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und genaueste Beobachtung der feinschlagenden Verhältnisse erfordert, wenn man sonst den mit der Zeit in dieser Be ziehung fortschreitenden Anforderungen genügen will. Man wird mich denn wohl auch f einer Uebertreibung zeihen, wenn ich mir anzuführen erlaube, dass man im Punkte der Melangen nie auslernt; und wenn irgend ein Wort unserer hervor ragenden deutschen Dicher zutreffend war, so ist es das unseres Altmeisters Goethe : Wei- ist Meister ? Wer was ersann 1 Und wer Geselle? Wer was kann! Und wer Lehrling? Jedermann! Bei der Herstellung einer nach allen Richtungon hin Untadelhaften Melange sind es nun so verschiedene und in ihren Grundzügen nichts mit einander gemein habende Factoren, welche zur Mitwirkung gelangen, und wenn man berücksich tigt, dass ein jeder - einzelne dieser Factoren eine bestimmte Sachkennfniss erfordert, so möchte es jedem nur einigermaassen mit der Sachlage Vertrauten einleuchten, dass eine Melange, die den gespanntesten Anforderungen entsprechen soll, gewisser- maassen eine technische Schwierigkeit ist. Erwägt man. dass erstens eine zweckentsprechende Beschaffenheit des Rohmaterials, also der Wolle, Grundbedingung einer guten Melange ist, dass ferner eine geeignete Sortirung derselben, und im Ferneren eine rationelle Behandlung in der Wäsche und in der nach folgenden Färberei ausschlaggebend ist, so sind es schon vier Punkte, von welchen der Ausfall einer guten Melange abhängig ist, ehe mit derselben überhaupt nur der Anfang gemacht worden ist. Sind diese vier Punkte nun erfüllt, so ist zunächst das Verfahren bei der ersten Mischung der farbigen Wollen, resp. die eventuellen, hierbei zur Anwendung gelangenden Maschinen von Wichtigkeit, und hierauf folgt nun die endgiltige Verarbeitung der bereits provisorisch gemischten Wollen auf den Krempeln, dem eigentlichen zweiten Stadium der Mischung, und zuletzt die zweckentsprechende Beschaffen heit dieser Maschinen sowie das System derselben Fasst man nun alle die hier angeführten Factoren zu sammen, so sind es deren sieben, die alle zur Mitwirkung bei der Herstellung tadelloser Melangen berufen sind, und die speciell für den Spinner auch genügen. Für den Tuch- und Stofffabrikanten tritt jedoch noch ein achter Punkt hinzu, und dieser besteht darinn, dass die Waare in der Walke möglichst schnell und vollständig vom Schmutz gereinigt wird, ehe der eigentliche Walkprocess beginnt, damit die einzelnen Farben der Melange möglichst frisch bleiben, d. h., dass die scharfe Begrenzung derselben nicht verloren geht. Es ist dies eine Klippe, an der nicht selten alle vorhergegangene Sorgfalt und Mühe scheitert. Wenden wir uns jedoch jetzt zu dem ersten Punkt, dem Rohmaterial, also der Wolle. Die erste Bedingung zur Erzielung gelungener Melangen ist die, dazu fehlerfreie und von Natur geeignete Wolle zu verwenden. Man vermeide also solche von krankem oder gefallenem Vieh, sogenannte Sterblingswollen, oder, da die Verhältnisse doch einmal den Menschen bestimmen, man sortire dieselbe möglichst sorgfältig vor dem Verbrauch. U n- be dingt zu vermeiden sind Wollen, deren Träger an irgend einer Hautkrankheit, als Räude, Grind etc. etc. gelitten haben. Man erkennt diese Wollen an den kleinen festen Knötchen, die am Schnitt des Vliesses, also da, wo dasselbe vom Fell getrennt ist, sitzen. Sodann charakterisiren sich derartige Wollen von hautkrankem Vieh auch noch dadurch, dass die Spitzen des Stapels zusammengerollt erscheinen und filzig sind. Es rührt dies daher, dass das Vieh sich, getrieben durch das die Krankheit begleitende Jucken des Felles, an allen Gegenständen, Bäumen, Häusern, imd besonders den Stall wänden reibt und scheuert, wodurch eben die äussersten Spitzen des Stapels sich zusammenrollen und verfilzen. Sodann kann auch schlechte oder ungenügende Nahrung der Grund sein, dass der natürliche Stapelbau des Vliesses beein trächtigt wird. Es sind dies diejenigen Wollen, die man im Handel allgemein mit de’ - Bezeichnung „Hun ge r wo 11 en, belegt und kennzeichnen sich diese durch eine gewisse Dürf tigkeit im Stapelbau, sowie dadurch, dass das Vliess am Schnitt meistens verfilzt erscheint, und sich sehr schwer öffnen lässt. Auch die Gerberwollen, und im ferneren die, welche vom Felle des Schlachtviehes geschnitten wird, die sogenannte Schnittwolle, sind in vielen Fällen ungeeignet, nm zu Melangen verwendet zu werden, und wird man immer gut thun, diese vor der Verwendung zu Melangen genau zu untersuchen. Die jenigen Gerberwollen, welche vom Fell gestossen werden, führen kleine Stücke von der Haut des Thieres (nicht Fell) mit sich, und sind diese ungemein schwierig zu entfernen, vielmehr zerkleinern sich diese Hautfetzen beim Wolfen der Wolle in unzählige kleine Stückchen, und verderben somit die ganze Wolle , insofern diese zu Melangen be stimmt ist. Hat der Fabrikant aber nun derartige Wollen einmal auf Lager, so müssen diese, wenn sie sonst nicht für einfarbige Waare verwendet werden können, eine derartige Anwendung finden, dass die durch fehlerhafte Wollen entstehenden Mängel der Melangen möglichst umgangen, resp. gemildert werden. Man kann hier verschiedene Wege einschlagen. Entweder man bestimmt die quest. Wolle zu Melangen, deren Farben nicht viel von einander abweichen (z. B. Modefarben, die mit Weiss gemischt werden sollen), oder aber, wenn das Gegentheil stattfindet, bestimme man solche unter allen Umständen zu derjenigen Farbe, welche in der Mischung in einem überwiegendenProcentsatz (70—90% und darüber) vertreten ist. Beachtet man die hier gegebenen Winke, dann kann man mit ziemlicher Zuversicht annehmen, dass die andernfalls bestimmt eintretenden Mängel gemildert, unter Umständen ganz umgangen werden. Die Fabrication von Flocken- und Perlstoffen. Von Robert Denk. VII. Zur Erzeugung von Biudungseffecten für Perl Stoffe sind die hier folgenden Anleitungen in neuerer Zeit besonders aus gebeutet worden. Die eigentliche Verbindung dabei besteht aus Schussripps, welcher verschieden starke Kettenthcile enthält und in den mannigfachsten Variationen umgesetzt werden kann Es wird dabei auf folgende Weise verfahren: Der zu er zielende, resp. gewünschte Effect wird durch einen sogenannten Tuchköper skizzirt und in einem abgeschlossenen Rapporte auf gezeichnet, nur muss in letzteren die Anzahl der Kettenfäden durch 2 theilbar sein. Alsdann fertigt man eine neue Zeichnung (die sogenannte Bindung), in der jeder Kettenfaden der Skizze als ein Theil von 2, 3, 4, 5 oder mehr Fäden übertragen und jedem Schuss ein „Durchbruch“ hinzugefügt wird. Zum besseren Verständniss werde ich hierbei die Ent stehung der Bindung Fig. 38, resp. des Waareneffectes Fig. 39 aus der Skizze Fig. 37 als Beispiel nehmen. Letztere ist eine Schlange aus einem 7 bündigen Tuchköper, zu welcher der 8. rechts stehende Kettfaden nur ergänzend hinzugefügt ist, um den Kettenrapport durch 2 theilbar zu bekommen. In Fig. 38 ist jeder Kettentheil aus der Skizze über 4 Kettenfäden ge zeichnet, und ausserdem für jeden Schuss aus Fig. 37 noch in der Bindung Fig. 38 ein durchbrechender Einschlag dazwischen gesetzt, so dass letztere einen Kettenrapport von 4 X 8 = 32 Faden und einen Schussrapport von 2 X 12 = 24 Schuss er halten muss. Das eigentliche Zeichnen ist etwas schwierig und erfordert viel Aufmerksamkeit, es muss desshalb zur Erleichte rung mit 2 Farben ausgeführt werden und zwar so, dass zuerst mit dunkler Farbe alle 12 Einschläge der Skizze (von unten nach oben gezählt) in folgender Ordnung in Fig. 38 unter gebracht werden: 1, 4, 5, 8, 9, 12, 13, 16, 17, 20, 21 und 24, hierauf wird alsdann mit hellerer, resp. anderer Farbe zu jedem dunklen Schuss (bald drüber — bald drunter) ein Durch bruch dazwischen gezeichnet. Demnach ist in Fig. 38 der zweite Schuss der Durchbruch vom ersten, der dritte der jenige vom vierten Einschläge, etc. Es ist also jedes zweite Schusspaar nur umgekehrt eingesetzt, indem der betreffende