur, dass ich schon seit vielen Jahren meinen Schülern die Dichte einer Waare und deren weitere Berechnung nach dem metrischen Maasse vornehmen liess. Und ich habe nur günstige Erfolge gehabt; schon einestheils, weil ich Schüler fast aus allen Fabriksplätzen des In- und Auslandes habe, wo dann das einheitliche metrische Maass immer verständlicher und den sonstigen verschiedenartigen Gebräuchen vorzuziehen ist und anderntheils, weil der Centimeter doch in vielen Be ziehungen ein geeignetes Kleinmaass für die Fadenbestim mungen ist. Da dieser Punkt bereits zur Genüge besprochen ist, werde ich von weiteren Auseinandersetzungen absehen, dage gen halte ich es für geeigneter, die Frage aufzuwerfen, o b es überhaupt richtig ist, die Eigenheiten der ge summten Weberei zusammenzuschütten und nach einer daraus hervorgegangenen Methode zu han deln und zu lehren? Ich selbst müsste, offen gesagt, diese Frage vernei nen. Es mag dies eigenthümlich klingen, zumal ich von meiner frühesten Thätigkeit an für einheitliche Principien in der Weberei eingetreten bin. Doch ich habe schon bei den früheren sächsischen Webschulconferenzen im Jahre 1865 die Erfahrung gemacht, dass trotz der angestrengtesten Thätigkeit gewisse Branchen ihre Eigenheiten beibchalten wollten. So nimmt die Tuchbranche auch heute noch ein separates Feld ein; wir haben über Melangen, über Bre i t.ene in- Stellungen der rohen Waare, über Wa 1 k v e r- hältnisse etc. zu sprechen, ja haben dies als Wichtigkeit hinzustellen, wogegen der Seiden-, der Baumwoll- und der Leinenweber gar nichts davon zu wissen braucht. So gibt es eine ganze Menge wichtiger Punkte, die nur ein getheilfes Interesse finden, welche für die eine Branche wichtig, für die andere werthlos sind. Sie erwähnten in ihrem Briefe die Tritt folge; einen Punkt, den auch ich zur weiteren Klarlegung dieser meiner Ansichten benützen will. Was mag dabei nun richtig sein: Schnürung rechter und linker Hand von der Reihung angegeben, — Schnürung von rechts nach links oder von links nach rechts angefertigt und numerirt, —- und Schnürung so angegeben, dass abwechselnd ein Tritt links, ein Tritt rechts folgt? Die Antwort bleibt stets : Alles dieses ist richtig, wenn es für die Eigenheiten der Webereieinrichtungen passt. So brauchen z. B. viele Tausende Handwebstühle mit Contremarschvorr'.chtung nur Schnürungen, die so construirt sind, dass abwechselnd ein Tritt links und ein Tritt rechts folgt. Tausende von englischen mechanischen Webstühlen mit Excenter- oder Schaftmaschinenvorrichtung weben dieselben Muster, wo die Schnürung so sein muss, dass die einzelnen Karten von links nach rechts folgen, indem der Cylinder von rechts nach links gewendet wird. Eben so viele Maschinen stühle gibt es auch, bei denen die Karten von links nach rechts zu laufen, wo dann die Angabe der Schnürung auch eine entsprechende andere sein muss. In der Buckkinweberei braucht der Sehönhcrr’sche Stuhl die Kartenfolge anders als der Hartmann’sche Stuhl; die Schönherr’schen Karten werden nach links gewendet, die Hartmann’schen Karten nach rechts. Die Reihenfolge der Schnürung müsste demnach für jeden Stuhl anders sein. (Es gibt auch Schönherr’sehe Stühle, bei denen die Karten nach rechts gewendet werden, ebenso wie bei den Hartmann’schen Stühlen.) Ja selbst der Jacquard stuhl hat zweierlei Reihenfolge der Karten, wenigstens sind sie entsprechend zu binden, je nachdem ob sich der Cylinder links oder rechts an der Maschine befindet. Was ist also richtig? —Alles! — Eine allgemein gütige Basis kann es niemals geben ; denn was für den Einen richtig ist, ist für den Anderen fälsch.