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158 so sind doch in letzter Zeit Fortschritte gemacht, welche auch dieses Ziel zu erreichen, in sichere Aussicht uns stellen. Wir besitzen aussei’ mehreren echten gelben und braunen Farbstoffen bereits heute drei Farben, welche, was Echtheit anbetrifft, die gewöhlichen Aniline derselben Type bei weitem übertreffen. Es sind diese das Methylenblau der Badischen Anilin- und Soda-Fabrik , das Malachit Grün von Meister Lucius & Brüning in Höchs a. M., Actien - Gesellschaft zu Berlin; Bindschedler & Busch (Solidgrün); B. A. & Soda-Fabrik (Neu-Victoria - Grün); schliesslich das Ponceau- Roth , Eccarlate, Rouge-Ersatz, Rouge-Roth mehrerer Fabriken. Beim Blaufärben hat man, sobald kein Muster gegeben ist, zu wissen, was für ein Blau hergestellt werden soll Wir unterscheiden folgende Blau: 1. Anilinblau und Alizarinblau. 2. Kaliblau. 3. Küpen blau (Indigokarmin). 4. Holzblau. 5. Aufsatzblau. 6. Blau mit Indigoersatz. A nilinblau. Die verschiedenen Blau, welche im Handel vorkommen, selbstverständlich unter den verschiedensten Namen zer fallen in a) Spritlösliche, b) Wasserlösliche. Spritlösliches Blau ist in seiner Nuance unübertrefflich, jedoch sehr unecht; man färbt es nur für bestimmte Zwecke in Baumwolle. Auf Gewebe .findet man es selten. Die gewöhnlichen wasserlöslichen Blau in den Schat- tirungen von Hell-Himmelblau bis Tegetthoffblau (Induline, Blakley-Blau) und Schwarzblau, Nigrosine, Blau etc., er fordern die bekannten Vorarbeiten behufs ihrer Application, die ich hier nur einfach zusammenstellen werde. Berechnet sind die Sätze per 5 Kilo Garn oder Stoffe. 1. Wasserlösliche Blau (helle Farben). Beizansatz: 4 Kilo Alaun I. 3 l / 2 Kilo Soda II. 2 „ Brechweinstein III. GO Liter Wasser IV. Man gebe I zu 40 Liter Wasser, setze II langsam unter Umrühren zu, lasse III in 20 Liter Wasser, schütte es zu und lässt das Ganze gut gerührt klären. Man beizt mit Tannin oder schmakirt (circa 60 Gramm Tannin oder 1 Kilo Sumach), ringt oder quetscht ab, und färbt auf frischem Bade unter Zusatz von 6 Liter Beize und 100 Gramm Alaun und unter langsamer Zugebung der Farb stoff-Solution heiss aus und lässt in derselben Flotte aus kühlen. Das Bad wird aufgehoben und beim nächsten Male nur die Hälfte der Beize und des Alauns genommen. 1. Bad von 450 Gramm Marseiller Seife, circa 50 Liter, 45° R. heiss, umziehen, abwindeu ; 2. Beize von 2 1 / 2 Kilo Bleizucker und 0,700 Gramm Alaun, 30 Liter Wasser, 40° R. heiss aufstellen; oder 3. In Bad 2 nach mehrmaligen Umziehen den Farbstoff gelöst hineingeben, erhitzen bis zum Kochen; oder : Ohne zu beizen, ausfärben in einem Bade, dem saure Thonerde-Beize zu geben ist. Ansatz zur essigsaurer Thonerde-Beize: oder : 15 Theile Bleizucker, 20 „ Alaun, 5 „ Soda, 100 Theile Wasser per 40 Kilo Garn oder Stoff: 1. Seifen, trocknen, 2. Beizen mit : 1 Kilo Brechweinstein I. I 1 2 Kilo Alaun II. I I 2 » calcinirte Soda III. essig- 20—30 Liter Wasser IV. IV IV I 4- II : — 4- IH 4- 2 klären lassen, Beizen bei 40° R. ausringen. Ausfärben bei 25° R. unter Ansäuren des Bades. Man lässt das Bad stehen und färbt mehrere Partien hintereinander in demselben Bade aus, wodurch die letzten immer grüner werden ; oder: per 3 Kilo Garn. Beize von 30 Liter Wasser, 20 Gramm Bleizueker, 35 „ Alaun odei’ : 30 Liter Wasser, 350 Gramm, ausfärben in einem Bade unter Zusatz von 30 Gramm 40°l 0 Essigsäure; oder : per 60 Kilo Garn: 1. Tanninbad, l / 2 Kilo. 2. Koncentrirtes Seifenbad. 3. Beizen mit 50 Kilo Alaun, 25 Kilo Bleizucker, 2 Kilo Pottasche. 4. Färben unter Zusatz von Leim. Man kann auch in der Färbflottc von der klaren Flüs sigkeit von 3 hineingeben und ausfärben mit Leimlösung wie bekannt; oder: per 15 Kilo. 1. Bad von 1 / 2 Kilo übermangansaures Kali, auswiuden, 2. „ „ 1 / 2 „ Zinnsalz, waschen, 3. Ausfärben wie bekannt; oder: Dunkelblau 5 Kilo. 1. Schmakiren, 2 Kilo Sumach, 2. Beizen mit 80 Gramm Zinnsalz, 3. Ausfärben mit der nöthigen Blausolution unter Zusatz von 100 Gramm Oxalsäure, 60° R. warm. Marineblau auch Nicholsonblau. Dunkelblau färben mit Methylviolett übersetzen; oder: per 50 Kilo. Heiss behandeln mit l 1 /* Kilo Soda und 200 Gramm Alkaliblau erhitzt bis auf 70° R , säure auf frischem Bade mit 390 Gramm Schwefelsäure, umziehen, waschen. Durch Passagen von Türkischroth-Oel, trocknen, beizen mit Tannin oder Chlorzinn oder Breehweinstein oder essig saure Thonerde erhält man vollere und intensivere Nuancen. Man kann auch beizen mit Bleizucker allein, dann trocknen, passiren durch ein heisses Seifenbad unter Zusatz vom Ammoniak, dann waschen und färben. Gewebe können nach einer oder der anderen Vorschrift, wie ich hier mehrere vorführte, behandelt werden. Man kann aber auch die Stoffe mit einer Albumin lösung unter Zusatz des nöthigeo Farbstoffes klotzen, trocknen, dämpfen oder auch statt letzterer Operation die Gewebe durch kochendes Wasser ziehen. Will man mit Casein arbeiten, so klotzt man wie bei dem eben angegebenen Verfahren mit Albumin, zieht dann durch kochendes Wasser unter Zusatz von Essigsäure. Im- prägnirt man mit einer alkalischen oder sauren Lösung von Kleber, so kann man mit Dampf oder kochendes Wasser fixiren. Mit zinnsaurem Natron, Zinnoxyd Natron, arbeitet man auf folgende Art: Man klotzt mit einer 4° Lösung, quetscht ab, passirt ein 1° B. starkes schwefelsaures Bad und wäscht nach dieser Operation sehr gut aus. Man kann auch zumeist mit einer Gerbstofflösung pfartschen, dann mit zinnsaurem Natron imprägniren, gut abquetschen, durch ein schwaches Salmiakbad passiren, dann spülen. Mit einer Beize von gerbsaurem Leim arbeitet man, indem die Waare zuerst mit einer Leimlösung, dann mit einer Gerbstofflösung oder auch umgekehrt imprägnirt wird, man trocknet und färbt auf bekannte Art aus.