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193 Eisen und 6 Theilen essigsaurer Thonerde circa 2 bis 2 1 / 2 ° stark, lasse die Nacht über liegen und wasche am folgenden Morgen; dann färbe man wie bekannt aus. Für dunkle Töne ist diese Methode zu empfehlen, ebenso für mittlere Farben, da man die Beizen wie man will verändern kann. Hat man sehr gelbe Muster, so ist die Anwendung von Orleans immer empfehlens werth; zum Grundiren sind Knoppern aus der Lohbrühe der Gerber wie auch Lohe für dunkle Töne empfehlenswert!!. Hat man tiefbraun gefärbt und soll das Braun einen violetten Stich haben, so kann man nach dem Ausfärben ein Zinnsalzbad passiren. Will man den immerhin todten Holzfarben etwas Leben und Intensität verleihen, so kann man mit den braunen Anilinfarben nachhelfen; dieselben sind heute so billig, dass man sie auch unbedingt anwenden kann. Man setzt diese Farben in einem separaten Bade auf, gewöhnlich bei einer Temperatur von 30 bis 35° R. Die B. Anilin und Sodafabrik in Stuttgart *) liefert in Anilin braun : Vesuvin, Bismark, Canelle, Grenade und Chrysoidine, welche sämmtlich vorzügliche Resultate geben. Vorliegendes Muster wurde nach dem Färben mit Vesuvin aufgesetzt, dann folgendermaassen appretirt: 12,5 Kilo Kartoffelstärke, 20 Liter Blauholzabsud, 10 „ Gelbholzabsud, 7 „ Rothholzabsud, 1,5 Liter 5° essigsaure Thonerde, 0,5 „ 5° holzsaures Eisen, 43 „ Wasser. Fettansatz: 450 Gramm Seife (Marseiller), l 1 2 Liter Glycerin. Man kann auch die Stärke mit dem betreffenden Anilin ordentlich durchfärben, dann mit etwas Alaun oder Säure schärfen. Man hat jedoch besonders Acht darauf zu geben, dass die betreffende Anilinfarbe sehr gut gelöst, absetzen ge lassen und filtrirt wurde. Ca ch o u b r au n. Um Cachoubraun in allen Farben in einem Zuge färben zu können, bedient man sich der sogenannten Kastenmaschine. Dieselbe besteht aus 4 hintereinanderstehenden Kasten mit je 6 Leitwalzen über jeden Kasten, an seinem hinteren Theile ist eine Quetschwalzenvorrichtung mit variabler Pression so angebracht, dass die abgequetschte Brühe in den betreffenden Kasten zurückfiiessen muss, wodurch das sogenannte Brechen der Flotte auf ebenso einfache als zweckmässige Weise verhindert wird. Ein jeder Kasten ist mit Wasserzu- und Abfluss-, ebenso mit einem Dampfrohr versehen ; die Kasten sind unten schmäler wie oben, damit auch mit einer verhältnissmässig kleinen Flotte gearbeitet werden kann. Mi tt eibraun. Man gibt in den ersten Kasten die nöthige Cachoubrühe, welche vorher mit 50 Gramm schwefelsaurem Kupfer und 15 Gramm Salmiakpulver oxydirte, schüttet in den zweiten Kasten die Auflösung von 1 Kilo, 500 Gramm chromsaurem Kali, in den dritten Kasten wieder die Cachoubrühe, in den vierten Kasten 1 Kilo 6—700 Gramm Kali. Man erhitzt jetzt die sämmtlichen Bäder auf 55° R., zieht mittelst einer Zugvor- richtung durch die ersten Leitwalzen und lässt dann die *) Vertreter Eug. L e c 1 a i r, Wien, IV. Bezirk, Apfelgasse 5. Maschine in Arbeit treten. Sobald das Werk durchgelaufen, gibt man es bei Seite und nimmt ein frisches. Sind so fünf Werk passirt, so lässt man sämmtliche Stücke noch einmal die Bäder passiren und trocknet dieselben dann auf der Trockenmaschine oder auf der Hänge. Sind die Flotten so ziemlich erschöpft, so bessert man auf; füllen sich somit nach und nach die Kästen, so entfernt man die Flotten und hebt jede separat auf. Es finden dann diese als Grundirungsbäder für Küpenblau, Schwarz, Oliv etc. praktische Verwendung. Appretirt wird folgendermaassen : 10 Kilo Kartoffelstärke, 5 „ Thonerde, 40 Liter Wasser, 30 ,, gebrauchte Cachouflotte. Fettansatz: 300 Gramm Seife, 1 Liter Glycerin, 400 Gramm Cocosöl, 2 Liter Wasser. O x yd a t ion: 20 Gramm Chromkali oder einige Liter gebrauchte Chromkaliflotte. Modebericht. Berlin, 20. August. Anschliessend an den Inhalt des Modeberichtes in Nr. 15 dieser Zeitung ergänzen wir diesen zunächst dahin, indem wir bemerken, dass in den Producten der inländischen Fabricate das vermehrte Bestreben wahrzunehmen ist, den mehrfarbigen zugleich verschwommenen Charakter der englischen Moden erzeugnisse zu reproduciren. Es soll damit jene Waaren- gattung verstanden sein, deren Mustergenre mit zwei- und dreifach gezwirnten Garnen angefertigt wird, und deren Grund töne vorherrschend in schwarz-mittelgrauen, dunkelgrau-hell- grauen Farben bestehen, über die wiederum schwarz-weisse, grau-weisse wie auch im Tone abweichende Farben in ge streiften und carirten Verhältnissen disponirt sind. Der Aus druck des Colorits ist somit mehr dunkel und mittelfarbig zu bezeichnen, mithin den hochhellen Grundfarben weniger Be rücksichtigung zu Theil geworden ist. Diese für ganze Anzüge bestimmten Fabricate erfreuen sich andauernder Beliebtheit, bleiben begehrt, so dass darin auch für das nächste Jahr ein vermehrter Consum in Aussicht genommen werden kann. Die bisher gelieferten Neuheiten bestehen unter anderen Vorlagen aus ähnlichen Musterbildungen, wie solche auf Tafel XII, Nr. 81—84 dargestellt sind. Die Charakteristik dieser Stoffeffecte kann, wenn die Stoffe mit ungezwirnten Garnen ausgearbeitet, nicht mehr als neu bezeichnet werden, wohl aber bleiben diese Muster beachtenswerth und finden vortheilhafte Verwendung, wenn das Rohmaterial aus zwei- und dreifarbig hergestellten Zwirngarnen gewählt wird. Die in den Stoffeffect-Zeichnungeu scharf abgrenzenden Linienbe wegungen treten durch die Anwendung der mehrfarbigen Zwirngarne zurück, die Effecte werden in den Musterformen überall getheilt und sind nur in schwach hervortretenden Umrissen zu erkennen. In dieser Auffassung gedacht und darin ausgearbeitet, geben die Muster einen gewinnenden, zugleich neuen, den englischen Waaren entsprechenden Aus druck ab. Sie können mit Anwendung von verändertem Farbenwechsel, mit Wechselung von leichteren und schwereren Zwirngarnen nebst abweichenden Webereieinrichtungen viel fach verändert und vermehrt werden, wodurch stets neue Musterbildungen entstehen, die in ihrem färb frischen Ansehen eine für das Auge überraschende Originalität darbieten. Einrichtung: 2000 Faden zweidrähtiger Zwirn in 160 Ctm. Rohbreite, Gespinnst für Kette und Einschlag acht strähnig. — 1000 Meter Stranglänge. Zwirnung 30 Drehungen pro 5 Ctm. Im Gegensatz zu diesem, mit mehrfarbigen Zwirnen angefertigten Modegenre sind ferner jene einfarbigen und mit