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216 Die Firmen Gninon Mamas & Bonnet in Lyon und Guinonjeune & Picard in Lyon traten in Paris für dieses Verfahren ein und hatte die letztere unter dem Namen Blanchissement acotosulfnrique dieses Bleichmittel aus gestellt, während erstere Krystalle eines Salzes (Bleichkammer- Krystalle) ausstellte, welche zum Bleichen der Seide Ver wendung finden. Salzer erinnert daran, dass Salmiak und Chlorkalk, wenn sie mit einander’ Zusammentreffen, leicht eine Explosion verursachen können; man hat daher beide Stoffe mit der nöthigen Vorsicht getrennt von einander aufzubewahren. Daniel bleicht Baumwolle dadurch, dass er die in einem luftdicht verschlossenen Apparate liegende Waare durch eine Luftpumpe von der Luft befreit, dann, mit Lauge behandelt, wieder luftleer die Waare mit Chlorgas behandelt, endlich wäscht unter wiederholter Anwendung der Luftpumpe. Kopp theilt ein neues Verfahren von Ch. Girard mit zum Bleichen von Tussahseide unter Anwendung von unterchlorigsaurem Ammoniak oder Wasserstoffsuperoxyd in ammoniakalischer Lösung. Unterchlorigsaures Ammoniak erhält man durch Mischung von Chlorkalk mit Ammoniumsulfat oder Carbonat; man kann auch zuerst unterchlorigsaures Ammoniak anwenden, dann gibt man ein saures Bad, behandelt nachträglich mit Wasser stoffsuperoxyd. Man hat dem Bade nach und nach Ammoniak zuzugeben, damit dasselbe alkalisch bleibt. Es dürfte sich zugleich im Bade Chlorstickstoff bilden, der vielleicht eine bleichende Wirkung ausübt. Derselbe gibt sich bei der Operation durch seinen Geruch zu erkennen. Die Firma Labuteux in Paris arbeitet nach diesem Verfahren und erzielt vorzügliche Resultate. Wasserstoffsuperoxyd und Baryumsuperoxyd liefert E. Schering in Berlin und Tessie du Motay in Paris. Zur Entfernung des Chlors hat man verschiedene Mittel vorgeschlagen, von welchen ich unterschwefligsaures Natron, salpetrigsaures Natron, Bisulfit (doppelschwefligsaure» Natron) und Salmiakgeist als die hauptsächlichsten hervorhebe. Es darf als bekannt voraus gesetzt werden, dass in den mittelst Chlor gebleichten Stoffen stets Chlor zurückbleibt, welches auf alle Fälle aus der Waare ent fernt werden muss. Man hat sich dazu des unter dem Namen Antichlor bekannten unterschwefligsauren Natron (natrium hypo- sulfurosum) bedient, da dasselbe ungefähr in 100 Theilen 114'4 Theile Chlor absorbirt. Dasselbe hat jedoch den Nach theil, dass hiebei eine Ausscheidung von Schwefel stattfindet, welcher sich in den Poren der gebleichten Stoffe so festsetzt, dass selbst durch stärkstes Waschen dieser nicht entfernt werden kann. Durch Aufnahme von Sauerstoff aus der Luft oxydirt sich der Schwefel infolge seiner feinen Zertheilung sehr rasch zuerst zu schwefeliger Säure, dann nach und nach zu Schwefelsäure, wodurch die Gewebe und Stoffe in kürzester Zeit zerstört werden, besonders wenn sie in warmen Localitäten aufbewahrt werden; man hat deshalb als Ersatz für das unter schwefligsaure Natron das schwefligsanre Natron empfohlen, welches wohl die obenangeführten schädlichen Einflüsse nicht äussert, dagegen aber bedeutend weniger Chlor zu absorbiren vermag. Bereits im Jahre 1861 weist Wagner in seinen Jahres berichten darauf hin, dass das salpetrigsaure Natron als Anti chlor deshalb mit Vortheil zu verwenden sei, weil es in 100 Theilen 103'0 Theile Chlor aufnimmt. Salpetrigsaures Natron stellt die Fabrik von H. Lieber in Charlottenburg bei Berlin in grosser Reinheit und zu billigem Preise dar, ebenso die chemische Fabrik von Eugen de Haen in List bei Hannover. Durch Dr. TheodorSchuchardt in Görlitz, wie auch durch Dr. Marquart, chemische Fabrik in Bettenhausen bei Cassel, kommt doppelschwefligsaures Natron als Antichlormittel in den Handel, und hat man bei Anwendung dieses Salzes den Vortheil vor der Anwendung des einfachschwefligsauren Natron, dass erstens Bisufit bei gleichen Gewichtsmengen ein bedeutend grösseres Quantum schwefeliger Säure entwickelt, somit also mehr zur Geltung kommt, als bei dem einfach schwefligsauren Natron; zweitens ist auch doppelschwefligsaures Natron im Verhältniss billiger als das einfachschwefligsaure Salz. Salmiakgeist, Ammoniumhydroxyd wird in letzterer Zeit allen anderen Entchlorungsmitteln aus dem Grunde vorgezogen, weil es sowol die in den Fasern zurückgebliebene Säure wie auch Chlor auf radicale Weise beseitigt. K. & Th. Möller machen auf die Correction von kalk- und magnesiurahaltigem Wasser aufmerksam, weil selbe speciell für Bleichereien und Färbereien von grösster Wichtigkeit ist. Wir werden noch Gelegenheit haben, auf Wassercorrectur für die verschiedensten Zwecke in nächster Zeit auf Ver anlassung mehrerer unserer Herren Abonnenten eingehend zurückzukommen. C. Bey rieh erhielt ein Patent für Bleichen von vege tabilischen Faserstoffen, besonders jedoch von Leinengarn und Leinenstoffen. Derselbe verwendet zur Entwicklung des Bleich agens anstatt der bisher angewandten Mineralsäure die be deutend theuerere Oxalsäure ; er behauptet, dass der Chlorkalk in Verbindung mit Oxalsäure oder oxalsaurem Kali eine viel stärkere Bleichkraft besitze wie in Gegenwart einer anderen Säure oder allein angewandt. Oxalsäure, respective oxalsaures Kali, soll ferner die Gespinnstfaser nicht so stark angreifen wie die Mineralsäuren, endlich sollen Oxalsäure oder oxalsaure Salze auf die der Faser anhängenden Verunreinigungen unter Mitwirkung von Chlor reinigend wirken. Original - Färberei - Kecepte. Meergrün auf Baumwollgarne per 10 Kilo. Die ausgekochten und gebleichten Garne werden mit 1 Kilo Schmack heiss grundirt, dann ausgerungen, mit holz saurem Eisen oxydirt, schliesslich mit Gelbholz und Blauholz- Absud unter Zusatz von Blaustein ausgefärbt. Will man eine lebhafte Nuance erzielen, so kann man diese auf frischem Bade mit einer Spur Methylgrün und Alaun herstellen. Aloebraun. Das „Haus Wattine-Delespiere in Lille“ bringt einen neuen Aloefarbstoff „brun vegetal“ genannt, in den Handel. Das Aloebraun ist eine Flüssigkeit, welche einer concentrirten Lösung von Kaliumdichromat gleicht, ist im heissen Wasspr leicht löslich. Als Färbevorschrift wird folgende empfohlen: Für 100 Theile Wolle oder Seide 45 Theile Aloebraun und 6 — 8 Theile Schwefel säure. Man lässt l 1 ^ Stunden kochen und wäscht hierauf voll ständig aus. Die erhaltene Nuance ist ein Bismarck-Braun, welches sehr brillant und beständig gegen Alkalien ist. Diese Nuance kann mit allen Farben combinirt werden, indem man einen Grund von Aloebraun gibt, und in demselben Bade mit Orseille, Indigocarmin, Curcuma, Indigo etc. nuancirt. Der Vortheil der Anwendung von Aloebraun beruht darauf, dass es die anderen Farben fixirt und sie beständig macht. Ausser dem ist hiebei die Ersparung an den Farben eine beträchtliche. Dunkelblau für getragene Herrenkleider. 20 Kilo Waare. Die vorher gereinigten Kleider bekommen zunächst einen 1 / 2 stündigen Sud mittelst 2 Kilo Alaun, 1 / 2 Kilo Weinstein, 3 / 4 Kilo Zuckersäure und 1 / 2 Kilo chromsauren Kali, bleiben 3 Tage liegen, werden hierauf gespült und in frischem Bade mit der Abkochung von 6—7 Kilo Blauholz und 60 — 70 Gramm Blackleyblau kochend ausgefärbt, und wenn nöthig in kaltem Bade mit etwas Chlorsoda abgezogen. N. Marineblau feurigst für Damentuch. 25 Kilo. Man gibt der gereinigten und genetzten Waare vorher einen Alkaligrund mittelst 300 Gramm Alkaliblau und 600 Gramm Soda kochend heiss l / 2 Stunde gedreht, gespült, avivirc in frischem scharfheissen Bade, mittelst 1 Liter Schwefelsäure, aufschliessen, demselben Bade 60 Gramm Blackleyblau und 1 Kilo Glaubersalz hinzugesetzt, gedreht bis ans Kochen und schliesslich in selbem Bade mittelst 15—-20 Gramm Pikrin säure und 20 Gramm Fuchsin nuancirt. N.