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Die Maschinen der Bleicherei, Färberei, Appretur und Druckerei. Original-Abhandlung von H. Wärter. I. Wenn im Nachfolgenden der Versuch unternommen, die neuesten Erscheinungen des Maschinenwesens im Gebiete der Bleicherei, Färberei, Appretur und Druckerei den geehrten Lesern der Textil-Industrie vorzuführen, so lag es nicht in der Absicht des Verfassers, diese in einer gewissen Reihen folge, nach einem bestimmten System, oder in die Schablone einer passenden Eintheilung zu ordnen, im Gegentheil um den Industriellen und Interessenten der verschiedensten Bran chen und von anderer Seite geäusserten Wünschen gerecht zu werden, wählte derselbe für die ersten Artikel dieser län geren Abhandlung, solche Maschinen, .von denen er annehmen durfte, dass sie das Interesse auch weiterer Kreise erwecken dürften. Maschinen zum Ausbreiten: Ausbreiter, zum Strecken: Ausstreckmaschinen, waren von jeher Gegenstand des beson deren Studiums der ' Maschinen-Fabriken; die endliche Er reichung ihres Zweckes, ihre grösstmöglichste Leistungs fähigkeit und Effect der Wunsch aller Stoff- und Stück-Mani pulanten. Wie bekannt, wird Stückwaare durch Bleichen, Trocknen, Färben, Drucken und Appretiren schmäler und ungleich, es verlieren die Schussfäden ihre rechtwinkelige Stellung zu den Kettenfäden, im fertigen Zustande entbehren die Stücke eines jeden Ansehens und haben den Anschein einer mehr oder minder nachlässigen, ich möchte fast sagen stümper haften Behandlung, um so mehr, als Farbe oder Druckmuster und Appretur nicht zur Geltung kommen. Zugleich ist die Schmäle der Waare ein wesentliches Hinderniss beim Verkauf. Man verlangt das Gewebe nach der Appretur in der Art, dass die Fäden desselben frei vor den Augen liegen, in derselben Lage, wie es vom Webstuhl gekommen, dazu in einer entsprechenden Breite ohne alle Biegungen, Falten und Brüche. In den letzten Jahren brachten Ausbreit-Apparate auf den Markt die Firmen: Baerlein & Co., Manchester, William Birch, Salford; E. Marcadier, Paris; Bossbardt & Co., Näfels; Julien Dewilder, Cambrai; Heilmann Ducommun & Steinlein, Mühlhausen; C. G. Haubold, Chemnitz. Ferner E. Parkinson in Norwich endlich Butterworth & Co. in Philadelphia; dann A. Lacassaigne; die Palmer European Patent Tentering and Finishing Co. Hesfords Patent-Ausbreiter, welcher in den letzten Mo naten von Baerlein & Co. auf dem Continente offerirt wurde, steht in den ersten englischen Cotton-Manufaeturen in Verwendung: The Dacca Twist Co. (15) Apparate; Ainsworth Sohn & Co. in Halliwell (10), Hardcastle & Co. in Bolton (9) u. s. W, im Ganzen über 400 Apparate, sind in England in Thätigkeit; sicher ein glänzendes Zeugniss für die Verwendbar keit und Leistungsfähigkeit dieses Ausbreiters. Dieser Ausbreite -Apparat, welcher in jeder gewünschten Breite geliefert wird, hat die Gestalt einer länglichen Trommel mit einem Durchmesser von 18", 15" oder 12" und ist eine aus Messingschienen und mittelst Keilen auf einer hohlen Welle befestigten Excenters zusammengesetzte Walze. Die Messingschienen sind der Länge nach gerippt und in der Mitte der Walze vierkantig, die Bippen sind im rech ten Winkel zur Achse. Die Schienen sind durch T-geformte Leiter mit den Excentern verbunden, welche auf die hohle Welle gekeilt, an jedem Ende adjustirbare Lager haben, die durch die Endlager passiven. Die Welle ist mit Bechts- und Links - Gewindschrauben versehen, durch welche mehr oder weniger Ausbreitung ge geben werden kann. Die adjustirbaren Lager haben Zeiger, die Endlager Buchstaben oder Nummern. Die Zeiger markiren den Theil des Apparates, wo die Spannung der Excenter am grössten, wo also die Waare vom Apparat abgenommen wird. Der Apparat kann beliebig gestellt werden, man stellt nur die Zeiger an jedem Ende der Maschine auf die gleichen Buchstaben oder Nummern. Der Aus breite-Apparat wird stets durch die Waare ge- getrieben und bewegt; seine Anwendung kann in dreifacher Weise geschehen, und zwar verbunden. 1. Mit Calander oder Mangel. 2. Mit der Trocken maschine. 3. Mit einer Aufrollmaschine. In allen diesen drei Verbindungsarten wird die Waare ganz unabhängig vom Apparate bewegt, nur muss dieselbe genügend gespannt werden, damit sie nicht ausgleiten kann. Das Princip des Apparates besteht darin, die Waare auf dem Apparate festzuhalten von dem Augenblicke an, wo sie den selben berührt, und um dies zu ermöglichen, ist die Walze am Berührungspunkte geschlossen. Die gerippten Messing schienen halten die Waare fest, von dieser Stelle bewegt sich die Waare mit ihren Kanten in stets wachsender Spannung weiter bis zu dem Punkte, wo die Excenter am weitesten von ein ander stehen, dort verlässt die Waare die Walze, nachdem sie eine halbe Umdrehung mit dieser in Berührung war. Da durch, dass die Bippen im rechten Winkel zur Achse stehen, wird der Ausbreit-Effect erhöht, die Schussfäden in recht winklige Position zu den Kettenfäden gebracht. Jede auf den Ausbreit-Apparat gebrachte Waare soll eine gewisse Feuch tigkeit haben, einerseits, damit die Bippen die Waare besser fassen, andererseits damit die scharfen Kanten dieser die Waare nicht zerreissen, wie auch eine rasche Abnützung dieser Theile verhindert wird. In Verbindung mit Calander kommt der Apparat vor die Walzen, und zwar so nahe wie möglich an diese, bei Trockenmaschinen ist derselbe dircet über den ersten oder den zweiten untern Cylinder placirt. Die Construction des Aufroll-Apparates ist folgende: Das viereckige Gestell, auf welchem der Ausbreit-Ap parat montirt ist, trägt in der Mitte seiner Vorderseite zwei Lager, in welchen der auf eine Büchse aufgewickelte Stoff in einer durchgesteckten Querstange ruht. Oben im Anfang des Gestelles liegen zwei Stoffwalzen mit starker Pressions-Vorrichtung versehen, durch welche das Gewebe passirt; hinter diesen liegen 2 — 3 spitz- und stumpfwinkelig gestellte Querleisten, schliesslich ganz nahe am Ausbreiter selbst eine Stoff- oder Holzwalze mit Flanell überzogen. — Gleich hinter dem Ausbreiter ist die in einem seitlichen Lagergestell befindliche Aufwickelwalze (I), über dieser liegt in der Verlängerung desselben Gestelles eine zweite Walze (II), welche in Verbindung mit der Aufwickelwalze eine sinn reiche Vorrichtung und Führung mittelst Kette, Zahnstange und Hebelpression erhält, wodurch ermöglicht wird, dass die Waare mit Pression, glatt und gespannt aufläuft. Der Antrieb geschieht durch eine Uebersetzung auf die Aufwickelwalze. Das Gewebe geht hier scharf angespannt durch die am Vordertheile unter Pression stehenden Walzen durch die Querleisten in schlangenförmiger Windung über die ganz nahe am Ausbreiter befindliche Walze, legt sich somit fest und zwar unten um den Ausbreiter herum, verlässt diesen an dem Theile, wo die Spannung am grössten, wickelt sich dann aber unmittelbar auf die Walze I auf. Diese, mit ihren Lagern sich hebend, nimmt trotz des wachsenden Umfanges des auf ihn auflaufenden Gewebes dieses immer direct von dem Breithalter ab, unter Pression und in Verbindung mit der über sie gelagerten Walze II. Der Ausbreite-Effect würde sich vermindern, eventuell ganz verloren gehen, wenn die den Apparat treibende Waare einen, wenn auch nur verhältnissmässig kurzen Weg, bevor sie zur Aufwicklung gelangen, zurücklegen müsste. Der Aus breite-Effect schwankt zwischen 6, 8 bis 10°/ 0 der be züglichen W aarenbreite. Leistungs-Effect: Die Fäden des Gewebes gelangen in ihre ursprüngliche Lage zurück. Sämmtliehe beim Stärken entstandene, durch Aufhängen, Trocknen und Abziehen hervorgebrachte Biegungen, Falten und Brüche etc. verschwinden, die Waare geht exact und