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183 Construction verfertigten Spritzen zeichnet sich durch eine besondere, d em Zwecke angemessene Eigentümlichkeit aus. Von hervorragendstem Interesse sind die grosse Omnibus-Spritze und die 4rädrige Gemeinde - Spritze, dann zwei Hydrophor- Spritzen. Herr Czermack erfreut sich bereits des Besitzes von 23 Auszeichnungen. Von den speciell für die Textil-Industrie- Branche dienenden Maschinen ist übrigens gleichfalls verhält- nissmässig wenig ausgestellt. Schon beim ersten flüchtigen Rundgang fielen mir einige sinnreiche Maschinen zum Theile neuester Construction auf, welche Gebrüder Donath (Chemnitz) ausgestellt haben; so eine Strähnedruckmaschine für Garne, eine Buntdruckmaschine gleichfalls für Garn, eine Leitspindeldrehbank und patentirte Kistenöfiher. Ausserdem erzeugt diese Fabrik alle Walzen für Druckmaschinen, dann Trockenmaschinen, Werkzeugmaschinen u. s. w. Entschiedenes Aufsehen, namentlich unter den Fachmännern, machten die von Wilh. Wodiczka (Zittau) zur Austeilung gebrachten Modelle von Körting’s Strahl-Apparaten. Der Injector und Condensator sind mit wirklich bewundernswerther Ingeniosität construirt. Als Beispiel, wie man Maschinen ausstellen und wie man eine Ausstellung zu Geschäftszwecken verwerthen soll, möchten wir unsern Landsleuten die Firma G. Schiele & Comp. (Bockenheim bei Frankfurt a. M.) empfehlen. Die von derselben ausgestellten Ventilatoren haben das einstimmige Lob aller Kenner erworben. Von unmittelbarstem Interesse und von handgreiflichem Nutzen für Inhaber von Spinnereien, Webe reien, Bleichereien und Wollwäschereien wäre der Besuch der von der Maschinen- und Drahtgewebe - Fabrik Adolph Argo (Schloss Chemnitz) veranstalteten Ausstellung von Draht Litzen (Patent) und Webegeschirren für Schaft- und Jacquard-Weberei. Leider ist diese Collection nicht zum Günstigsten situirt. Enter den Ausstellern chemischer Producte, Farbwaaren u. s. w. habe ich Viele — vermisst. Warum haben z. B. Berg- hoff & Comp. nicht ausgestellt? Leider wollen unsere In dustriellen nur sehr ungern der Erkenntniss Raum geben, dass die moderne Production darauf angewiesen ist, nicht still beschaulich nur andere concurriren zu lassen. Für heute lassen Sie mich mit einen kurzen Hinweis auf eine der interessan testen Fabriken Böhmens, die Papier - Dachpappen- und Holz- Cem ent - Fabrik von Josef Schütz & Comp. (Weisswasser) schliessen. Das Etablissement wurde im Jahre 1696 von dem Reichsgrafen Franz Josef von Waldstein-Wartenberg erbaut, und kam später an die Familie Schütz, welche die Erzeugung von Handpapieren ununterbrochen betrieb. Seit dem Jahre 1867 in welchem Herr K. C. Menzel der Firma als öffentlicher Gesellschafter beitrat, wurde das Geschäft in viel facher Richtung erweitert und verbessert. Gegenwärtig arbeitet das Etablissement mit 80 Pferdekraft Wasser und 20 Pferde kraft Dampf ununterbrochen. Die Mittheilung, dass in dieser Fabrik ausgezeichnete und sehr billige Packpapiere, und zwar speciell für Textil-Industrielle erzeugt werden, werden unsere P. T. Leser gewiss gern ad notam nehmen. Nicht ohne Geuugthuung constatire ich, dass von den Ausstellern der besprochenen Branchen nur wenige so un—vor sichtig waren, ihre Vertretung jenem „G’schaftlhuber“ zu über geben , dem so viele Aussteller anderer Branchen auf dem Leim gegangen sind und der sich hier schrecklich breit macht. Speciell von den Textil-Industrellen ist nur Einer, wie sie im Reiche draussen sagen, ’reingefallen. Das ist wohl doch auch ein Beleg für die Intelligenz dieser Branche. Vom Mascliinenmarkte. Seit meinem letzten Bericht hat der Maschinenmarkt eine etwas bessere Gestalt angenommen, insofern nämlich, als die Anfragen sich in den letzten vier "Wochen vermehr ten und mehrere von den früher angekündigten Objecten Nehmer gefunden haben. Es sind verkauft worden die innere Einrichtung einer Streichgarnspinnerei mit 6 Assortiment und einer desglei chen mit 3 Assortiment, die complete Einrichtung einer "Werg- und Flachsspinnerei mit 1200 Spindeln und die einer Kammgarnspinnerei mit 3000 Spindeln. Im Angebot sind noch, obwohl über einige Sachen bereits Unterhandlungen stattfinden, die complete Einrichtung einer Kammgarnspinnerei mit 6000 Spindeln, die complete Einrichtung einer Baumwollspinnerei mit 3000 Spindeln, die complete Einrichtung einer Flachs und "Wergspinnerei mit 1000 Spindeln, die complete Ein richtung einer mechanischen "Weberei mit 20 Stühlen. Es sei bemerkt, dass nur solche Einrichtungen Er wähnung finden, welche mit guten und brauchbaren Ma schinen ausgerüstet sind. An einzelnen Maschinen sind angeboten: Dampfma schinen und Dampfkessel in verschiedenen Grössen von 4 bis 50 Pferdekraft, Baumwollkrempeln, Fleyer und Sel- factor, auch zwei sogenannte Chrigton Opener, Streich garnkrempeln, Selfactor und Spinnmaschinen, Maschinen für mechanische Weberei und Appretur in grosser Anzahl. Gesucht sind: Chrigton Opener, Ringtrostler, Drehtopfapparate 94 Centimeter hoch, 24 Centimeter Durch messer, hydraulische Presse, Wergkrempeln, Kammgarn, Watermaschinen. Eine Garnmaschine, eine Sp ul en s tr e cke mit Fallkämmen für Floretseidespinnerei, beide ganz neu, sind billig zu verkaufen durch <7. D. Fischer (Chemnitz). Facliscliulzeitung. Die höhere Web- und Fabrikantenschule zn W e r da u in Sachsen versendet nachstehendes Schulprogramm: Die Anstalt bezweckt als Specialität gründliches Studium sämmtlicher Fächer der Buckskinfabrication in rein systematischem Lehrgänge und wird äusser dem theoretischen Unterricht auch hauptsächlich durch die Praxis suchen, ihre Scholaren zu tüchtigen Werkmeistern und Fabrikanten heran zubilden. Zu diesem Behufe besitzt die Anstalt eine grössere Anzahl Handstühle mit den verschiedenartigsten Vorrichtungen, sowie Lehrapparate für Erlernung des Harnischgallirens, des Schaft- und Jacquardkartenschlagens etc. etc. Von ganz besonderer Wichtigkeit für die Schüler sind Lehre und Operationen an den mechanischen Webstühlen, deren die Anstalt in genügender Anzahl und in den neuesten Systemen besitzt, und ist der Vortheil ein um so grösserer, da diese Stühe nicht nur verschiedener Construction, sondern sowohl den einfachsten als auch den schwierigsten Mechanismus repräsentiren und mit Dampfkraft betrieben werden. Aus dem Lehrplane sind hauptsächlich hervorzuheben: Theorie und Technik der gesammten Weberei, Spinnerei berechnung, Calculation und Berechnung der Stoffe nach metrischen Maassen, Decomposition und Zeichnen gewebter Muster, Musterzeichnen für Jacquard, Kartenschlagen, sowie praktisches Arbeiten an den Handstühlen, Montiren und Arbeiten an den mechanischen Webstühlen, Componiren neuer Muster nach eigenen Ideen, Freihandzeichnen, kaufmännische Dis- ciplinen, insbesondere Buchführung, Correspondenz, Handels und Wechselrecht, Mechanik im Allgemeinen, Excursionen in den hiesigen Fabriksetablissements und Nachhilfeunterricht in allen praktischen Wissenschaftsfächern (privatissime). Die Unterrichtsstunden finden zur Tageszeit statt. Der Cursus ist halbjährig und beginnt mit dem 1. Mai und 1. November. Honorar 150 Mark. Ein zweiter Cursus 75 Mark. Ausserdem bezweckt die Anstalt durch einen zweijährigen Cursus in den Abendstunden die Ausbildung solcher junger Leute, denen die Betheiligung am Tagesunterricht unmöglich, für billiges Honorar. Die Brünner Webschule und die Handelskammer. Die Brünner Handelskammer fasste in ihrer Sitzung vom 9. September 1878 den Beschluss eine Enquete einzusetzen, welche über die bisher erzielten Erfolge der Webeschule referiren und etwaige als nothwendig sich erweisende Reformen dieser Anstalt in Vorschlag bringen sollte. In der Sitzung vom 21. Junia. c. hat sich nun die Enquete ihrer Aufgabe erledigt