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räthlich, zumal bei den jetzt verbesserten Entklettungsmaschinen, feine Wollen, und solche, welche sich überhaupt genügend durch Maschinen entkletten und reinigen lassen, z. B. durch den Klopfwolf, nicht chemisch zu behandeln. Dagegen ist bei ordinären Wollen, bei schlechtem Futter , besonders aber bei kurzen Kämmlingen mit aufgelöster La Plata - Spiral- Klette, und Wollen voll diverser vegetabilischer Unreinlich keiten, das chemische Verfahren äusserst praktisch ; geradezu unentbehrlich ist es für Kunstwolle. Ein sonst kaum brauchbarer Kämmling, der ganz mit Stroh- und Klettcntheilchen behaftet ist, eine sonst gering- werthige Kunstwolle wird dadurch für viele Gespinnste taug lich, für die sie vorher gar nicht verwendbar war. Ganz besonders muss der Streichgarnspinner im engeren Sinne darauf sehen, dass er seine Wolle so leistungsfähig wie möglich zum Verspinnen vorbereite, denn ihm kommt es ja darauf an, die höchstmöglichen Garnnummern aus seinen Wollen zu erzielen. In dem chemischen Entklettungsverfahren wendet man an: S 1 /» Kilo Alaun, 2 Kilo schwefelsaure Thonerde, 1 ! < Kilo Borax und so viel englische Schwefelsäure, bis das Bad nach dem lOOtheiligen Aräometer 6 Grad zeigt; dies für 50 Kilo Wolle. Nach der Wollwäsche wird dieses Bad l l / 2 Stunden lang angewandt, alsdann bleibt die Wolle 4 Stunden in Körben stehen oder wird noch besser in einer Centrifuge ausgeschleudert und wird endlich scharf getrocknet. Das Bad bleibt. Bei er neutem Gebrauch setzt man von den erwähnten Bestandtheilen aufs neue hinzu, bis es wieder 6 Grad zeigt. Bei fertigen Stücken wird bei 50 Kilo Tuch reines kaltes Wasser angewandt, die oben genannten Ingredienzen in etwas geringerer Masse vorher in heissem Wasser gelöst und dann Schwefelsäure zugegeben, bis das Bad 6 Grad auf dem lOOtheiligen Aräometer zeigt. Die Tuche werden nach dem Auswaschen ins Bad genommen, 20 Minuten gedreht, herausgenommen, alsdann 4 Stunden glatt liegen gelassen, in grosser Hitze getrocknet, in Soda ausgewaschen und gewalkt wie gewöhnlich. Ein anderes Verfahren für Wolle ist ein Bad von 4 Theilen Schwefelsäure und lOOTheilen Wasser, etwa20 Minuten lang. Darauf wird die Wolle ausgeschwenkt, etwa 10 Minuten bei hoher Temperatur carbonisirt und in kaltem Wasser ge waschen oder auch mit geringem Zusatz von Alkali oder Kalk behandelt. Ein drittes, sehr bemerkenswerthes Verfahren ist die Vernichtung der Kletten etc. durch Säuregas doch würde die nähere Beschreibung hier für unsern Zweck zu weit führen. Der ganze Process der chemischen Entklettung beruht im Grunde auf zwei Factoren, nämlich den Mineralsäuren und der Wärme. Letzteren, die Wärme, darf ja nicht zu gering angeschlagen werden, denn z. B. wirkt verdünnte Schwefel säure, kalt angewendet, noch gar nicht; erst wenn man die behandelte Wolle einer Hitze von 100 Grad Celsius aussetzt, sind die darin enthaltenen Kletten in kurzer Zeit vollständig verkohlt. Es hat nicht an Versuchen gefehlt, um den unleugbaren, wenn auch geringen Effect der Säuren auf die Wollfaser durch Gegenmittel, besonders durch Salze gänzlich aufzuheben, doch ist dies bis heute noch nicht gelungen, im Gegentheil ist man durch diese Versuche belehrt worden, dass die vorherige oder gleichzeitige Anwendung der Salze, also Zinnsalze, Alaun etc für das spätere Färben ganz besonders, falls das chemische Verfahren bei ganzen Tuchstücken stattfindet, in etwas schäd lich ist, indem es eine ungleiche Farbe manchmal zu be günstigen scheint. So ist man eigentlich immer mehr auf das einfache Schwefelsäurebad zurückgekommen. Dabei ist dann aber stets mit grosser Vorsicht dreierlei zu beobachten: die Temperatur des Trockenlocals, die Säuremenge und die Zeitdauer des Bades und Aufenthaltes im Trockenlocal. Alles dies steht in einem wechselseitig-bindenden Verhältnisse. Für die chemische Behandlung von Kunstwolle wird eine Methode von C h. Heinzerling gerühmt, welche ausserordentliche Resultate liefern soll. Für Wolle ist das Albert’sche Verfahren, lange Zeit als Geheimmittel angepriesen, in der Praxis meistens mit recht gutem Erfolge angewandt worden. C. St. Das „Oeffnen“ der Wolle. Dieser Process hängt wesentlich mit der Natur der ge brauchten Wolle zusammen und steht in innigster Verbindung mit deren Länge und Stapel. Das Oeffnen von ostindischen Wollen ist schwierig, was man leicht durch einen Versuch an den unter grosser Pressung gepackten Ballen erfahren kann. Man muss dabei sehr wohl Acht haben, um nicht die Faser zu zerreissen und sie dadurch zu schwächen Verschiedene Erfindungen wurden eingeführt, um die Wolle zu öffnen, ehe man zu einem Oeffner gelangte, welcher so weit als möglich den an ihn zu stellenden Anforderungen Genüge leistete. Einen ähnlichen Apparat construirte Wan k ly n iu Bury, welcher jedoch nie zu praktischer Verwendung kam. Es gibt hierbei stets einen grossen Theil Extra-Arbeit, und ist das Verfärben der rohen Wolle zu befürchten, was in manchen Fällen ein Uebelstand für den Spinner, da die Farbe vielfach ein wichtiges Moment ist. Es wäre vorzuziehen, wenn die Wolle in den Ballen nicht zu hart gepresst sein würde, so dass man sie mit einer gewöhn lichen Vorrichtung öffnen könnte, ohne den Stapel zu verletzen Doch ist es sehr schwierig, eine Maschine zu construiren, welche widerstandsfähig genug ist, wenn die Wolle Steinhart ist, und wollen wir für den Zweck, wo es sich um das Verarbeiten solch hart gepresster Wolle handelt, einiger solcher Apparate unseren Lesern vorführen: Die vorstehende Figur stellt einen Baumwoll-Oeffner, aus geführt von der bestrenommirten Firma Ziffer und Walker in Manchester, dar. Aus der Zeichnung ist ersichtlich dass bei diesem Oeffner der Cylinder conisch und mit Spitzen ausgerüstet ist. Er arbeitet in einem Gehäuse, das in seinem Innern mit Zähnen derart besetzt ist, dass sie zwischen die Spitzen an Cylinder hineinreichen. Der Baumwoll-Oeffner ist mit einer so genannten Nähr- und Zufuhrgittervorrichtung versehen und die